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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen
Autoren: J Auxier
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Anzug das Holzberührte, packten die Zahnräder zu, fraßen sich durch die Platte und zerfetzten sie in tausend Stücke. Kinder und Erwachsene gingen in Deckung, als die Splitter in alle Richtungen flogen.
    Peter ignorierte den Lärm und rannte, bis er zum Glockenturm kam. Er rüttelte an der Hintertür, musste jedoch feststellen, dass sie mit einer Art Mörtel versiegelt war. Seine einzige Fluchtmöglichkeit war eine Treppe, die aus der Mauer hervorsprang. Er hatte keine Ahnung, wohin sie führte, aber zumindest konnte er damit ein wenig Zeit gewinnen. Er lief die steinernen Stufen hinauf, die sich im Zickzack immer höher über den Speisesaal erhoben.
    Der König sah ihm amüsiert zu. »Eine Sackgasse!«, rief er. »Zu schön, um wahr zu sein!«
    Peter entdeckte zu spät, was sein Onkel damit meinte: Die Treppe endete in einem Vorsprung, der in etwa zwanzig Meter Höhe über dem Speisesaal ragte. Verzweifelt suchte er nach einer Tür oder Leiter, doch da war nichts.
    Nun, da Peter so gründlich in der Falle saß, ließ Incarnadine sich Zeit mit dem Aufstieg. Während er die Stufen erklomm, prahlte er: »Vor mir hatte niemand in diesem Königreich eine Ahnung, welche Uhrwerk-Wunder es jenseits unserer Meere gibt. Ich allein bin losgesegelt, um diese dunkle Magie zu lernen. Doch dann entdeckte ich, dass es überhaupt keine Magie war. Es war nur ein Haufen Buchstaben und Zahlen. Und im Gegensatz zur Magie konnte man diese ›Wissenschaft‹ erlernen und sich untertan machen.« Er ließ seinen Arm über die Felswand streifen. Funken sprühten, als die wirbelnden Klingen sich am Stein wetzten. Die Leute unten jubelten über diese beeindruckende Demonstration.
    »Hör sie dir an«, sagte er zu Peter. »Gegen solche Trickssind sie machtlos. Ich habe hirnlose Tiere zu Dienern gemacht und Diener zu hirnlosen Tieren.« Seine Stimme triefte vor Verachtung.
    Peter blieb reglos stehen und lauschte, aber nicht auf das, was der König sagte, sondern auf die Geräusche der Messerklingen. Incarnadine kam näher und senkte seine Stimme zu einem gehässigen Flüstern. »Aber das Beste, mein lieber Neffe, war, dass diese ›Magie‹ es mir ermöglicht hat, zum Palast zurückzufliegen, mich unbemerkt in diesen Saal zu schleichen und meinem Bruder bei lebendigem Leib das Herz aus der edlen Brust zu schneiden.«
    »Ungeheuer!« Peter schleuderte den Angelhaken wie eine Lanze. Die Spitze streifte Incarnadines Gesicht, der Mann taumelte und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. Entsetztes Gemurmel erhob sich, als die Bürger das Blut sahen, das aus der Wange ihres Großen Herrschers rann. Peter hörte, wie seine Waffe die Treppe hinunterschepperte und unten ins Wasser fiel. So viel zum Thema Schicksal.
    Incarnadine tobte vor Zorn. »Du elender Wurm!« Er stürmte die verbleibenden Stufen hoch. »Hast du wirklich geglaubt, du könntest deine teuren Eltern rächen? Und mich vom Thron stürzen?!« Er schwang seinen Arm, und ein Dutzend kleine Messer fraßen sich in Peters Schulter. Der Junge krümmte sich zusammen und schrie auf vor Schmerz. »Steh auf!« Incarnadine packte ihn an der Gurgel und hob ihn hoch. Peters Füße zappelten in der Luft.
    »Du warst nie ein Prinz.« Der König presste seine Finger zusammen. »Du bist nichts als ein armseliger! nichtsnutziger! DIEB!«
    Peter rang nach Luft, und dieses letzte Wort hallte in seinem Kopf wider:
    »DIEB!«
    Es wurde immer lauter, bis er nichts anderes mehr hören konnte.
    »DIEB!«
    Es stimmte. Selbst wenn er wie durch ein Wunder den Kampf gewonnen hätte, was verstand er denn schon vom Herrschen? Er war ein Verbrecher. Er war der Betrüger.
    Doch dann erinnerte sich Peter an eine andere, ruhigere Stimme – die des Professors, als er seine Abschiedsworte gesprochen hatte. Erinnere dich vor allem an dein wahres Wesen . Während der ganzen Reise hatte Peter gedacht, damit wäre gemeint, dass irgendwo in seinem Innern ein edler Krieger steckte. Aber vielleicht hatte er ja genau das Gegenteil gemeint? Dass Peter kein Krieger war, sondern ein schmutziger, verschlagener Dieb … der größte Dieb, der je gelebt hat. Und warum sollte ein Dieb kein Held sein können? Auf einmal erkannte er, dass all das Schlimme in seinem Leben – seine Elternlosigkeit, Mr Seamus, die Bußwüste – ihn auf diesen Moment vorbereitet hatte. Er rang nach Luft, und in seinem Herzen breitete sich neuer Kampfwille aus. Aber diesmal würde er auf seine Art kämpfen.
    Als Erstes die Halunkenfragen.
    Wo befand er
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