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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen
Autoren: J Auxier
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nächsten standen, und sie packten Peg sofort und drückten sie auf den Boden. »Wenn ich mit dem Jungen fertig bin, mache ich mit ihr weiter.«
    Langsam gingen der Dieb und der König aufeinander zu. Obwohl Peter es nicht sehen konnte, hatte er eine erstaunliche Ähnlichkeit mit seinem Gegenüber. Beide hatten dasselbe dunkle Haar, dasselbe kantige Kinn und dieselbe schlanke Gestalt – auch wenn die des Königs unter fünfzig Kilo poliertem Stahl verborgen war. Peter lauschte auf das Surren des Uhrwerks unter dem glänzenden Panzer: Federn, die sich anspannten, Kolben, die sich bewegten, Zahnräder, die knirschten. Wer wusste, welche schrecklichen Kräfte diese Rüstung besaß?
    Die beiden begannen einander zu umkreisen. »Komm schon, Neffe«, spottete Incarnadine, um den Jungen zum Angriff zu bewegen. »Nicht so schüchtern.« Peter war nicht nur schüchtern, er war wie gelähmt vor Angst. Doch das sah man ihm nicht an. Sir Todes Lektionen hatten ihm zumindestdas nötige Drumherum beigebracht, und die Uhrwerk-Rüstung des Königs hatte immerhin den Vorzug, dass Peter jede noch so kleine Bewegung seines Gegners hören konnte. Wie ein Schatten ahmte er jeden Schritt seines Onkels nach, wobei er stets an die beiden Klingen dachte, die in den Unterarmen verborgen waren.
    Endlich hörte Peter eine Eröffnung. Er machte einen Ausfall und ließ seinen Angelhaken durch die Luft zischen.
    Damit hatte der König nicht gerechnet, aber er fasste sich schnell wieder. Er hob seine gepanzerten Hände, packte den Haken und verbog ihn, als wäre er aus Karamell. »Du bist nicht gerade ein großer Fechter, mein Junge.« Er riss Peter die Waffe aus der Hand und schleuderte sie zu Boden. »Aber das macht nichts. Das war dein Vater auch nicht.«
    Damit ging Incarnadine zum Gegenangriff über. Er schwang seine beiden Schwerter in ständigem Wechsel – eins hoch, eins tief. Peter hatte kaum Zeit, zur Seite zu springen, um einem Fußhieb zu entgehen, da zielte schon die zweite Klinge auf seinen Kopf. Mit Rückwärtsrollen wich der Junge einem Schwertstreich nach dem anderen aus. Bei jedem Angriff jubelten die Erwachsenen ihrem heldenhaften Anführer zu. Einige gingen sogar so weit, ihre Finger aus den Ohren zu nehmen, um Beifall zu klatschen.
    Peter tauchte zwischen den Beinen seines Onkels hindurch und lief quer durch den Saal, um seinen Angelhaken zurückzuholen. Incarnadine jagte mit schwingenden Schwertern hinter ihm her. Stahl klirrte gegen Stein, als der König seine Beute verfolgte. Peter versuchte den Angriff mit seinem verbogenen Angelhaken abzuwehren, doch zu mehr war die Waffe nicht zu gebrauchen. Solange der König seine Rüstung trug, war es unmöglich, ihn zu töten.
    »Ein toller Krieger bist du!«, spottete Peter. »Nur einFeigling würde sich hinter einem Stahlpanzer verstecken, um gegen jemanden zu kämpfen, der nur halb so groß ist wie er!«
    Der König, dem es gar nicht gefiel, vor seinen Untertanen verhöhnt zu werden, hielt inne. »Also gut«, sagte er nach kurzem Überlegen und trat einen Schritt zurück. »Dann ziehe ich die Rüstung eben aus.« Das Volk jubelte bei dieser Geste der Tapferkeit. Er löste einen Haken an seinem Hals, und der Brustpanzer fiel mit hohlem Scheppern zu Boden. Das Ticken des Uhrwerks wurde lauter, und Peter konnte jetzt die einzelnen Räder, Kolben und Federn unterscheiden, die sich auf Incarnadines nunmehr entblößtem Oberkörper bewegten. »Aber ich warne dich, mein Junge. Die Rüstung war nicht zu meinem Schutz gedacht … sondern zu deinem.« Er drückte auf einen kleinen Schalter an seiner Seite, und der ganze Anzug erwachte zum Leben. Hunderte von Klingen, Sporen und Stacheln sprangen aus dem Uhrwerk heraus und wirbelten fauchend durch die Luft.
    Verwirrt lauschte Peter auf die tanzenden Klingen. Er hatte Mühe zu begreifen, was sich da vor ihm befand. »Ich versichere dir, es ist ein beeindruckender Anblick«, sagte Incarnadine, als er den Gesichtsausdruck seines Neffens sah. »Ich habe das Wunderwerk selbst gebaut. Jeder Zentimeter davon ist tödlich.« Er bewegte seinen Panzerhandschuh und bewunderte die Klingen, die überall an seinem Arm wirbelten und surrten.
    Peter begriff, wie dumm es gewesen war zu glauben, dass er seinen mordgierigen Onkel zu einem fairen Kampf herausfordern könnte. Hastig duckte er sich unter den Esstisch, um ein bisschen Abstand zwischen sich und den König zu bringen. Incarnadine folgte ihm und ging einfach geradewegs auf den Tisch zu. Sobald sein
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