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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen
Autoren: J Auxier
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dem Affen im Gang wieder ein. »Das ist alles meine Schuld. Ich habe die Kiste fallen lassen … Dabei müssen sie rausgefallen sein …« Seine Stimme zitterte. »Peter, es tut mir so leid.«
    Trotz seines unglaublichen Gehörs konnte der Junge seinen Freund nicht hören. Und ebenso wenig Frederick, der ein paar Meter weiter im Wasser schwamm, den Lärm des Kampfes oder die Schreie der Kinder. Peter hörte nichts außer dem hohlen Rauschen seiner eigenen Verzweiflung. Er war über die Meere gesegelt, durch die Wüste gewandert,hatte Diebe, Affen und sogar Seeschlangen überlebt, und all das in dem Vertrauen darauf, dass ihm im rechten Moment die magischen Augen zu Hilfe kommen würden. Er hatte sogar beinahe geglaubt, dass dieses letzte Paar der Beweis für seine königliche Herkunft war.
    Doch das war nun vorbei.
    Ohne die smaragdgrünen Augen musste Peter sich der Wahrheit stellen: Sie waren zum Scheitern verurteilt. Incarnadine würde die Kinder hinrichten lassen, seine Flotte wieder aufbauen und lossegeln, um die Welt zu erobern … Und all das war Peters Schuld. Seine Wangen glühten, wenn er daran dachte, dass er derjenige war, der Peg und die anderen in diesen Krieg geführt hatte. Einen Krieg, den sie nicht gewinnen konnten. »Die Augen sind weg … und mit ihnen jede Hoffnung auf einen Sieg«, sagte er. »Wir müssen uns ergeben.«
    Bis zu diesem Punkt war Sir Tode voll Mitgefühl gewesen. Doch nun war Schluss. »Aufgeben?!« Energisch stellte er sich Peter in den Weg. »Kommt überhaupt nicht in Frage! Wir haben geschworen, dass wir unsere Aufgabe erfüllen, und zwar nicht nur dem Professor, sondern auch Peg, Simon und uns selbst. Unsere Freunde verlassen sich auf uns. Du musst vielleicht nie in einen Spiegel sehen, Peter, aber ich. Und dann will ich keinen Feigling vor mir haben. Ich kämpfe weiter, und wenn es sein muss, bis in den Tod. Lieber als Märtyrer sterben, denn als Weichling weiterzuleben.«
    Der Ritter sprach mit solcher Inbrunst, dass Peter keine Chance hatte, ihn zu unterbrechen. Stattdessen war er gezwungen zuzuhören. Und mit jedem Wort wuchs seine Scham. Da stand sein bester Freund, der nicht einmal Hände hatte, um eine Waffe zu halten, und erklärte, dass er bereit war, bis in den Tod zu kämpfen. Während Peter nochüberlegte, was er darauf sagen sollte, vernahm er wieder die Stimmen hinter den Mauern des Palasts, und diesmal hörte er wirklich zu. Er hörte, wie Simon und Titus krächzten: »Lang lebe die Linie!« Er hörte, wie Scrape und Lillian riefen: »Beschützt die Prinzessin!« Und vor allem hörte er, wie Peg den Kindern sagte, sie brauchten keine Angst zu haben, denn »Prinz Namenlos kommt uns zu Hilfe«.
    Da begriff Peter, wenn er jetzt aufgab, würde er dem Schicksal den Rücken zukehren. Seinem Schicksal. Magische Augen hin oder her, er hatte eine Aufgabe. Er griff in seinen Diebessack, legte die Finger um das kalte Metall seines Angelhakens und holte die Waffe heraus. Sie lag perfekt in seiner Hand.
    Frederick platschte näher ans Ufer. »Ich will ja nicht neugierig sein, Kumpel«, sagte er mit nervösem Lachen. »Aber du hast doch wohl nicht vor, mit dem Ding da zu fischen , oder?«
    »Nein.« Mit ernster Miene wandte Peter sich zum Palast. »Ich habe vor, damit zu kämpfen .«
    Peter und Sir Tode liefen, so schnell sie konnten. Ströme von Blut und Meerwasser rannen über den Boden. Überall um sie herum kämpften krächzende Raben und brüllende Affen. Die Schlacht war so laut und verwirrend, dass Peter Mühe hatte, nicht über seine eigenen Füße zu fallen. Doch trotz des Durcheinanders erkannte er, dass sein Freund Recht gehabt hatte: Die Raben waren dabei zu verlieren.
    Schließlich kamen sie zu einer erhöhten Brücke, von deren Brüstung Sir Tode die Situation besser sehen konnte. »Die Affen sind am Eingang des breiten Gangs, der zum Speisesaal führt«, berichtete er Peter. »Wenn sie den erreichen, ist alles vorbei.«
    »Dann müssen wir ihnen irgendwie den Weg versperren«, sagte Peter. Fieberhaft überlegte er, wie sie das anstellen könnten, aber Sirup und Bärenfallen hatte er gerade nicht zur Hand. Und die Zeit wurde auch immer knapper. Er spürte die Morgensonne auf seinem Nacken und wusste, dass bald die Frühstücksglocke ertönen würde wie zur Begrüßung der herandrängenden Affenmeute. Bei dem Gedanken an die Glocke fiel Peter wieder seine erste Nacht im Palast ein. Nach dem Glockengeläut waren alle Türen automatisch verschlossen worden. »Ich
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