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Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Titel: Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers
Autoren: Thomas Lötz , Peter Neururer
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Co-Trainer.«
    Neururer fühlt sich durchaus geschmeichelt, dass der »Lange« ihn um den kleinen Gefallen bittet, er glaubt aber nicht wirklich an das nette Versprechen, das ihm Hrubesch dabei gibt. Am Ende »kooperieren« die Studenten mit Hrubesch und Lameck - alle bestehen die theoretische Prüfung und erhalten die Lizenz.
    Etwa ein Jahr lang hört und sieht Neururer von Hrubesch nichts mehr. So langsam geht es auf die Saison 1986/87 zu, es ist ein Montagabend, als bei Neururers das Telefon klingelt.
    »Peter, Horst hier«, sagt Hrubesch, als hätte man sich gestern noch gesprochen.
    »Hallo Horst«, sagt Neururer.
    »Wenn du willst, kannst du morgen bei mir anfangen.«
    »Wie, wo soll ich anfangen?«
    »Ich bin jetzt Cheftrainer bei meinen Ex-Club Rot-Weiss Essen, du kannst hier bei mir als Co-Trainer anfangen, morgen.«
    Pause, dann spricht Hrubesch weiter:
    »Wir haben allerdings kein Geld, du musst also nebenbei auch noch die A-Jugend und die Amateure machen.«
    Neururer braucht nicht lange nachzudenken. Da ist er, sein Einstieg in den Profifußball. Er sagt sofort zu und denkt gleich darüber nach, wie er am schnellsten seine beiden Tennisschulen in Gelsenkirchen und Keddinghausen loswerden kann. Den Schuldienst als Diplomsportlehrer kann er umgehend quittieren, verbeamtet ist er noch nicht. Das ist der Moment, auf den Neururer gewartet, gehofft hat und an dem er alles auf eine Karte setzt. Es interessiert ihn überhaupt nicht, wie hoch sein Gehalt ist. Die Vertragskonditionen waren ohnehin vorbestimmt, Hrubesch hatte sie für ihn mit dem Vorstand des Zweitligaaufsteigers bereits ausgehandelt.
    Die Saison beginnt alles andere als optimal. Rot-Weiss Essen bewegt sich auf die Abstiegszone zu, doch irgendwie schaffen es Mannschaft und Trainergespann, die Klasse zu erhalten. Allerdings gilt für die Essener, was für jeden anderen Aufsteiger dieser Welt auch gilt: Die zweite Saison in der höheren Liga ist die schwerere. Für die Gegner ist der RWE nun kein unbekanntes Team mehr, die Zielsetzung des Revierclubs ist die Etablierung in der Spielklasse, und dann misslingt der Start. Für Cheftrainer Horst Hrubesch, der parallel zu seinem Amt mit Neururer auf der Kölner Sporthochschule im 32. Lehrgang die Fußballlehrerlizenz absolviert, kommt das Aus am 10. Spieltag. Nach der 1:3-Niederlage beim Namensvetter aus
    Oberhausen wird der »Lange« beurlaubt. Mit dem Klassiker aller Begründungen: anhaltende Erfolglosigkeit.
    Für Neururer ist klar, dass er aus Loyalität zu seinem berühmten Steigbügelhalter auch aufhört. Das gehört sich so, findet er. Egal, ob die noch nicht wirklich in Gang gekommene Trainerkarriere damit dann auch schon wieder Geschichte sein sollte. Peter Neururer hat seine Prinzipien, auch wenn er weiß, dass es das dann gewesen sein dürfte mit seinem Traum vom Profifußball. Bis auf das eine Mal, als er den erkrankten Hrubesch beim Auswärtsspiel in Aachen vertreten hat, hat Neururer ja noch nie als verantwortlicher Mann auf einer Trainerbank Platz genommen. Wie sollte also irgendwer mitbekommen haben, was er zu leisten imstande ist?
    Doch es kommt alles anders. Hrubesch ist gut befreundet mit Vereinsvizepräsident Klaus Bimmermann, dem Besitzer eines Essener Autohauses, in dem der Spieler Willi Landgraf eine Lehre absolviert. Hrubesch schlägt dem einflussreichen Bimfnermann vor, seinen Co- zum Cheftrainer zu machen. Neururer kenne die Mannschaft, so Hrubesch, er habe sie mit ihm zusammengestellt, man solle dem bisherigen zweiten Mann eine Chance geben. So kommt es, dass am ii. Spieltag gegen den SSV Ulm Peter Neururer mit gerade einmal 32 Jahren als neuer Cheftrainer auf der Bank von RWE sitzt.
    Zu seinem Einstand ist ein später ebenfalls noch bekannter werdender Schiedsrichter angesetzt worden: Markus Merk aus Kaiserslautern pfeift Neururers Debüt, das mit einem furiosen 3:0 endet.
    Wie schon bei seiner Einstellung ist Neururer auch bei seiner Beförderung weniger an der Höhe seines Gehalts als mehr am Titel interessiert. Sein Vorschlag ist schlicht: »Passt auf, streicht das >Go< in meinem Vertrag durch und schreibt stattdessen >Chef< dahin. Die Summen bleiben gleich, das Geld interessiert mich nicht, ich werde mich hier schon durchsetzen.«
    Der Verzicht auf einen neuen, ordentlichen Vertrag mit einem neuen, ordentlich ausgehandelten Salär wird sich schon sehr bald als mitentscheidender Fehler erweisen. Denn tatsächlich ist Neururer mit seinen 3600 Mark Monatsgrundgehalt - nach
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