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Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers

Titel: Peter Neururer - Aus dem Leben eines Bundesliga-Trainers
Autoren: Thomas Lötz , Peter Neururer
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kann man so etwas nicht wiederholen, weil man die Kräfte der Spieler regelrecht verheizt. Es sei denn, man hat einen so großen Kader wie Felix Magath ab 2011 in Wolfsburg.
    Der Spieler Peter Neururer ist über die Oberliga nie hinausgekommen. »Ich war Weltklasse«, hat er stets betont, »hab aber eben immer nur in der falschen Liga gespielt.« Der technisch durchschnittlich Begabte beginnt als Rechtsaußen, nachher rutscht er auf die Liberoposition, in Extremspielen wird er zum Manndecker umfunktioniert. Neururer gilt als großer Treter. Volles Rohr, aber immer Auge in Auge. Er erhält viele Rote Karten. Viele Zeitstrafen, die es damals noch gibt, und bei den Gelben Karten »war ich Rekordhalter in der Oberliga Westfalen. Aber es hat bei mir nie ein linkes Foul gegeben. Ich hab immer nur dann gefoult, wenn der Gegner noch eine Chance hatte, sich zu wehren.«
    Neururers erste Trainerstation ist beim TuS Haltern in der Saison 1984/85. Bei dem Landesligisten, der als Abstiegs-kandidat gehandelt wird, ist er Spielertrainer, dann verletzt er sich. Als er dem Vorstand vorschlägt, die Mannschaft häufiger trainieren zu lassen, um die Erfolgsaussichten zu verbessern, blocken die Offiziellen ab. Grund: Der Verein hat mit seinen Spielern eine Vereinbarung, dass sie für alle Einsätze im Trikot des Clubs Geld erhalten, Trainingseinheiten also inklusive. Neururers sinnvoller Vorschlag hätte schlichtweg den Etat gesprengt.
    Natürlich ahnt Peter Neururer nicht, dass er in diesem Moment exemplarisch vorgeführt bekommen hat, was ihn später oft noch zur Verzweiflung bringen wird. Aber in dem naiven Glauben, unter den handelnden Personen in der Fußball-Bundesliga herrsche ein gehobenes, weitsichtigeres Niveau, träumt er weiter seinen großen Traum: eines Tages Trainer in Deutschlands höchster Spielklasse zu sein.

Du hast keine Chance, also nutze sie - Der Einstieg ins Profigeschäft
    Peter Neururer hat früh begriffen, wie das Spiel läuft: Wenn man Bundesliga-Trainer werden will, aber kein verdienter Nationalspieler ist, also einer von denen, die ein paar mehr Länderspiele auf dem Buckel haben als Tobias Rau oder Herbert Neumann, ist man chancenlos. Die rein fachliche Qualität zählt nicht. Was einer braucht, ist Glück, Hoffnung oder doch einen Nationalspieler. Neururers Nationalspieler heißt Horst Hrubesch.
    Das vormalige Kopfballungeheuer, Siegtorschütze bei der Europameisterschaft 1980, und der zu dieser Zeit in der Verbands- und Landesliga als Spielertrainer tätige Neururer lernen sich an der Sporthochschule in Köln kennen. Dort absolvieren sie zeitgleich die A-Lizenz des Deutschen Fußball-Bundes, die dazu berechtigt, alle Mannschaften außerhalb des Profigeschäfts zu trainieren. Neben den beiden sind in dem Lehrgang auch der Bochumer Rekord-Bundesliga-Spieler Michael »Ata« Lameck dabei sowie Neururers Freund Michael Krüger, der unter ihm als Co-Trainer auf Schalke und nachfolgend bei Hannover 96 als Cheftrainer tätig sein wird. Und schließlich drückt auch Michael Henke hier die Schulbank, der später als Assistent von Erfolgscoach Ottmar Hitzfeld zweimal die Champions League gewinnen wird.
    Aus seiner Amateurzeit kennt Neururer Hrubesch als Gegenspieler. Mit der Spielvereinigung Marl hat er gegen den »Langen« im Trikot von Hamm gekickt. Einen großen Eindruck hat Neururer dabei augenscheinlich nicht hinterlassen. Hrubesch, der später mit dem Hamburger SV dreimal die Deutsche Meisterschaft und 1983 den Europapokal der Landesmeister gewinnen wird, hat seinerseits keine Erinnerung an den ehemaligen Marler, als die beiden sich in Köln wieder über den Weg laufen. Der Typ mit den schulterlangen Haaren ist für Hrubesch lediglich einer dieser »Studenten«, dieser Besserwisser im Lehrgang, ein für ihn geradezu verdächtiger Theoretiker, weil Neururer und seine Kumpels von dem »praxisfernen« Stoff der Prüfung bessere Kenntnisse haben als er, der Bundesliga-Recke. Der Mann, dessen zweite Leidenschaft das Angeln ist, sieht sich als Praktiker. Und es ist keine Frage, dass er sich diesen Studententypen gegenüber deswegen auch als überlegen erachtet. Wäre da nicht diese lästige schriftliche Prüfung.
    »Du«, sagt Hrubesch eines Tages zu Neururer und gibt sich Mühe, das dann Folgende möglichst nebensächlich erscheinen zu lassen, »wenn du den Ata und mich hier durch den Lehrgang schaukelst, mit der ganzen Scheißtheorie, und ich dann irgendwo Cheftrainer werde, dann hole ich dich als
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