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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame
Autoren: Andreas Gruber
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verursacht haben, über das sämtliche Zeitungen berichteten. Ihre Vergangenheit geht mich nichts an, jeder macht mal einen Fehler. Aber Sie sind der falsche Mann für diesen Job. Ich habe Rast vorgeschlagen, selbst nach Prag zu fahren, doch er wollte Sie - um jeden Preis. Daher sollten Sie diesen Auftrag besser nicht vermasseln.«
    Hogart schätzte Offenheit, auch wenn sie von einem Fleischberg stammte, dem er den Job vor der Nase weggeschnappt hatte. Zumindest wusste er, woran er war. Und wie es schien, sah Kohlschmied - der mit keinem Wort widersprach - die Lage genauso. Der Außendienstleiter setzte bloß sein peinlich berührtes Vertreterlächeln auf, das hervorragend zu der Pomade in seinem Haar passte. Schließlich zog Kohlschmied eine Karte mit einer Telefonnummer aus der Anzugtasche. »Handeln Sie nicht auf eigene Faust. Halten Sie rund um die Uhr Kontakt zu uns, und teilen Sie uns jeden Ihrer Schritte mit.«
    Natürlich. Man brauchte ihm nicht zu sagen, wie er einen Auftrag durchzuführen hatte. Hogart legte die Visitenkarte zu dem Flugticket und den Fotos. Er betrachtete die attraktive Dame im Hosenanzug mit dem doppelten Windsorknoten. Rasts Nichte! So eine Scheiße! Die Frau wurde seit drei Wochen in der Goldenen Stadt an der Moldau vermisst. Der Fall konnte nicht gut ausgehen, er spürte es - und bis auf ein einziges Mal hatte ihn sein Gefühl noch nie getrogen. Andererseits war Prag nicht so groß. Er würde Alexandra Schellings Schicksal klären und sie zurückbringen. Ob sie nun tot war oder lebendig.

KAPITEL 1
     
    Die Moldau schlängelte sich wie ein silbergraues Band durch Prag und bildete mal hier, mal dort Inseln und Landzungen. Der Fluss teilte die alte Hauptstadt Böhmens in zwei Hälften, die durch mächtige jahrhundertealte Brücken miteinander verbunden waren. Langsam zerrissen die Nebelbänke über dem Fluss, während die Goldene Stadt aus ihrem Schlaf erwachte. Die Dächer funkelten in der Morgensonne. In den Straßen wurden die ersten Rollläden der Geschäfte hochgekurbelt, Baldachine ausgeklappt und Rattanstühle vor die Kaffeehäuser gestellt, als über der Stadt eine Maschine der Austrian Airlines in den Sinkflug ging.
     
    Der Tag begann ausgezeichnet. Peter Hogart landete mit vierzig Minuten Verspätung in Prag-Ruzyne, da wegen des dichten Verkehrs Dutzende Maschinen in einer Warteschleife über dem Flughafen kreisten. Noch bevor er den Autoschlüssel und die Papiere des für ihn reservierten Mietwagens beim Sixt-Stand abholte, zeigte er Alexandra Schellings Foto bei der Gepäckabholung, den Check-In-Schaltern, im Flughafenrestaurant sowie am Taxistand vor dem Terminal herum, aber niemand konnte sich an die Österreicherin mit dem roten Trolley erinnern. Die Fragerei brachte nichts, außer dass er sich wieder an die Fremdsprache gewöhnte und seinen verschütteten Wortschatz auffrischte.
    Eine Stunde später saß er einen halben Kilometer entfernt in einer Tiefgarage hinter dem Lenkrad eines Audis. Verblüfft starrte er auf den CD-Player in der Mittelkonsole, dabei hatte er ausdrücklich einen Wagen mit Kassettendeck verlangt. Er warf seine Schachtel mit den Bändern von Duke Ellington und Muddy Waters auf den Rücksitz, die er umsonst im Handgepäck mitgeschleppt hatte. Zudem war der Audi nur zur Hälfte aufgetankt und der Fahrersitz ließ sich nicht verstellen. Irgendein Idiot hatte den Riegel abgebrochen.
    Nach einem kurzen Stopp an der Flughafen-Tankstelle schaltete er einen tschechischen Radiosender ein und faltete seine Straßenkarte auf dem Beifahrersitz auseinander, um den raschesten Weg aus dem Labyrinth des Geländes zu finden. Erst als er sich auf der Schnellstraße in das vierzehn Kilometer entfernte Stadtzentrum befand, besserte sich seine Laune. Das Wetter in Prag war eine Spur freundlicher als in Wien, windstill und spätsommerlich warm. Trotzdem waren nur wenige Menschen in der Prager Altstadt unterwegs, einige davon Touristen, bepackt mit Stadtplänen und Fotoapparaten. Der Anblick erinnerte ihn an die Zeit, als er selbst durch Prag getrampt war. Damals hatte er sich nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt bewegt, was auch jetzt klüger gewesen wäre. Nach mehreren Runden fand er einen Parkplatz zwischen der Karlsbrücke und dem Wenzelsplatz, gut zehn Gehminuten von seinem Hotel entfernt. Zwar war Prag keine fremde Stadt für ihn, dennoch lag sein jüngster Besuch ziemlich lange zurück. Vieles hatte sich in den letzten zwanzigjahren verändert. Nur
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