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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame
Autoren: Andreas Gruber
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gekommen.«
    »Klingt so, als hätte sie den Fall längst aufgeklärt. Weshalb brauchen Sie mich?« Obwohl Hogart die Antwort bereits kannte, wollte er es aus Kohlschmieds Mund hören.
    Da meldete sich der Hai zu Wort. »Alexandra Sendling buchte einen Flug von Prag-Ruzyne nach Wien-Schwechat. An diesem Abend startete die Maschine der Austrian Airlines pünktlich um 21.55 Uhr. Sendling checkte aber nicht ein und kam auch nie in Wien an. Wir haben also ein Zeitfenster von knapp drei Stunden, in dem sie mit ihren Unterlagen verschwand.«
    »Jemand hatte seine Finger im Spiel. Hier geht es immerhin um dreizehn barocke Ölgemälde von unbezahlbarem Wert«, schaltete sich Kohlschmied wieder in das Gespräch ein.
    »Im Grunde genommen ist Sendlings Verschwinden ein Fall für das Bundeskriminalamt«, erklärte Hogart.
    »Ach! Was Sie nicht sagen!« Die Stimme des Hais triefte förmlich vor Ablehnung, die er Hogart gegenüber von Minute zu Minute mehr offenbarte.
    Betont langsam, wie um die gereizte Stimmung zu entschärfen, sprach Kohlschmied weiter: »Nachdem Sendling aus Prag nicht mehr zurückkam, erstellte ihre Mutter eine Vermisstenanzeige. Das Bundeskriminalamt in Wien nahm den Auslandsschriftverkehr mit der Prager Kripo auf, doch es kam keine Antwort. Nach mehrmaligen Telefonaten und unzähligen E-Mails und Faxsendungen, die ebenfalls nichts brachten, wurde eine Auslandsreise für zwei Wiener Kripobeamte genehmigt, um den Fall Alexandra Sendling zu überprüfen. Doch sie kehrten ohne Ergebnisse zurück. Ich unterstelle niemandem, er habe nicht tief genug gegraben, doch als wir beim Bundeskriminalamt anfragten, erhielten wir zur Antwort, die Kripo verfüge nicht über unbegrenztes Budget, und da es keine Leiche gebe und wichtigere Fälle vorlägen, könne in dieser Sache vorerst nichts weiter unternommen werden.«
    Kohlschmied machte eine Pause. »Das war vor drei Tagen.«
    »Was hat Schellings Mutter in der Zwischenzeit unternommen?«, hakte Hogart nach.
    »Nachdem auch sie bei den Behörden nichts erreicht hatte, wollte sie einen Privatdetektiv engagieren, doch niemand war bereit, den Fall in Prag zu übernehmen.«
    »Günter Kiesmeier«, schlug Hogart vor.
    »Hat abgelehnt!« Der Hai fletschte die Zähne.
    Kohlschmied räusperte sich. »Ich gebe es nur ungern zu, aber wir treten seit Wochen auf der Stelle, brauchen aber dringend eine Entscheidung, ob wir zahlen müssen oder nicht. Daher können wir die Sache nur noch selbst zu Ende bringen. Wenn Sie den Fall übernehmen, lautet Ihr Auftrag, Alexandra Sendling zu finden. Nur sie weiß, wo sich die Originalgemälde befinden.«
    Kohlschmied zog einige hochglänzende Farbausdrucke aus der Mappe hervor. »Das ist sie. Aufgenommen am Tag ihrer Abreise von den Kameras in der Empfangshalle und auf unserem Parkplatz.«
    Hogart betrachtete die erstaunlich scharfen Fotos. Das Aussehen der Frau passte zu der Stimme, die er von dem Diktafon kannte. Er schätzte ihr Alter auf etwa vierzig Jahre. Sie war groß. Mit dem ernsten Blick, den langen Wimpern und schulterlangen schwarzen Haaren strahlte sie das Selbstbewusstsein einer Karrierefrau aus, die ihr Leben lang nichts anderes getan hatte, als von einem Meeting zum nächsten die Erfolgsleiter zu erklimmen. Keine Kinder, ledig, ein Apartment in der Wiener Innenstadt, vermutete Hogart. Sie trug einen cremefarbenen Hosenanzug, wobei die Schulterpolster des Blazers ihre tolle Figur betonten - direkt beängstigend. Auf einem weiteren Foto stieg sie gerade in ein Taxi, während der Chauffeur ihren roten Trolley im Kofferraum verstaute.
    Kohlschmied nickte. »Alexandra Sendling ist unsere einzige Außendienstmitarbeiterin ohne Führerschein. Sie reist mit dem Flugzeug und fährt sämtliche Strecken mit dem Taxi.«
    Normalerweise bekam man ohne Führerschein keinen Job im Außendienst. Aber wenn die Konzernleitung das bezahlte, warum nicht, dachte Hogart. Das war nicht seine Sache.
    Er studierte das letzte Foto, das Sendling in einer Großaufnahme zeigte. Deutlich zu erkennen: ihre dezent überschminkten Falten unter den Augen. Auffällig erschien ihm der doppelte Windsorknoten ihrer roten Damenkrawatte, passend zur Farbe des Trolleys. Der Knoten fiel ihm nur deshalb auf, weil er selbst bloß diese eine Bindetechnik beherrschte. Bevor er sich als Versicherungsdetektiv selbstständig gemacht hatte, war er als Sachbearbeiter und Vertreter in diversen Branchen beschäftigt gewesen, unter anderem als Versicherungsberater für Großkunden,
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