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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame
Autoren: Andreas Gruber
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Fenster standen zwei Männer, ein Hüne mit Schultern so breit wie ein Schrank und ein Zwerg mit einem glänzenden Seitenscheitel.
    »Peter, ich möchte dich zwei Herren vorstellen. Magister Kohlschmied, der Leiter unserer Außendienstabteilung, und Walter Sedlack, unser Sicherheitsbeamter im Haus.«
    Kohlschmied, der Kleinere von beiden, trat als Erster vor. Hogart schätzte ihn auf Mitte vierzig. Er trug einen Nadelstreifenanzug, besaß einen kräftigen Händedruck und wirkte trotz seiner Größe selbstbewusster als so mancher Vertreter, den Hogart bisher kennengelernt hatte. Allerdings war Hogart in den letzten zwanzig Jahren niemandem mit so viel Pomade im Haar begegnet. Es passte nicht zu Kohlschmieds übrigem professionellen Auftreten; vielleicht beschäftigte er einfach nur den falschen Stylingberater.
    Wie als Kontrastprogramm trug der Sicherheitsbeamte eine Anzughose mit breitem Gürtel zu einem schlichten schwarzen Poloshirt. Seine Unterarme waren ebenso gebräunt wie die Kopfhaut unter der Stoppelfrisur. Sedlack ließ die Arme vor der voluminösen Brust verschränkt. Seine markanten Gesichtszüge, die schmale rahmenlose Brille und der breite Mund erinnerten Hogart an das Aussehen eines Haifisches. Warum stellten Geschäftsführer in Sicherheitsangelegenheiten bloß immer solche Kerle ein? Das Raubtier machte sich erst gar nicht die Mühe, Hogart die Hand zu geben, was ihn nicht weiter verwunderte. Hogart war es gewohnt, dass Sicherheitsleute alle anderen in ihrer Umgebung ignorierten. Höflichkeit gehörte niemals zu ihrem Repertoire.
    Nachdem Rast in einem Ledersessel am Kopfende des langen Konferenztisches Platz genommen hatte, setzten sich Kohlschmied und Hogart an die beiden Längsseiten einander gegenüber. Der Tisch war viel zu groß für die kleine Runde. Auf der spiegelnden Tischplatte befanden sich nur Kaffeegeschirr, einige Mappen und ein Diktafon. Der Hai blieb indessen mit verschränkten Armen vor dem Fenster stehen.
    Während die Männer Hogart beobachteten, ohne ein Wort zu sagen, leerte er seine Sakkotaschen aus und legte Autoschlüssel, Handy und Zigaretten vor sich auf den Tisch. Es war ein Tick von ihm. Er hasste es, mit vollen Taschen in einer Unterredung zu sitzen.
    Wie zu Beginn aller wichtigen Besprechungen blieb die Stimmung zunächst angespannt. Niemand bot Hogart Kaffee an, niemand führte Small Talk über das Wetter, niemand machte einen Scherz, um die Atmosphäre aufzulockern. Man konnte glauben, mitten in einen Streit geplatzt zu sein. Vielleicht wussten die beiden Männer nicht, dass Hogart bereits für Medeen & Lloyd gearbeitet hatte, und sein Besuch wirkte auf sie, als verhelfe Rast einem abgebrannten Bekannten zu einem Job. Wie auch immer - da er auch ohne Protektion gut leben konnte, würde er sich erst einmal anhören, was sie zu sagen hatten und abwägen, ob ihn der Fall interessierte und überhaupt eine Erfolgschance bestand. Jedenfalls war es dringend notwendig, dass Rast das Eis zwischen ihnen brach, damit die Stimmung nicht vollends gefror. Doch als Rast den Mund aufmachte, wurde alles noch schlimmer. Er lächelte schief zu Kohlschmied hin, dann strahlte er Hogart an, dass man Bauchschmerzen davon bekam.
    »Wie Sie wissen, ist Peter Hogart für seine Ausdauer bekannt. Er hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt und besitzt jahrelange Erfahrung in unserem Geschäft. Er ist clever und kennt sämtliche Tricks der Branche, nicht wahr?« Er räusperte sich. »Soviel ich weiß, haben auch wir ihn schon mehrmals für besonders knifflige Fälle engagiert.«
    Kohlschmied trommelte mit den Fingern auf einer Aktenmappe, als hätte er derartige Vorschusslorbeeren befürchtet. Hogart konnte sich denken, welche Skepsis gerade in ihm hochkam. Er blickte erst gar nicht zu dem Hai hin. Nun stand Hogart vor den beiden nicht nur als Protektionsliebkind des Chefs, sondern auch als eingebildeter Klugscheißer da - und das, obwohl er noch nicht einmal den Mund aufgemacht hatte. Was für ein gelungener Start! Am liebsten wäre er aufgestanden und gegangen.
    Rast lehnte sich in seinem Lederstuhl zurück, womit die Vorstellung beendet war.
    Während Kohlschmied begann, den Fall zu erläutern, schenkte sich Hogart selbst eine Tasse Kaffee ein. Obwohl er das Gebräu immer schwarz und ohne Zucker trank, rührte er, solange er jemandem zuhörte, mit einem Löffel in der Tasse. Den Strudel zu fixieren hielt seine Gedanken in Bewegung. Dabei handelte es sich nur um einen weiteren Tick, ebenso wie
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