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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame
Autoren: Andreas Gruber
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die blöde Angewohnheit, dass er seit der Trennung von Eva nie Coca Cola, sondern Pepsi trank.
    Kohlschmied sah ihn an. »Sagt Ihnen der Name Oktavian Wenzel etwas?«
    Hogart schüttelte den Kopf.
    »Wenzel wurde 1599 in der Prager Altstadt geboren. Bereits mit neunzehn Jahren reiste er nach Belgien, wo er in die Antwerpener Malergilde aufgenommen wurde und unter anderem für Rubens arbeitete. Nach Aufenthalten in England und Italien überschüttete man Wenzel bei seiner Rückkehr in Prag mit Aufträgen. Fortan nannte er sich nur noch Oktavian. Er wurde der größte böhmische Maler seiner Zeit, und obwohl er bereits im Alter von 42 Jahren starb, hinterließ er ein enormes Gesamtwerk. Heute zählen seine Ölgemälde neben jenen von Rembrandt, Rubens und van Dyck zu den schönsten Exponaten des Barocks. Uns geht es um dreizehn Olporträts, die Oktavian während seiner Antwerpener Periode schuf, und zwar jene von Jesus Christus und seinen Aposteln. Bis zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts war diese Gemäldeserie stets vereint, im Privatbesitz verschiedener, zunächst niederländischer, später italienischer Sammler. Doch 1911 brach der Münchner Kunsthändler Julius Köhler diese fast 300-jährige Tradition, indem er die Sammlung erwarb und stückweise verkaufte. Heute sind diese Gemälde - unter Kunstkennern als die Köhler-Serie bekannt - weltweit verstreut und in den Museen von Dresden, Brüssel, Berlin und Florenz ausgestellt.«
    Kohlschmied legte eine Pause ein. Irritiert betrachtete er Hogarts Kaffeetasse. »Könnten Sie mit dem Geklimper aufhören?«
    Ohne ein Wort zu sagen nahm Hogart den Löffel aus der Tasse und nippte an dem Kaffee. Das Gebräu schmeckte nach Abwaschwasser und war mit Abstand der schlechteste Aufguss, den er je getrunken hatte. Angewidert schob er die Tasse zur Seite.
    Kohlschmied hob eine Braue. »Haben Sie bisher Fragen?«
    »Würden Sie mir das Wasser reichen?«
    Verunsichert schob Kohlschmied eine der Flaschen und ein Glas zu ihm hin. »Sonst noch Fragen?«
    Hogart schüttelte den Kopf. Bedächtig ließ er den Sprudel ins Glas schäumen. Kunst war keines seiner Spezialgebiete. Meist wurde er von Versicherungen engagiert, wenn sich jemand mit einer Schleifmaschine die Hand abgeschnitten hatte, um die Versicherungssumme zu kassieren, gelegentlich auch von Rechtsanwälten, um zu prüfen, ob jemand seine Frau betrog. Doch Oktavian und barocke Gemälde? Er konnte kaum eine Kinderzeichnung von moderner Kunst unterscheiden.
    »In knapp drei Monaten jährt sich Oktavians 365. Todestag«, fuhr Kohlschmied fort. »Aus diesem Anlass gibt es eine weltweit einzigartige Ausstellung seiner Werke, die bis zum 15. Dezember dauert. Zu diesem Zweck wurden die dreizehn Gemälde der Köhler-Serie zum ersten Mal seit knapp hundert Jahren wieder vereint, um sie in der Prager Nationalgalerie zu präsentieren.«
    Prag! Deshalb hatte Rast ihn gefragt, ob er tschechisch sprach.
    Kohlschmied reichte Hogart einen Hochglanzprospekt, der sich dreimal aufklappen ließ. Daraufwar ein Gemäldezyklus zu sehen. Der Bußfertige Apostel Petrus stammte aus der Eremitage in St. Petersburg, Simon aus dem Getty Museum in Los Angeles, je ein Porträt aus der Galleria Pitti in Florenz, der Augustinerkirche in Antwerpen und den Musees Royaux des Beaux-Arts aus Brüssel, las Hogart in den klein gedruckten Fußnoten des Prospekts. Jesus und der Heilige Thomas kamen aus dem Besitz des Earls Spencer von Althorp aus Northamptonshire, zwei weitere Gemälde jeweils von der Dresdener Galerie und dem Staatlichen Museum zu Berlin.
    Kohlschmied reckte sich über den Tisch, um mit dem Kugelschreiber auf zwei Abbildungen zu deuten. »Die beiden Apostel Bartholomäus und Judas Thaddäus wurden aus dem Kunsthistorischen Museum Wien nach Prag geflogen - die beiden schönsten Exponate, wenn ich mir dieses Urteil erlauben darf. Allein die Organisation, diese Sammlung zu vervollständigen, nahm drei Jahre in Anspruch.«
    Hogart betrachtete Jesus und die Apostel. Selbst auf den kleinen Abbildungen sahen die Gemälde aus, als würden die Männer leben. Der Charakter jedes Einzelnen von ihnen wurde durch ungebändigtes Haar, einen wilden Bart, eine tief gefurchte Stirn und ausdrucksstarke Gesichtszüge dargestellt, die ihre Zweifel, Ängste und Sehnsüchte widerspiegelten. Beinahe wirkten ihre intensiven Blicke wie jene von Zeugen eines kargen und trostlosen Zeitalters, in das sich Hogart zurückversetzt fühlte.
    »Beeindruckend.«
    »Nicht dass Sie
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