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Pestmond (German Edition)

Pestmond (German Edition)

Titel: Pestmond (German Edition)
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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oder auch Neuigkeiten über die Welt, wenn dir diese Formulierung lieber ist.«
    Andrej lachte zwar, schüttelte aber den Kopf. »Ich kann nicht bleiben«, sagte er. »So gerne ich Ja gesagt hätte. Aber dann könnte es sein, dass ich mich für eure Gastfreundschaft bedanke, indem ich dir und allen anderen hier den Tod bringe.«
    Hamed beugte fragend den Kopf zur Seite.
    »Die … Männer, die Abu Dun und mich angegriffen haben. Wir sind ihnen entkommen, aber ich bin nicht sicher, dass sie so einfach aufgeben werden. Wenn sie hierherkämen, dann wärt ihr alle in Gefahr.«
    Es verging ein Moment, in dem Hamed ihn auf sonderbar nachdenkliche Art ansah, als wäre ihm das kurze Stocken in seinen Worten aufgefallen. Doch dann sagte er: »Niemand würde es wagen, die Hand gegen uns zu heben, Andrej. Wir ergreifen niemandes Partei, und wir weisen niemanden ab, der unsere Hilfe braucht. Und ohne dieses Dorf und diese Quelle wäre schon so mancher Reisende nie wieder aus der Wüste zurückgekehrt.«
    Andrej wusste, wovon Hamed sprach. Dies war zwar nicht eine der größten Wüsten dieses Landes, dennoch befanden sie sich weit genug von jeder menschlichen Ansiedlung entfernt, dass dieses Dorf den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen konnte. Aber er bezweifelte, dass das, was hinter ihnen her war, Rücksicht darauf nehmen würde. Dämonen galt Gastfreundschaft nichts.
    »Und selbst wenn es anders wäre, dann würdest du uns doch sicher beschützen«, fügte Hamed mit sanftem Spott hinzu. »Immerhin habt ihr sie schon einmal besiegt.«
    »Da waren wir zu zweit«, antwortete Andrej. »Und Abu Dun war der Stärkere von uns.«
    Hamed wollte etwas darauf erwidern, doch in diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und eine Gestalt mit tiefschwarzem Kopftuch und Kaftan trat ein und nahm unaufgefordert neben dem alten Mann am Feuer Platz. Andrej vermutete, dass es sich um Ayla handelte, der sie die Mahlzeit, die im Kessel vor ihnen brodelte, zu verdanken hatten. Von ihrem Gesicht sah Andrej wenig mehr als einen schmalen Streifen über Stirn, Nasenwurzel und Augen. Zudem hatte sie sich – wohl nicht zufällig – so neben Hamed gesetzt, dass das flackernde Licht des Feuers ihr Gesicht nicht wirklich erreichte und die tanzenden Schatten ihre Züge eher verbargen, als dass sie sie enthüllten.
    »Nimm ein Stück Brot«, forderte ihn Hamed auf. »Ayla hat es selbst gebacken.« Er hielt Andrej ein geflochtenes Körbchen mit Fladenbrot hin, das genauso verbrannt war wie das, was er gerade neben seinem Lager gefunden hatte, nur deutlich härter.
    »Schmeckt es Euch, Herr?«, fragte Ayla schüchtern.
    »Es ist ganz köstlich«, versicherte Andrej und nahm noch einen zweiten und größeren Bissen, um den Wahrheitsgehalt seiner Worte zu beweisen. »Und Andrej, nicht Herr.«
    »Und er ist ein Lügner«, fügte Hamed amüsiert hinzu. »Womit er niemandem einen Gefallen tut und sich selbst am allerwenigsten. So wenig wie dir, nicht wahr, Ayla?«
    Das Mädchen sah ihn so feindselig an, dass es komisch wirkte, und Andrej wäre nicht überrascht gewesen, wenn es ihm unter dem schwarzen Tuch die Zunge herausgestreckt hätte. Unbeeindruckt fuhr Hamed fort: »Sie ist ebenso schön wie klug, aber das Kochen und Backen gehört nicht unbedingt zu ihren großen Talenten.«
    Andrej fand, dass der beste Kommentar dazu Schweigen war. Aber er sträubte sich auch nicht mehr, als Hamed ihn abermals aufforderte, von der Suppe zu kosten, vor allem als Hamed wie beiläufig hinzufügte, dass er sie zubereitet hatte. Andrej hätte vermutlich auch zugegriffen, wenn es nicht so gewesen wäre, denn jetzt merkte er erst, wie hungrig er wirklich war und wie sehr sein Körper nach etwas so Profanem wie Nahrung schrie.
    Er leerte eine Schale der kräftigen Fleischbrühe, fast genauso rasch eine zweite und hätte auch noch ein drittes und möglicherweise viertes Mal zugegriffen, wäre es ihm nicht peinlich gewesen, in Hameds Gegenwart so zu schlingen. Und hätte er nicht aus leidvoller Erfahrung gewusst, wie fatal es enden konnte, wenn man zu lange hungerte und dann zu hastig aß.
    »Das war sehr gut«, lobte er, nachdem er die Schale demonstrativ abgestellt hatte. »Und ich danke euch. Beiden. Aber jetzt sollte ich wohl aufbrechen. Was ich eben sagte, war ernst gemeint. Die, gegen die Abu Dun und ich gekämpft haben, könnten mir gefolgt sein.«
    »Die … Männer, meinst du?«, vergewisserte sich Hamed. Die seltsame Betonung, mit der er das Wort aussprach, war Andrej
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