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Persephones Erbe (German Edition)

Persephones Erbe (German Edition)

Titel: Persephones Erbe (German Edition)
Autoren: Angelika Monkberg
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machte Armin Landgraf ein Gesicht, als hätte er gerade in eine Zitrone gebissen. Fast tat er mir leid. Gleichzeitig ärgerte ich mich aber auch kräftig, über beide. Zum Teufel mit dem ganzen Tag. Wozu hatte ich Kunstgeschichte studiert? Supermodel hätte gereicht.
    Malchow stand auf, um uns zuzuprosten. »Auf gute Zusammenarbeit!«
    Wir stießen an. Landgraf trank den Sekt in einem Zug aus. Er knallte das Glas hart auf den Tisch. »Dann wollen wir Sie aber nicht länger aufhalten, Herr Malchow. Sie haben heute sicher noch andere Termine.«
    »Natürlich. Corinna wartet in meinem Arbeitszimmer. Kommen Sie, Kati! Ich begleite Sie beide noch hinaus.«
    Landgrafs Gesicht glich nun erst recht einem Gewitter. Er marschierte mit Siebenmeilenschritten Richtung Ausgang und riss mich mit. Ich stolperte und wäre mit den High-Heels sicher gestürzt, hätte mir mein Chefs nicht blitzschnell den Arm um die Taille geschlungen.
    »Verzeihung!«, sagte Landgraf. Aber es klang nicht danach.
    Malchow amüsierte sich prächtig. Er umarmte und küsste mich zum Abschied auf die Wange. Mein Chef wartete wenig erbaut. Kaum, dass er Malchows Butler Zeit ließ, mir in den Mantel zu helfen.
    »Sind wir soweit, Kati?«
    Landgraf sprang in den bereitstehenden Wagen. Der Butler half mir hinein, ich war noch nicht richtig angeschnallt, da gab mein Chef schon Vollgas.
    »Herr Landgraf …«
    »Ich heiße Armin!«
    »Entschuldigung, Armin. Malchow wollte Sie nur provozieren.«
    »Schon klar!« Danach schwieg er. Ich wusste nicht, ob er sich über Malchow ärgerte oder über mich. Oder kam die Laus, die Landgraf über die Leber gelaufen war, daher, dass seine Ex bei Malchow wartete, vermutlich um ebenfalls den Auftrag zu ergattern? Ich traute mich nicht zu fragen.

    Armin Landgraf blieb auf dem ganzen Rückweg mürrisch. Wir waren schon fast am Bahnhof, bis sich der Strich, der die Lippen meines Chefs ersetzte, endlich wieder entspannte.
    »Entschuldigung, Kati. Dass Malchow Sie von oben bis unten mit den Augen abklaviert hat, habe ich vermutlich verdient. Wären Sie bereit, trotzdem mit mir nach Rom zu fliegen? Auf meine Kosten?«
    »Wenn Sie das für nötig halten?«
    »Ja, verdammt! Der Auftrag bringt mir zwei Millionen.«

4.
    Dafür brachte Landgraf mich also ins Spiel: Für zwei Millionen Euro. Damit Malchow, der offensichtlich auf einen Typ Frau in bestimmten Klamotten abfuhr (mich) auf ihn als Geschäftspartner ansprang. Mein Fachwissen spielte bei dem Auftrag offensichtlich überhaupt keine Rolle. Ich kochte während der ganzen Bahnfahrt nach Bayreuth. So sehr, dass die Stimmen in den Tunneln keine Chance bei mir hatten. Aber Wut war bei meiner Psychose noch nie eine Hilfe gewesen. Ich bekam natürlich in der Nacht die Quittung. Alpträume plagten mich:
    Frau Gärtner senior sträubte sich, mich gehen zu lassen. Sie behauptete auf einmal, ich hätte bei ihr einen Jahresvertrag
.
    Der Zugbegleiter, ich kannte den Mann überhaupt nicht, ließ mich nicht in den Zug nach Nürnberg. Angeblich hatte ich die falsche Fahrkarte
.
    Dann wiederum sagte mein Vater, ich dürfe nicht für Landgraf arbeiten, der wolle mich nur benutzen
.
    (Bingo, Papa! Das wusste ich selbst.)
    Oder Landgraf und Malchow einigten sich, mich zwischen ihnen zu teilen. Aber jeder wollte in meinem Bett den Anfang machen
.
    Davon erwachte ich mit ziemlichem Herzklopfen, doch was mir dieser Traum vorgegaukelt hatte, war längst nicht das Schlimmste. Im Halbdunkel meines Zimmers flüsterten Stimmen.
    Kati? Hallo Katinka
.
    Natürlich war niemand da. Wie denn!? Das vielstimmige Flüstern existierte nur in meinem Kopf. Ich krabbelte aus dem Bett, tappte zum Küchenblock und schenkte mir ein Gas Wasser ein. Die Uhr zeigte nach Eins.
    Zuerst versuchte ich es mit Musik als Einschlafhilfe. Doch es war die Hörbuchausgabe der Odyssee, die mir schließlich half. Ich hatte sie am Bahnhof in Nürnberg gekauft, nachdem mir das Buch von den »Kimmerischen Männern« die Idee in den Kopf gesetzt hatte, dass man die Toten vielleicht doch beschwören oder noch besser bannen konnte. Aber der alte Text warf mehr Fragen auf, als er mir Antworten lieferte. Vor allem wurde mir das Ritual nicht wirklich klar. Offenbar kostete alles im Leben einen Preis. Aber welchen genau? Und womit hatte Orpheus wirklich für Euridyke bezahlt, nur mit Gesang? Ich konnte es irgendwie nicht glauben. Schließlich lullte mich der langsame Rhythmus der Vorleserstimme ein. Ich schlief mit den Stöpseln im Ohr ziemlich
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