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Persephones Erbe (German Edition)

Persephones Erbe (German Edition)

Titel: Persephones Erbe (German Edition)
Autoren: Angelika Monkberg
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überlegen sich das mit dem Kleid.«
    »Ach, Sie haben bemerkt, dass es eine Zumutung ist?«
    »Kati, Sie sehen super darin aus. Malchow wird es lieben. Aber keine Angst: Er ist bloß Voyeur.«
    Na, das beruhigte mich ja unheimlich. »Was macht Malchow eigentlich, dass er sich diese Wohnumgebung leisten kann?«
    »Er hat – glaube ich – noch nie etwas gemacht.«
    Also Geld geerbt. Mir war ein wenig bang, aber der hagere Mann mit dem graumelierten Haar, der uns mit ausgebreiteten Armen entgegen eilte, begrüßte Landgraf wie seinen besten Kumpel.
    »Armin! Schön, dass Sie da sind!«
    Fehlte nur noch der Bruderkuss.
    Aus nächster Nähe wirkte Malchow etliche Jahre älter und verbrauchter als mein Chef. Die eisblauen Augen allerdings waren hellwach. »Wen bringen Sie mir denn da, Armin?!«
    Malchow zog mich ohne Umstände die letzten Stufen zu sich hinauf. Landgraf räusperte sich. »Darf ich vorstellen: Kati Friedrich, meine neue Mitarbeiterin - Peter Malchow.«
    Die eisgrauen Augen prüften ausführlich meine Figur.
    »Gratuliere, Armin. Ich sehe gerne ein so attraktives Paar.« Malchows Blick ruhte jetzt auf meinen Brüsten. »Kommen Sie doch herein!«
    Ich gab dem Butler meinen Mantel. Von irgendwo aus der Tiefe der Villa wehte mich eine Aura an, die mich seltsam an die Atmosphäre damals im Haus von Frau Hexe Kolbermeier erinnerte. Es war in diesem Fall mehr Moder und Schimmel, mit einem Unterton von Verwesung, der mein Herz kurzzeitig zum Rasen brachte. Wobei der oder die Psi, die ich spürte, natürlich nicht im eigentlichen Sinn roch. Ich klassifizierte Hexen und Heiler nur für mich nach Düften, weil ich sie auf diese Weise wahrnahm. Wie andere Menschen vielleicht Zahlen als Farben, was ja auch in dieser Form nicht stimmt.
    Auf alle Fälle hatte der Herr der Villa aber keine Manieren. Malchow saugte mir das Kleid mit Blicken quasi vom Körper. Ich ignorierte ihn, musterte lieber ausgiebig die Eingangshalle. Man hätte glauben können, dass wir in der Walhalla in Kehlheim standen. Das Atrium war dem Portikus ebenbürtig. Marmorintarsien, soweit das Auge blickte. Licht kam von hoch oben ganz klassisch, nur dass die Deckenöffnung hier anders als in der Antike üblich ein Flachdach aus Glas gegen Kälte und Regen abschloss. Angenehm war die Temperatur darunter trotzdem nicht. Meine Brustwarzen verhärteten sich trotz Push-up Bra unter der dünnen Seide des Etuikleides zu Knospen. Malchow registrierte es mit einem süffisanten Lächeln. »Kommen Sie, Kati!«
    Er nahm meine Hand, die ich ihm nicht gern überließ und führte mich an der riesigen Palme aus vergoldetem Metall vorbei, die in der traditionellen Zisterne unter dem Lichtschacht des Atriums stand. »Hier entlang, bitte.«
    Ich folgte ihm notgedrungen auf klickenden High-Heels zu einer mit Kupferblech verkleideten Doppelflügeltür. Malchow riss sie auf. »Herein in meine gute Stube!«
    Der Raum nahm die ganze Länge der Villa ein. Er besaß mehr Säulen als die Alhambra und war eiskalt. Wie eine Gruft. Die ganze rechte Seite und die Stirnwand bestanden aus Glas. Möglich, dass der Garten im Sommer ein Traum war. Im Augenblick sah ich von der von Landgraf erwähnten Kaskade nur ein halb zugefrorenes, rechteckiges Wasserbecken vor der verhältnismäßig schmalen Terrasse. Was sich tiefer im Gelände verbarg, blieb unsichtbar.
    Auch hier lag ein Geruch nach Moder und Schimmel, gewürzt mit einer Prise von etwas Medizinischem über allem. Er verstärkte sich noch um echtes Hexenaroma, Katzenpisse und verfaulte Kartoffeln peinigten meine Nase, während ich an Landgrafs Seite Malchow weiter in seine Hallenlandschaft hinein folgte. Linkerhand lagen etliche Türen in einer Wand, deren Anstrich in Ocker und Erdrot ziemlich Licht schluckte. Irgendwo dort, hinter einer der Türen oder in einem Seitentrakt des Hauses, wartete eine Hexe. Ich war mir sicher.
    Landgraf merkte nichts. Er ging dicht an meiner Seite – wofür ich ihm sehr dankbar war – und gluckste vergnügt. Mein Chef deutete unauffällig mit dem Kinn auf die tiefblauen Säulen, die die Raumdecke trugen. »Malchow hat Corinnas Farbkonzept verändert.«
    »Die ursprüngliche Gestaltung war von Ihrer Ex?«
    Er nickte.
    Wie immer die Villa vorher ausgesehen haben mochte, jetzt war der riesige Raum in vier Bereiche geteilt. Malchow führte uns an einem großen Esstisch vorbei. Auf einem der zwölf Stühle saß ein kleines Mädchen, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt. Sie wirkte im ersten Moment so
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