Perry Rhodan Neo 5: Schule der Mutanten (German Edition)
Gershwin Adams spielte nervös mit einem betont nüchtern gehaltenen Ring an seinem rechten Zeigefinger. Sonst ließ nichts darauf schließen, dass er irritiert war.
»Sie haben recht«, gab er zu Johns Überraschung zu. »Das Herumgerede muss ein Ende haben. Wir sollten das Kind beim Namen nennen.« Adams drehte sich im Kreis, würdigte jeden der Anwesenden eines Blicks, um dann zu sagen: »Wir alle hier im Raum sind Mehrbegabte. Mutanten. Wir besitzen Fähigkeiten, die anderen Menschen nicht zur Verfügung stehen. Das Warum und Wieso spielt vorerst keine Rolle. Worauf es derzeit ankommt, ist, dass wir unsere Kräfte bündeln und versuchen müssen, in Sids Gedankenwelt vorzudringen. Um den Ursprung seiner Angstzustände ausfindig zu machen. Um ihn zu retten, um einen von uns zu retten. Vielleicht ist der Feind, vor dem sich Sid fürchtet, real, vielleicht entspringt er einer Wahnvorstellung. Doch wenn wir es schaffen, sein Problem zu erkennen, wird es uns auch gelingen, die passende Therapie zu entwickeln.«
»Wir alle sind ... Mehrbegabte? Mutanten?« John Marshall tat sich schwer mit dieser neuen Begriffswelt. Er konnte ihr herzlich wenig abgewinnen. Und er fühlte Angst. Sein Gefühl des Unwohlseins hatte ihn nicht getrogen. Die Menschen rings um ihn waren anders. Von einer Andersartigkeit, die er an sich selbst ebenfalls festgestellt hatte – und die ihm nicht gefiel.
»So ist es, John. Wir sind allesamt Geschöpfe mit sehr seltsamen Fähigkeiten. Sue kann, wie Sie wissen, kraft ihrer Gedanken Heilprozesse in Gang bringen. Über Sids Gabe der Teleportation brauchen wir kein weiteres Wort zu verlieren. Sie können Gedanken lesen. Mercants und meine Begabungen sind schwach ausgeprägt; darüber lohnt es sich fast nicht zu sprechen; doch sie sind vorhanden.« Adams wandte sich den neu Hinzugekommenen zu. »Wuriu Sengu kann durch feste Materie sehen, Ras Tschubai besitzt eine ähnliche Fähigkeit wie Sid. Auch er kann von einem Ort zum nächsten springen; allerdings über weitaus kürzere Distanzen. Miss Sloane wäre in früheren Zeiten, hätte sie Dinge rings um sich bewegt, ohne sie zu berühren, auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden ...«
Hatte John deshalb gemeint, auf Anne Sloane hinzugezogen zu werden? Oder gab es einen anderen Grund dafür? Einen weitaus persönlicheren?
»... wir sind im Grunde genommen Mitglieder einer Freakshow, und wir sind längst nicht die Einzigen.« Adams lächelte. »Ich habe mich während der letzten Jahre bemüht, Mehrbegabte rings um mich zu sammeln. Nicht, um sie für persönliche Zwecke zu nützen ...«
»... soll ich Ihnen denn wirklich das Märchen einer altruistischen Gesinnung abnehmen?«, unterbrach Marshall. Er fühlte Zorn in sich wachsen. Er wollte nicht besonders sein. Nicht jetzt. Nicht hier. Dies war seine ganz persönliche Angelegenheit!
»Nennen Sie's, wie Sie wollen, John«, antwortete Adams gelassen. »Ich habe meine Freunde mitunter eingesetzt, um gewisse Ziele zu erreichen. Um Geld zu verdienen und meine Machtbefugnisse zu erweitern. Das gebe ich offen und ehrlich zu. Doch ich tat es nicht, weil ich mich persönlich bereichern wollte.« Er senkte die Stimme, flüsterte nun fast. »Ich wollte vorbereitet sein. Auf einen Visionär wie Perry Rhodan.«
John Marshall fühlte sich nicht wohl bei den Worten des alten, buckligen und so mächtigen Mannes. In der Stimme klang eine Art religiöse Verehrung mit, die ganz und gar nicht zu Adams' sonstigem Habitus passen wollte.
»Kehren wir zu unserem vorrangigen Problem zurück«, sagte er. »Wir werden ein Experiment wagen, das in kleinerem Kreis bereits Erfolg hatte.«
»Und zwar?«
»Wir werden unsere Kräfte vereinen, John. Wir werden Kontakt mit Sids Geist aufnehmen, und zwar unter Ihrer Führung.«
»Unter meiner Führung?«, wiederholte Marshall ratlos. »Wie soll das gehen? Was erwarten Sie von mir?«
»Konzentrieren Sie sich auf Ihre Fähigkeit, Gedanken anderer Menschen zu erkennen. Suchen Sie nach Sids Stimme. Versuchen Sie, sie auszufiltern; wir werden einen Kreis bilden und uns bemühen, all unsere Kräfte auf Sie zu projizieren und eine Art Feld zu schaffen.« Adams schüttelte den Kopf. »Es gibt kaum Worte, um zu beschreiben, was Menschen wie wir im Geiste zu leisten imstande sind. Versuchen wir's einfach.«
»Sie kennen meine Vorbehalte, Adams«, meldete sich Ras Tschubai mit dröhnender Stimme erstmals zu Wort. »Wir haben mehrere Unbekannte. Sue und John sind sich ihrer Kräfte kaum
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