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Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst

Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst

Titel: Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst
Autoren: Michelle Stern
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in diesem Garten Angst?«
    »Die Menge«, gab sie knapp zurück. Als Telepathin wusste sie besser als jeder andere, wie unberechenbar Menschen sein konnten. Sie dachte an einen alten Rollstuhlfahrer, den sie in Moskau getroffen hatte. Sein Lächeln war rührend gewesen. Dann hatte sie in seinen Gedanken gelesen, wie gern er jungen Mädchen auf Rock-Konzerten K.-o.-Tropfen gab – einfach nur, weil es ihn amüsierte, sie umfallen zu sehen.
    »Ich bin da«, sagte Crest. Einen Moment fürchtete Michalowna, er wolle sich über sie lustig machen, doch der Blick in sein Gesicht zeigte, wie ernst die Worte gemeint waren. Auf ihn konnte sie sich verlassen.
    Sie lächelte ihn an. »Gehen wir.«
    Sloane bildete die Spitze, hinter ihr kam Michalowna, danach Crest. Sie blieben dicht zusammen und passten sich der langsamen Gehgeschwindigkeit auf den überfüllten Wegen an. Mehrere Restaurants und Garküchen verströmten die unterschiedlichsten Gerüche. An einer Ecke wurde Michalowna übel, so sehr roch es nach Harn. An einer anderen konnte sie kaum weitergehen, weil ihr das Wasser im Mund zusammenlief und sie an ihren Hunger erinnerte.
    Es gab tausend Details zu entdecken: die winzige Blütenbrosche am Gewand einer Swoon; die wie Augäpfel wirkenden violetten Knödel in einer Suppe; das mit fremden Zeichen schief beschriebene Schild neben einer Gaststätte. Jeder Augenaufschlag, jede Kopfdrehung gab neue Wunder preis. Manche schienen vertraut, als könnten sie der Heimat entspringen. Alles befand sich einige Zentimeter vom Gewohnten entfernt, war wortwörtlich verrückt.
    Je tiefer ich in den Zauberwald hineingehe, desto mehr wird er mich verändern. Vielleicht werde ich bald ein Teil von ihm sein. Der Gedanke war erschreckend und verlockend zugleich.
    Sie passierten einen zwanzig Meter hohen Felsen, an dem mehrere Mehandor sich im Klettern übten. Statt Seilen sicherten sie Kraftfelder, die wie die Luft über einem Feuer flimmerten. Wenn man nicht genau hinsah, erkannte man die Felder nicht, und die Mehandor schienen ganz ohne Sicherung den Fels zu erklimmen. Ein kobaltblauer Wasserfall in ornamentaler Form fiel ein Stück entfernt über eine Steilwand. Michalowna glaubte zuerst an eine Holoprojektion und war überrascht, als die Tropfen ihr Gesicht wie Sprühnebel benetzten.
    »Setzen Sie sich«, schlug Crest vor. Er deutete auf den neben ihnen über einem bunten Blütenteppich schwebenden, freien Balken. »Ich hole Ihnen etwas zu Ihrer Erfrischung.« Er schien zu merken, wie erschlagend die vielen neuen Eindrücke für sie und Sloane waren.
    Ich wollte mit auf diese Expedition , dachte Michalowna und berührte ihre Hose über einer flachen Schnittwunde am Knie. Ich habe gehofft, neue Welten zu entdecken, Außerirdische zu sehen, aber das ... Es war so anders, davon zu träumen, im All zu sein, als auf einem Schwebebalken im Gespinst zu sitzen und die würzige Luft zu atmen.
    In Sankt Petersburg standen die Menschen in diesem Augenblick vermutlich auf dem Alexanderplatz und sahen explodierenden Feuerwerkskörpern zu, die mit ihren Lichtblüten das neue Jahr begrüßten, während die Kinder in den Häusern in der warmen Stube vor den ausgepackten Geschenken saßen, die Väterchen Frost am letzten Dezembertag mit der Pferdetroika vorbeigebracht hatte. In Terrania würden die letzten Kater auskuriert sein, der Aufbau weiter voranschreiten und das Wahrzeichen der Stadt, der Stardust Tower, den Himmel ein winziges Stück tiefer aufspießen. Sie war unvorstellbar weit fort von allem, was sie kannte. Neue Geräusche stürmten auf sie ein; ein Heer aus Tönen, das unerbittlich Land gewann und ihren Kopf mit spitzen Lanzen angriff.
    Michalowna schloss die Augen und fühlte in das Gewimmel um sich herum hinein. Sie brauchte einen Augenblick, zwischen Mehandor und Fremdwesen zu unterscheiden. Viele der Fremdwesen-Gedanken musste sie von sich schieben, da sie unverständlich bei ihr ankamen und ihr aufgrund ihrer vielfachen Intensität Kopfschmerzen bereiteten. Obwohl sich viele der Passanten langsam bewegten, spürte sie eine allgemeine Unruhe, die wie eine dunkle Wolke über dem Garten lag. Gedanken an die Arkoniden flammten in ihrem Bewusstsein auf, als wären es ihre eigenen. Die Befürchtungen der Besucher und Bewohner KE-MATLONS standen für sie greifbar im Raum. Sie verteilten sich auf Fremdwesen wie Mehandor gleichermaßen.
    »Was lesen Sie?«, fragte Sloane. In ihrer Stimme lag Misstrauen. Wie Michalowna war Sloane eine
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