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Perry Rhodan Neo 015 - Schritt in die Zukunft

Perry Rhodan Neo 015 - Schritt in die Zukunft

Titel: Perry Rhodan Neo 015 - Schritt in die Zukunft
Autoren: Bernd Perplies
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Kugel, spürt, wie sich seine Gabe in ihm regt. Was immer ihm auch widerfahren ist, sie hat er nicht verloren. Im Gegenteil: Machtvoller denn je brennt sie in seiner Brust.
    Im nächsten Augenblick vergeht das Raumschiff in einem Flammeninferno.
    Dann wird es wieder dunkel um ihn.
    Bewusstlosigkeit aufgrund von Überanstrengung, hieß es später. Das war vor zwei Wochen gewesen. Seitdem hatte Iwan Goratschin sich einigen sehr bitteren Erkenntnissen stellen müssen.
    Als er irgendwann später zum zweiten Mal erwacht war, fand er sich in einem kleinen, spartanisch eingerichteten Zimmer wieder. Eine junge blonde Frau, die der Kleidung nach eine Krankenschwester sein musste, stand neben seinem Bett, eine kleine Spritze in der rechten Hand. Mit geübten Bewegungen überprüfte sie seine Vitalfunktionen, und bevor Goratschin auch nur eine Frage über die Lippen hatte bringen können, war sie schon wieder aus dem Raum verschwunden.
    Stattdessen war ein älterer Mann in sein Blickfeld getreten. Er hatte schütteres Haar, und unter seinem abgetragen wirkenden Anzug zeichnete sich ein Buckel ab. Mit leichtem Humpeln hatte er sich dem daliegenden Russen genähert und sich in einem Sessel niedergelassen, der neben dem Bett stand. »Mein Name ist Homer G. Adams, und ich nehme an, dass Sie viele Fragen haben, Mister Goratschin. Ich bin hier, um sie Ihnen, so gut ich kann, zu beantworten.«
    Genau das tat er, mit ruhiger Stimme und zugleich schonungsloser Offenheit. Von ihm erfuhr Goratschin, dass er, Iwan, bei einem Militäreinsatz 2007 in Afghanistan schwer verletzt worden und daraufhin ins Koma gefallen war. Es handelte sich um ein Ereignis, an das Iwan keinerlei Erinnerung mehr besaß.
    »Bin ich ... bin ich noch in Afghanistan?«, hatte er gefragt.
    »Nein, Sie befinden sich wieder in den Vereinigten Staaten. In einem Vorort von San Francisco, um genau zu sein.«
    »Was ist mit meinen Eltern? Haben Sie sie benachrichtigt? Kann ich sie sehen?«
    Adams hatte traurig den Kopf geschüttelt. »Es tut mir leid, aber das geht nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Sie sind beide gestorben, schon vor Jahren.«
    Die erste bittere Erkenntnis.
    »Und Iwanowitsch, mein Bruder? Wo ist er?«
    Sein Gegenüber hatte ihn nur stumm angeblickt, und Goratschin verstand.
    Die zweite bittere Erkenntnis.
    »Wie?«, fragte er erstickt.
    »Er kam bei einem Brand seines Stützpunkts ums Leben. Auch das ... ist schon ein paar Jahre her.«
    Auf dem östlichen Gipfel des Mount Tamalpais sitzend und beschienen von den ersten zögerlichen Strahlen der aufgehenden Morgensonne, spürte Goratschin, wie ihm eine Träne über die Wange lief. Seine Eltern, sein geliebter Zwillingsbruder, alle tot. Er glaubte noch die Gesichter seines Vaters und seiner Mutter vor Augen zu sehen, voll glühendem Stolz auf ihre beiden prächtigen Söhne und zugleich von tapfer unterdrücktem Kummer gezeichnet, weil sich ihr Leben nicht so entwickelte, wie sie es sich erträumt hatten.
    Iwan und Iwanowitsch waren noch Kinder gewesen, kaum sechs Jahre alt, als die Familie nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in Moskau das Flugzeug bestieg, um in den USA neu anzufangen. Damals waren sich die beiden Brüder noch buchstäblich so nah gewesen, wie Zwillinge sich nur sein können: an der Hüfte verwachsen und mit russischer Medizin nicht zu heilen.
    In den Vereinigten Staaten angekommen, ermöglichte die Spende einer Megakirche in Ohio die operative Trennung der siamesischen Zwillinge. Eine lange Narbe entlang der Seite von Goratschins Oberkörper zeugte noch heute davon.
    Ermuntert durch so viel Güte, versuchte die Familie, sich in Los Angeles ein neues Leben aufzubauen. Doch vielleicht hatten sie sich die falsche Stadt ausgesucht, vielleicht nur die falsche Nachbarschaft. Jedenfalls waren die Goratschins nie richtig in der neuen Heimat angekommen. Das betraf nicht nur die Eltern, sondern auch die Zwillinge.
    Iwan und Iwanowitsch wuchsen als Außenseiter auf. Ihr hünenhaftes, etwas grobschlächtiges Äußeres, das nicht dem Ideal des braun gebrannten Westküstenstrahlemanns entsprach, mochte ein Grund dafür gewesen sein. Und sicher trugen einige seltsame Zwischenfälle in ihrer Jugend dazu bei – Brandstiftungen, die man den pubertierenden Zwillingen nicht nachweisen konnte, derer man sie aber noch lange danach verdächtigte.
    Doch je mehr ihre Umgebung sie ausgrenzte, desto stärker versuchten Iwan und Iwanowitsch, zu waschechten Patrioten zu werden. Nach der Highschool hatten sich beide
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