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Perry Rhodan - Jupiter

Perry Rhodan - Jupiter

Titel: Perry Rhodan - Jupiter
Autoren: div.
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sich dagegen Richtung Osten, dann hatte sich die Sonne eben knapp über den Horizont erhoben, eine kühle Lohe, bereit, ihre Intensität zu entfalten, Licht und Wärme.
    Tatsächlich musste es später Nachmittag sein, von Sonnenunter- oder -aufgang über Los Angeles keine Rede. Die wirkliche Sol war am dämmerfarbenen Himmel über dem Boulevard nicht zu sehen. Irgendeine undurchsichtige optische Finesse blendete den wahren Himmel aus und ersetzte ihn durch eine Fläche von unbestimmbarer Färbung, nicht Tag, nicht Nacht. Ein sternenlos leeres Firmament, das in weit geschwungenen Bögen mäandrierte.
    »Wie lange währt die Dämmerung hier?«, fragte Spiros Schimkos.
    »Ewig«, sagte der Engel.
    Spiros Schimkos lachte. Ewig, natürlich. Was sonst.
    Sie gingen ostwärts. Schimkos schaute sich um. Tatsächlich war der Boulevard wie die ganze Stadt voller Engel – etliche von ihnen holografische Projektionen, andere Gebilde aus fester Materie, Androiden und Roboter. Manche flogen, schwebten, manche wandelten über die Erde wie Pilger.
    Die meisten Engel trugen Werbebotschaften vor, andere verkündeten das Seelenheil dieser oder jener Religion.
    Das alles war profan und dumm, und doch übte es mittlerweile eine eigentümliche Faszination auf Schimkos aus. Sie waren auf Terra, ja, aber an einem ganz und gar entlegenen Ort der Erde. Unwillig gegen sich selbst bemerkte Schimkos, dass etwas in ihm das billige Spektakel zu genießen begann, als wäre der Boulevard eine Schnittstelle, an der sich Erde und Himmel, Diesseits und Jenseits trafen und eigentümlich mischten, eine Lagune zwischen den Realitäten.
    Nicht nur dass es von den künstlichen Engeln wimmelte. Auch die Einheimischen, die Bewohner der Stadt, erschienen ihm auf dem Boulevard in einem neuen Licht. Es lag eine besondere Aufmerksamkeit in ihren Augen – nicht in den Augen aller, das nicht. Aber doch hier und da und häufig genug, um eine untergründige Stimmung hervorzurufen. Er sah Menschen, die Hyänen bei sich führten, schwere Stöcke in der Hand. Zwei Trommler gingen ihnen voran, sie trugen bunte Röcke, Arme und Beine mit Metallreifen und Medaillons geschmückt; einer von ihnen griff in einen Kübel, schöpfte mit der hohlen Hand Wasser daraus und besprengte die Tiere. Sie boten Pulver, Tränke und Amulette an.
    War auch das eine Holografie? Eine Show für Touristen? War er in einen Maskenball geraten, einen Karneval?
    Schimkos ließ sich von dem Engel führen, ostwärts.
    Merkwürdige Stadt. Merkwürdige Menschen in dieser Stadt. Er sah Pärchen, jung und nackt und von einer brennenden Schönheit, von der Art, mit der man nicht geboren wird, die man von Leibdesignern erwirbt. Er sah Männer in der Uniform der Solaren Flotte aus den vergangenen Zeiten des Imperiums, Stumpen rauchend, eine Flasche Vurguzz in der Hand, wie eben aus dem Feldzug gegen die Meister der Insel heimkehrend. Und er sah Engel über Engel.
    Aber was immer er sah, es schien ihm wie mit einem beinahe unsichtbaren Schleier überzogen, so, als läge dahinter eine ganz andere Wirklichkeit, die sich ihm noch nicht offenbaren wollte.
    In der Ferne stachen die Laserfinger der Gipfelstadt des Mount San Antonio in den Himmel wie Wegweiser. Meinten sie ihn?
    Ambulante Aras boten dem Vernehmen nach wundertätige Präparate an oder den kleinen chirurgischen Schnitt für ein markanteres Gesicht oder ebenmäßigere Züge. Eine gatasische Garküche versprach Naschereien, einige Naats musizierten auf erstaunlich filigranen Instrumenten.
    Sein Engel, der sich Schneeweiß nannte, sah Schimkos, wie ihm schien, aufmerksam an.
    Schimkos schüttelte den Kopf, als könnte er sich so aus Schneeweiß' Blick lösen. Er spürte es deutlich: Etwas ging vor in dieser Stadt. Aber was? Sollte er den Engel fragen? Wartete der Engel vielleicht nur darauf, dass er ihn fragte? Würde er ihm antworten, alle Geheimnisse von Los Angeles anvertrauen?
    Er hätte sich vielleicht besser in ein Hotel begeben und dort auf Pao gewartet. Er war müde. Genau, das war des Rätsels Lösung – einfach und entzaubernd: Er war nichts als müde, übermüdet, und die ewige Dämmerung des Boulevards forcierte diese Müdigkeit.
    Dennoch folgte er dem Engel weiter über den Boulevard.
    Endlich meldete sich Pao; sie war im John's eingetroffen und wartete dort auf ihn.
    »Ich muss zurück«, teilte er Schneeweiß mit.
    »Gewiss«, sagte der Engel und hob seinen beinernen Schnabel, als ob er witterte. »Du musst zurück. Also werde ich dich
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