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Perry Rhodan - 2554 - Die lodernden Himmel

Perry Rhodan - 2554 - Die lodernden Himmel

Titel: Perry Rhodan - 2554 - Die lodernden Himmel
Autoren: Leo Lukas
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morgen, Jungschen«, sagte der Hausmeister. »Vorsicht, Stufe.«
    *
    Draußen brach die Dämmerung herein.
    Orcizu rieb sich die brennenden Augen, klemmte das Dabeibrett unter die Achsel und machte sich

auf den Heimweg. Sein Kopf schwirrte, übervoll von neuen Eindrücken.
    Driespältige Gefühle tobten in ihm. Linde Enttäuschung über die geringe Wertigkeit seines

Amtes mischte sich mit mindestens ebenso viel Euphorie, einen bescheidenen Teil zum unfehlbaren

Mechanismus der Rechtsprechung beisteuern zu können.
    Vor allem aber war Orcizu verwirrt.
    Im Rückblick erschien ihm das Erlebte zugleich unwirklich erhaben und ernüchternd profan. Alle

Mitwirkenden - außer den Angeklagten, natürlich, und ihm selbst intonierten die Heiligen

Satzungen ebenso fehlerlos wie stimmgewaltig und untermalten jedes Zitat formvollendet mit den

vorgeschriebenen Ritualgesten.
    Allerdings agierten sie dabei auf gleichmütige, routinierte, fast schon nonchalante Weise, die

dem Laien sowohl Bewunderung als auch Entsetzen abnötigte. Einer der Dreirichter entrotzte sogar

lautstark seine Riechstumpen, während er eine Geldleiherin, die Wucherzinsen gefordert hatte, zur

Amputation eines Unterarms verdonnerte!
    Gedankenverloren setzte Orcizu ein Bein vor die anderen, kaum auf seine Umgebung achtend. In

den meisten Sprengeln von Frer, der Störrischen, durfte man sich derlei Fahrlässigkeit auf keinen

Fall erlauben, wollte man nicht unversehens in ein Scharmützel geraten.
    Der Gerichtsdistrikt freilich galt als fast so sicher wie das benachbarte Regierungsviertel,

aus dessen Zentrum die 27 mächtigen Türme der Pontifikalklause aufragten. Streifenpolizisten

patrouillierten die Hauptstraßen, stets zu neunt, sodass jedes Geschlecht dreimal vertreten war.

Geschützstellungen der Armee dominierten die Verkehrsinseln vieler Kreuzungen.
    Hoch oben, im dunkelvioletten Abendhimmel über den Kuppeldächern, zogen Kampfluftschiffe

majestätisch lautlos ihre Bahn. Orcizu nahm sie nur am Rande wahr, ebenso wie die fernen Schreie,

Schüsse und sonstigen üblichen Geräusche der
    Großstadt, die sich für eine weitere Nacht voller Gewalttätigkeiten rüstete.
    Eine Mietkarosse rollte im Schritttempo neben ihm her. Orcizu bemerkte das sechsrädrige

Gefährt erst, als ihm aus der halb geöffneten Schiebetür etwas zugerufen wurde.
    »Steig ein, Freund! Wir fahren in deine Richtung. Du wohnst doch in der Schrannensiedlung,

nicht wahr?«
    Das stimmte. Zögerlich, da der Sprecher nicht zu erkennen war, trat Orcizu an den Bordstein

und lugte in den abgedunkelten Passagierraum des Taxis, das inzwischen angehalten hatte.
    Mehrere Arme reckten sich ihm entgegen - und packten zu, hart, unerbittlich, die heitere

Freundlichkeit der Stimme Lügen strafend. Jählings ins Innere gezerrt, kam Orcizu nicht mehr

dazu, sich zu wehren oder auch nur um Hilfe zu schreien.
    Ein brutaler Hieb traf seinen Oberhals und raubte ihm den Atem. Orcizu spürte, wie alle drei

Knie nachgaben. Ein Sack wurde ihm über den Kopf gestülpt.
    Etwas Spitzes stach in seinen unteren Leib. Augenblicklich erschlafften sämtliche Glieder.

Bunte Farben überschwemmten seine Sinne. Orcizu wollte auflachen, weil ihm der ganze Vorgang

plötzlich wahnsinnig witzig erschien; aber ihm ging vorher die Puste aus.
    Dann ... nichts mehr.
    *
    Jeder Muskel schmerzte.
    Jede Bewegung wurde schon im Ansatz unterbunden. Alle seine sechs Extremitäten waren

verschnürt, mit strammen Bändern um einen Pfahl gefesselt, der Orcizu zu unnatürlich

durchgestreckter Haltung verdammte.
    Sein Schädel dröhnte wie eine Glocke, die in rasendem Rhythmus angeschlagen wurde: Bamm!

Bamm! Bamm!
    Allmählich gewöhnten sich die Augen an das Halbdunkel. Drei Gestalten umringten Orcizu. Sie

trugen röhrenförmige Kapuzen, die ihre Köpfe und Oberleiber verbargen.
    »Ruhig, ganz ruhig«, erklang dieselbe sonore, mit einem amüsierten Unterton angereicherte

Stimme wie zuvor. »Lass hängen, Geschwist. Wir haben nichts gegen dich persönlich und wollen dir

kein unnötiges Leid zufügen. Benimm dich vernünftig, dann kommst du heil aus dieser Sache

raus.«
    »Was ... wollt ihr von mir? Wer seid ihr?«
    »Kannst du dir das nicht denken, Orcizu?«
    »Woher kennst du meinen Namen?«
    »Du stellst viele Fragen, Jungschen. Nichts dagegen einzuwenden. Neugier ist prinzipiell

nützlich und das Streben nach Erkenntnis sinnvoll, wenn es sich auf die wahrhaft brennenden

Themen
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