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Perry Rhodan - 2554 - Die lodernden Himmel

Perry Rhodan - 2554 - Die lodernden Himmel

Titel: Perry Rhodan - 2554 - Die lodernden Himmel
Autoren: Leo Lukas
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vorbereiteten Ausfahrt gezwungen, wäre Bormegu vielleicht noch am Leben.
    Ihm zu Gedenken sangen sie leise seine Lieblingslieder; die meisten drehten sich um brummende

Motoren, vielachsige Lastzüge und die Einsamkeit der Überlandstraße. Dann erzählten sie einander

Anekdoten.
    »Weißt du noch, wie Bormegu sein erstes Punktschweißgerät bekam?«
    »Kurz nach unserem Jahrestag, bei der Wettfahrt mit den Dünenseglern ... «
    »Als ihm die Unterhalsadern schwollen, weil wir die mageren Ergebnisse seiner Experimente mit

pflanzlichem Treibstoff verspotteten. Ha, diese beleidigte Miene werde ich niemals

vergessen!«
    Und so weiter. Sie versuchten sich mit Erinnerungen zu trösten und merkten doch, wie ihnen ihr

Bild von Bormegu bereits zu entgleiten begann.
    Sie schluchzten lange. Dann raffte sich Licafa auf und sagte: »Lass uns etwas arbeiten. Ich

denke, das wäre in seinem Sinn gewesen.«
    *
    So viele Zahlen, und so wenige davon ergaben einen Sinn.
    Licafa war sich bewusst, dass ihre Analysemethoden in keinem Verhältnis zum Ausmaß der

Katastrophe standen, die ganz Frerino bedrohte. Die Urgewalten, unter deren Ansturm die Kante der

Welt buchstäblich abbröckelte, entzogen sich ihren kläglich entwickelten Messgeräten.
    Symptome aber vermochten sie aufzuzeichnen oder zumindest Reflexe von Echos von Symptomen. Ob

deren Ursache jemals mit den Mitteln, über die sie verfügten, bekämpft werden konnte, stand auf

einem anderen Blatt.
    Aber deswegen gaben sie noch lange nicht auf. Licafa und Mizami verstanden sich als empirische

Wissenschaftler. Wenn sie an etwas glaubten, dann daran, dass sich geduldig, akribisch, Schritt

für Schritt, Fakten zusammentragen, sortieren und mit intellektueller Anstrengung zu Hypothesen

ordnen ließen.
    Orientierung hieß das Schlüsselwort. Zuerst mussten sie einen Weg finden, wie sie sich

da draußen, unter den lodernden Himmeln, wo alle herkömmlichen Instrumente verrückt spielten,

orientieren konnten.
    Die Lösung, davon war Licafa überzeugt, verbarg sich irgendwo in den Stößen von Ausdrucken,

die sich auf jedem Pult, Tisch oder Hocker der Unterkunft stapelten.
    »Sechs Augen sehen nicht so viel wie neun, aber immer noch mehr als drei«, sagte er. »Gehen

wir's gemeinsam durch.«
    *
    Mizami las vor. Licafa trug die Zahlen auf den Stoffbahnen, die sie entlang der Wände

aufgespannt hatten, in Tabellen ein.
    Mit einem Dabeibrett wäre es ihnen bedeutend leichter gefallen, die wenigen verwertbaren

Ergebnisse zueinander in Beziehung zu bringen. Aber Dabeibretter waren Amtsträgern der

Pontifikalklause vorbehalten, und Orcizu weigerte sich, auch nur eines dieser geweihten Geräte an

deklarierte Ketzer auszuhändigen.
    Schon gar, da unsere gemeinsame Geschichte mit dem Dabeibrett, das ihm als

Gerichts-Beisitzenden überlassen wurde, ihren Anfang genommen hat...
    Es half ihnen nichts, dass Orcizus Motive bitterlich leicht zu durchschauen waren. Das Apostul

stellte seine Rachegefühle hintan, solange ihm die nunmehr nur noch achtköpfige Forscherkommune

von Nutzen schien.
    Immerhin hatte Orcizu begriffen, dass Frerino tatsächlich vor dem Untergang stand.

Andererseits war ihm ebenso klar, welche Folgen eine Rettung durch die verfemten Wissenschaftler

zeitigen konnte: nämlich nichts weniger als eine Revolution, den Umsturz der totalitären, bislang

von der Pontifikalklause mit eherner Hand aufgepfropften Gesellschaftsordnung.
    Mit ziemlicher Sicherheit war Orcizu wahnsinnig, jedoch nicht dumm. Wurde der Deckel

abgesprengt, entlud sich der Dampfdruck. Fiel die Klause, fielen auch deren Repräsentanten, und

zwar tief.
    Licafa und seinen Getreuen würde am Ende nur eine Wahl bleiben: jene zwischen Schafott und

Starkstromstuhl. Und dann mussten sie noch ihr Glück preisen, dass man sie nicht den Qualen der

Ausdörrung unterzog.
    Über ihnen schwebten die Henker, unsichtbar, doch gegenwärtig. Fast vermeinte er schon, den

Hauch ihrer
    lauernden Bewegungen zu spüren.
    Unfug.
    Das Gefühl, Mizami und er befänden sich nicht mehr allein im Raum, war gewiss der

Stresssituation geschuldet. Die Zugangsflappen des Zelts hatten sich keinen Mindermeter

bewegt.
    »Und um durch den Rauchabzug einzudringen, müsste jemand schon wie ein Vogel fliegen

können.«
    Dass er seine Gedanken laut geäußert hatte, bemerkte Licafa erst, als Mizami sagte: »Reiß dich

zusammen, mein Mann. Du bist hier derjenige, der die anderen anhält,
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