Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende

Titel: Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende
Autoren: Hubert Haensel
Vom Netzwerk:
und die Milchstraße nur mehr aus den Geschichtsdateien kannten.
    »Du grübelst immer noch, Timber?«
    Belyonas Stimme klang für ihn so beiläufig, als rede sie über Alltägliches. Sie verstand nicht, was es für ihn mittlerweile bedeutete, keine Nachkommen zu haben. Er schwieg und wartete vergeblich darauf, dass sie ihm wenigstens einen Schritt weit entgegenkam. Ihre Ablehnung verunsicherte ihn nicht nur, sie tat weh.
    Wir leben nicht mehr miteinander, sondern aneinander vorbei. Aber wahrscheinlich sind siebenundzwanzig Jahre Gemeinsamkeit wirklich genug. Belyona sah in mir stets nur die medizinische Herausforderung.
    Er wusste, dass er ihr mit diesen Gedanken unrecht tat. Aber das war ihm in dem Moment egal.
    Whistler blickte auf den Fluss hinaus. »Du schreckst vor dem zurück, was aus mir geworden ist, und ich kann es dir nicht einmal verübeln.«
    »Eher vor dem, was du selbst aus dir machst, Timber. Vor deinem Selbstmitleid ...«
    Er lachte heiser. »Ein paar künstliche Teile, das ist Standard. Knochen aus Terkonit, neue Sehnen, eine künstliche Bauchspeicheldrüse, Nierenersatzfilter … nichts dagegen einzuwenden. Dazu alles das, was aus eigenem Gewebe gezüchtet werden kann. Jeder hat irgendwann Probleme, die mit einem chirurgischen Eingriff nachhaltig behoben werden. Aber deswegen würde kein Mensch sich als Cyborg oder gar Roboter bezeichnen müssen.«
    »Warum tust du es?«
    Belyona Anshin saß zwischen den üppig blühenden Pflanzen im Atrium. Die Holoprojektion, in die sie vertieft gewesen war, hatte sie halb zur Seite geschoben. Whistler konnte es nicht genau erkennen, doch offenbar handelte es sich um ein vielschichtiges Werk über die Geschichte des akonischen Reichs.
    »Ich frage mich, was ich wirklich geworden bin. Ein paar Alibi-Organe sind schuld daran, dass ich kein vollwertiger Roboter sein kann. Der künstliche Körper und was dazugehört, nimmt mir allerdings auch das Menschsein.«
    »Aber genau davon profitierst du. Dir geht es körperlich besser als jemals zuvor. Ich sehe keinen Grund, in Selbstmitleid zu versinken.«
    Whistler wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen.
    »Was du als Selbstmitleid bezeichnest, ist für mich die Erhaltung der Whistler-Dynastie.«
    Belyona Anshin ließ das Holo vollends erlöschen und brachte den Sessel in eine aufrechte Position. Sie neigte sich ein Stück nach vorne. Das war ihre Art, Interesse zu zeigen. Medizinisches Interesse wohlgemerkt. Kalt, sachlich, akonisch eben. Whistler war sich dessen bewusst, dass er genau damit ein überholtes Vorurteil wiederbelebte. Aber nicht nur er veränderte sich, das traf ebenso auf Belyona zu.
    »Ein perfekter Klon ...«, begann seine Lebensgefährtin.
    Whistler fiel ihr schroff ins Wort. »Du weißt, was ich will!«
    Besänftigend hob die Medikerin beide Hände. »Warum akzeptierst du die Wahrheit nicht, Timber? Du bist zeugungsunfähig, obwohl deine Keimdrüsen erhalten werden konnten. Dabei spielt keine Rolle, dass sie in den Schutz des Robotkörpers verlagert wurden. Möglicherweise bestand das Problem schon immer, nicht nur als Folge des Unfalls. Eine zuverlässige Aussage über die Ursache ist nicht möglich ...«
    Belyona erhob sich. Sie hatte wenig Ähnlichkeit mit Whistlers verstorbener Frau Cynthis. Seine erste und bislang einzige Ehe war kinderlos geblieben. Weil ihm damals der Aufbau seiner eigenen Roboterfirma im Solsystem wichtiger gewesen war – gegen den Konkurrenzdruck der großen Whistler-Company. Später dann der Neuanfang im Stardust-System, und in zweieinhalb Monaten würde er seinen 180. Geburtstag feiern. Nur er allein und seine engsten Freunde, die er allerdings an den Fingern abzählen konnte.
    Hundertundachtzig Jahre ... Wenn das nicht die Gelegenheit war, endlich über alles Versäumte nachzudenken. Er musste dafür sorgen, dass der Name Whistler fortgeführt wurde.
    »Wir sind im medizinischen Bereich schon sehr nahe an den terranischen Standards, Belyona ... Mein genetisches Material und deines ...«
    »Es ist zu früh, darüber zu diskutieren.«
    »Das sagst ausgerechnet du als Ärztin ...«
    »Ich will mein Kind nicht nur selbst austragen, ich möchte es auch auf normalem Weg empfangen.«
    »Eine altmodische Ansicht.«
    »Wir leben nicht mehr in der Milchstraße. Wir haben neu begonnen – und das mit allen Gefühlen und Empfindungen, die einfach dazugehören. Stardust soll eine menschliche Welt bleiben.«
    »Weißt du, wie lange ich schon fürchte, dass du mir genau das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher