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Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende

Titel: Perry Rhodan - 2510 - Die Whistler-Legende
Autoren: Hubert Haensel
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vorwirfst?«
    »Das hat nichts mit dir zu tun, und das weißt du genau.« Belyonas Miene verhärtete sich. Whistler glaubte aus ihrem Blick herauslesen zu können, was sie dachte. Sie fragte sich, wie viele Angehörige des Whistler-Clans tatsächlich zu Robotern geworden waren, egal ob aus pervertierter Neugierde oder weil die Sehnsucht nach ein paar hinzugewonnenen Lebensjahren ihnen keine andere Wahl gelassen hatte.
    »Vielleicht ändere ich meine Ansicht in den nächsten Jahrzehnten«, schränkte sie ein. »Lass mir etwas Zeit, Timber.«
    »Zeit«, erwiderte er gedehnt. »Wer gibt mir ausreichend Zeit? Sie ist in unserer schönen neuen Welt ebenso ungnädig, wie sie es schon in der Milchstraße war. Erst schlagen wir in unserer Ungeduld die Zeit tot, später revanchiert sie sich.«
    »Du verdrängst die Wahrheit und reagierst von Anfang an mit einer psychischen Abstoßungsreaktion. Allerdings habe ich das nicht anders erwartet. Ich bin überzeugt, dir bleibt mehr Zeit, als du heute noch wahrhaben willst. Vor allem dafür, Nachwuchs in die Welt zu setzen.«
    Belyona Anshin wandte sich um und ging.
    Whistler blickte ihr hinterher, bis sie sich am jenseitigen Ende des Atriums in den Antigravschacht schwang und abwärtsschwebte.
    Belyona war und blieb eine begehrenswerte Frau. Dennoch hatte er nie einen Ehevertrag in Erwägung gezogen. Diese schriftliche Sicherheit war Cynthis’ Privileg gewesen.
    Fast hatte er den Eindruck, vor sich selbst zu fliehen, als er auf die Terrasse hinaustrat.
    Die letzten Strahlen der untergegangenen Sonne geisterten über den Himmel. Die ersten Sterne waren schon zu sehen. Sie waren ihm längst nicht mehr fremd, dennoch funkelten sie so verheißungsvoll wie am ersten Tag.
    Whistler hätte später nicht zu sagen vermocht, wie lange er regungslos verharrte – starr und jedes Zeitgefühls enthoben, wie es nur ein Roboter sein konnte.
    Belyona und er waren einander zum richtigen Zeitpunkt begegnet. Er hatte sie gebraucht, um zu überleben, sie hatte an ihm ihr Meisterstück der Transplantationsmedizin vollbracht und ihr Können bewiesen. Aber mittlerweile erkannten sie beide deutlicher, dass sie darüber hinaus wenige Gemeinsamkeiten hatten.
    Vielleicht ist es besser, wenn wir uns trennen, bevor es für jeden von uns zu spät sein wird.
    Bis vor Kurzem hätte ihn dieser Gedanke noch erschreckt. Mittlerweile akzeptierte er die Überlegung.
    *
    Whistler war schon um drei Uhr morgens wach. Nur mehr flüchtig horchte er in sich hinein und suchte nach Unstimmigkeiten im Zusammenspiel von Mensch und Maschine. Keine Verspannung, kein Anflug von Übelkeit.
    Weil er sich daran gewöhnt hatte?
    Das bestimmt nicht. Er hatte sich lediglich mit dem Zustand arrangiert, da ihm ohnehin keine Wahl blieb. Whistler-Stardust & Co. baute die Fertigung von Robotern jedweder Konvenienz seit Jahren massiv aus. Die Wirtschaft der Stardust-Union boomte. Egal, wie es um ihn stand, es wäre sein größter Fehler gewesen, die Nachfrage zu ignorieren.
    Whistler betrat die Nasszelle. Er duschte ausgiebig, und seine Gedanken kreisten in diesen Minuten nur um die Firma. Mit welchem Argument hätte er sich verweigern sollen? Vor die Gesellschafter hintreten und ihnen offenbaren, dass er sich selbst schon fast als Roboter sah?
    Yulanda Tatis hätte ihn wohl nur entgeistert angestarrt und dann an den Fingern abgezählt, was ihn immer noch von einem Roboter unterschied.
    »Roboter sind unbeseelte künstliche Geschöpfe, Timber. Nicht einmal ein Plasmaanteil stellt sie auf eine Stufe mit uns Menschen. Ausgerechnet du solltest das am besten wissen.«
    O ja, etwa so würde ihn die ehemalige Kommandantin der NEW GOOD HOPE zurechtweisen.
    Und Fishbaugh? Von Blaine erwartete er in der Hinsicht ohnehin kein Mitgefühl. »Solange dein Gehirn intakt ist, Timber, kann dir doch nichts Besseres geschehen! Was an einem Roboterkörper ausfällt, falls überhaupt, wird ausgetauscht. Na und? Siehst du da ein Problem?« Genau das würde sein ehemaliger Spezialist für Funk und Ortung sagen.
    Für gewöhnlich spülten die Massagestrahlen alle quälenden Überlegungen fort. Heute hielten sich die düsteren Gedanken jedoch hartnäckig.
    Ein Hauch von Wehmut überkam Whistler, während er seinen Funktionscheck absolvierte. Er wartete geradezu darauf, dass Implantate ausfielen. Womöglich die winzigen Blutpumpen, die seinen Kreislauf sogar unter Extrembedingungen aufrechterhalten sollten. Oder die Nervenverbindungen, die den Robotkörper überhaupt
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