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Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Titel: Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Schlag hinter sich zu. Mit raschen Schritten eilt er auf den Laden zu. Zurück bleiben ein maulender Dicki und ein verdutzt dreinschauender Chauffeur.

    Ein undefinierbarer Geruch schlägt Perry Clifton entgegen, als er das Geschäft betritt. Und es dauert eine ganze Weile, bis sich seine Augen an das im Innern herrschende Halbdunkel gewöhnt haben. Es riecht nach Mehlwürmern, Knoblauch, getrockneten Fischen, Blumentopferde, Leim, Pferdeschweiß und Rapsöl. Der Laden selbst ist ein einzigartiges Durcheinander von ausgestopften Vögeln, Mardern, Katzen, Affen und anderen Kleintieren. An den Wänden entdeckt Perry die präparierten Köpfe von Mufflons, Bergziegen und Schafen. Sogar ein aufrecht stehender Waschbär ist vorhanden.
    „Bitte, womit kann ich Ihnen dienen, Sir?“ flötet ein dünnes Stimmchen, und vorbei an den buntschillernden Federschwänzen zweier Paradiesvögel schiebt sich ein kleines Männchen an den Verkaufstisch aus schwarzgebeiztem Buchenholz heran. Eine helle, von einem dünnen weißen Haarkranz umgebene Glatze hebt sich seltsam leuchtend von dem dunklen Hintergrund ab. Aus einem Gesicht, das aus Pergament zu sein scheint, blicken Perry Clifton ein Paar schwarze, glitzernde Augen entgegen.
    „Sind Sie Mister Bladdock?“ fragt Perry freundlich.
    Das kleine Männchen nickt.
    „Ausgezeichnet. Mein Name ist Perry Clifton. Ich habe nur ein paar Fragen. Hier, diese Rechnung stammt doch von Ihnen?“ Bei diesen Worten zieht Perry die in der Hütte gefundene Rechnung aus der Tasche und reicht sie Mister Bladdock hin. Der wirft nur einen Blick darauf. „Ohne Zweifel. Ich kann mich sogar noch ziemlich genau an dieses Tier erinnern. Es handelte sich um einen Raben.“
    „Einen weißen Raben!“ verbessert Perry, erntet für diesen Einwurf allerdings nur ein spöttisches Lächeln.
    „Warum lachen Sie, Mister Bladdock? Stimmt das vielleicht nicht?“ forscht Perry irritiert.
    „Für einen Laien vielleicht. Für uns Fachleute bleibt Rabe Rabe, auch wenn es sich um einen — zugegeben recht seltenen — Albino handelt.“ Das kleine Männchen hat sich in Fahrt geredet. Und jetzt scheint Mister Bladdock nur darauf zu warten, daß ihm Mister Clifton widerspricht. Doch dieser begnügt sich mit der Belehrung. Er hantiert in seiner Tasche und zieht das ausgestopfte Tier hervor.
    „War er das?“
    „Ja… waren Sie nicht zufrieden mit der Arbeit? Oder erscheint Ihnen nachträglich der Preis zu hoch?“
    Jetzt lächelt Perry Clifton. „Weder das eine noch das andere. Ich hätte lediglich gern gewußt, ob Sie sich noch an den Auftraggeber erinnern können.“
    „Natürlich. Ein Mister Cook…“
    „Cook?“ Auf Cliftons Gesicht malt sich tiefe Enttäuschung.
    „Natürlich, Cook!“ beteuert der kleine Mann. „Idi irre mich nicht. Mein Gedächtnis ist noch in Ordnung. Außerdem würde ich diesen Mister Cook schon an seiner Narbe wiedererkennen.“
    „Narbe?“ stößt Perry hastig hervor. „Eine Narbe vom Auge bis zum Kinn?”
    „Ja…“ Mister Bladdock scheint jetzt allmählich genug von diesem merkwürdigen Kunden zu haben, der nichts kaufen und nichts in Auftrag geben will und nur unnötige Fragen stellt. Und er weicht erschrocken zurück, als ihm Perry Clifton jetzt mit der Hand auf die Schulter schlägt und voller Genugtuung zuruft :: „Das ist kein Mister Cook, lieber Mister Bladdock. Das ist kein anderer als Spencer Freeman! Besten Dank. Sie haben mir sehr geholfen.“
    Perry hat bereits die Klinke in der Hand, als er sich noch einmal umwendet. „Eine Frage noch, Mister Bladdock. Können Sie mir vielleicht auch verraten, was ein Thunnus thynnus ist?“
    „Das ist ein Thunfisch!” antwortet der Präparator mit eiskalter und abweisender Miene und verschwindet in seine hinteren Räume.
    Pfeifend kehrt Perry Clifton zu Dicki und Lenderson zurück. Und mit fröhlicher Stimme erklärt er: „Noch so einen Treffer, und wir sind den Dingen in Hautnähe. Jetzt zum Internationalen Hotel-Ring, Tommy!“

    Nach einer halben Stunde mühevoller Fahrt durch die City von Edinburgh hält Tom Lenderson vor einem fast neuen, zwölfstöckigen Hochhaus.
    „Hier ist es, Mister Clifton!“
    Perry wirft einen Blick auf die imponierende Fassade und stellt anerkennend fest: „Arm scheinen die Leute vom Hotelgewerbe jedenfalls nicht zu sein.“
    „Was sollen wir inzwischen tun, Mister Clifton?“ erkundigt sich Lenderson.
    „Ich würde empfehlen, daß Sie Dicki inzwischen ein wenig die Stadt zeigen. Mach kein

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