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Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Titel: Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Mylord!“
    Perry Clifton beugt sich vor, und zwei Zentimeter vor dem zurückweichenden Gesicht des Hausdieners sagt er freundlich: „Man kann Türen damit ölen, Mister Jamesberry.“
    Jetzt geht ein Strahlen über das Gesicht des Belehrten. Er klopft sich mit der flachen Hand vor die Stirn und wiederholt: „Natürlich Türen ölen. Daß mir das nicht früher eingefallen ist! Aber wissen Sie, Sir, manchmal ist es bei mir hier oben einfach weg“, dazu schnipst er mit den Fingern, „einfach weg. Sie werden es mir doch hoffentlich nicht übelnehmen, daß mir das mit dem ,Türe -ölen’ nicht gleich eingefallen ist?“
    Perry Clifton gibt sich alle Mühe, Jamesberry zu durchschauen. „Stellt er sich nur so — oder ist er so?“ überlegt er, während ihn dieser treuherzig ansieht. Dann winkt er ab.
    „Lassen wir das. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie so schnell wie möglich dafür sorgen würden, daß diese Tür dort geölt oder geschmiert wird. Und jetzt habe ich noch etwas. Kommen Sie mal her!“
    Zögernd tritt Jamesberry näher. Als Perry Clifton in diesem Augenblick für einen Moment im Nebenzimmer verschwindet, blinzelt Jamesberry Dicki wie einem Verschwörer zu.
    Da ist Clifton auch schon wieder zur Stelle. Er hält seinem Gegenüber den Koffer unter die Nase und öffnet abrupt den Deckel.
    Jamesberry prallt erschrocken zurück, schluckt und ruft dann laut und vernehmlich: „Umbe-Mumbe-Lumbe-Zum-be… Umbe-Mumbe-Lumbe-Zumbe…“ und macht einen Schritt zurück, während seine Augen noch immer fasziniert auf dem toten Raben ruhen. „Ein weißer Rabe!“
    Perry Clifton und Dicki haben erstaunt den seltsamen Vokabeln zugehört und sehen sich jetzt an. Dann ist es Dicki, der fragt: „Was ist das mit der Zumbe, Mister Jamesberry?“
    Jamesberry schüttelt den Kopf. „Das kann ich jetzt nicht sagen. Das hängt mit den Geistern zusammen und mit einer Zigeunerin. Heiliger Nikolaus, ein weißer Rabe!“
    „Genug des Blödsinns!“ schimpft Perry Clifton und klappt den Koffer zu. Und ein wenig zu scharf fährt er Paganini an:
    „Weshalb kamen Sie eigentlich?“
    Jamesberry lächelt gequält. „Ich wollte Ihnen mitteilen, daß Sir Douglas Everbridge zurückgekommen ist. Er erwartet Sie und Ihren Neffen in seinem Arbeitszimmer, Sir.“
    Perry sieht überrascht auf, und eine Nuance freundlicher erwidert er:
    „Warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt, Jamesberry?“
    „Ich kam bis jetzt leider noch nicht dazu, Mylord“, rechtfertigt sich dieser mit einem weisen Lächeln, und Perry Clifton hört den kaum wahrnehmbaren feinen Spott heraus. Da er jedoch über ein sehr ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden verfügt, entschuldigt er sich sofort:
    „Sie haben recht, Paganini. Ich glaube, ich habe mich eben nicht gerade wie ein Gentleman benommen.“ Er streckt Jamesberry die Hand entgegen: „Es soll nicht wieder vorkommen.“ Zögernd schlägt der alte Mann ein, und mit Erstaunen sieht Perry, wie dabei ein Schatten über das sonst so heitere Gesicht des Hausdieners huscht. Nach einer tiefen Verbeugung wendet er sich ab. An der Tür dreht er sich jedoch noch einmal um: „Das mit der Tür — werde ich sofort erledigen“, sagt er und verschwindet mit einem kurzen Nicken endgültig nach draußen.

Sir Douglas Everbridge

    Sir Douglas Everbridge führt Perry Clifton und Dicki zu einer gepolsterten Sitzgruppe, während er sich selbst einen einfachen hölzernen Schemel heranzieht.
    Sir Douglas Everbridge zählt ungefähr fünfzig Jahre und macht auf Perry Clifton den allerbesten Eindruck, während Dicki in ihm mehr einen anzustaunenden, hochherrschaftlichen reichen Schloßbesitzer sieht. Besonders auffällig an Sir Douglas sind die schmalen, gepflegten Hände, deren Finger ein nervöses Fangespiel zeigen und den Gesamteindruck eines — etwas weltfremden — Wissenschaftlers verstärken. Daß er die harte Sitzgelegenheit einem weichen, gepolsterten Untergrund vorzieht, muß wohl einen gesundheitlichen Grund haben, den zu erwähnen Sir Douglas für unwichtig hält.
    Als sie alle sitzen, fährt er mit seiner gebildeten, wohllautenden Stimme fort zu sprechen: „Ich bin Ihnen, lieber Mister Clifton — und selbstverständlich auch dir, Dicki — sehr dankbar, daß Sie den weiten Weg nach Catmoor nicht gescheut haben, um mir und meiner Familie zu helfen.“ Perry Clifton lächelt: „So uneigennützig ist unsere Anwesenheit ja gar nicht, Sir. Sie vergessen, daß wir bei dieser Gelegenheit auch ein bißchen Ferien

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