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Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben

Titel: Perry Clifton und das Geheimnis der weißen Raben
Autoren: Wolfgang Ecke
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setzt er rasch hinzu.
    Perry Clifton sieht sich nach allen Seiten um. Doch niemand ist zu entdecken. Weder an einem der zahlreichen schmalen und hohen Fenster noch in einer Tür. Dabei kann sich Perry des Gefühls nicht erwehren, daß ihre Ankunft von mehreren Augenpaaren beobachtet wird.
    „Gibt es hier niemanden, der uns beim Hineintragen der Koffer hilft?“ fragt er ein wenig hinterhältig.
    „Dort kommt schon einer“, grinst in diesem Augenblick Tommy Lenderson wie auf ein Kommando und weist mit dem Kinn auf einen sich nähernden älteren Mann. Und laut ruft er: „Nun lauf schon ein bißchen, Paganini!“
    „Wie heißt der Mann?“ flüstert Perry Clifton und ist dabei überzeugt, daß er sich verhört hat. Auch Dicki spitzt die Ohren.
    „Wir rufen ihn Paganini. Sein Name ist Jamesberry.“
    „Wie kommt er denn zu diesem Spitznamen? Mit Paganini hat er doch gewiß keinerlei Ähnlichkeit.“
    „Das ist nur, weil er so gut Gitarre spielen kann, Sir“, gibt Lenderson Bescheid.
    Cliftons Verwirrung steigt noch um einiges. „Ja, aber Paganini war doch kein Gitarrenspieler, Lenderson!“
    Der Angesprochene zuckt nur mit den Schultern. „Ich sagte ja schon, daß ich nicht musikalisch bin. Paganini war früher mal Seemann. — Am besten, Sie fragen ihn selbst. Er muß ja wissen, warum man ihn Paganini ruft.“
    Der alte Mann ist inzwischen herangekommen. Er steckt in einer viel zu weiten grauen Hose, die von einem handbreiten Riemen am Herunterrutschen gehindert wird. Dazu trägt er ein rot-blau kariertes Hemd, in dessen aufgesetzter Tasche ein dunkelblaues Taschentuch steckt. Der Kopf, der oben aus dem Hemd guckt, ist eine feierliche Beschreibung wert. Da ist zunächst einmal dichtes graues Haar, welches den Kopf wie ein Glorienschein umgibt. Es hängt an der Seite etwas über die Ohren, was diesen sehr zustatten kommt, da sie von ungewöhnlich ausladenden Ausmaßen sind. Unter der Stirn funkelt ein Paar wasserblaue Augen, die von einem Strahlenkranz kleiner und kleinster Fältchen umgeben sind. Eine Tatsache, die den gleichermaßen listigen, verschmitzten und fröhlichen Ausdruck noch unterstreicht. Paganinis Nase ist leicht gebogen und verleiht ihm im Profil eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem nordamerikanischen Indianerhäuptling. Ganz im Gegensatz dazu steht die Mundpartie. Sie scheint nur dazu geschaffen zu sein, Schnurren und Anekdoten zum besten zu geben.
    Vier Schritt vor den Neuankömmlingen bleibt er stehen, und mit einem Augenzwinkern fragt er: „Verbreitet dieser Halunke von einem Chauffeur schon wieder Lügen über mich?“
    „Er hat uns nur erzählt, wie gut Sie Gitarre spielen können“, erwidert Perry Clifton beschwichtigend.
    „Und daß du außer einer kleinen lockeren Schraube ganz normal bist, habe ich gesagt!“ ergänzt Lenderson mit einer boshaften Grimasse.
    Jamesberry ist nicht aus der Ruhe zu bringen. Er macht eine kurze Verbeugung vor Perry Clifton und klopft sich auf die Brust. „In meiner Ahnenreihe befindet sich Paganini, Sir.“
    „Meine Hochachtung!“ gibt Perry todernst zurück. Und dann stellt er sich ebenfalls vor: „Ich bin Perry Clifton aus London, und das ist mein Neffe Dicki Miller.“ Jamesberry macht diesmal eine noch ausholendere Verbeugung und verkündet theatralisch: „Die Zimmer sind gerichtet, Mylord. Folgen Sie mir!“ Bevor er jedoch losmarschiert, ergreift er Perrys Angelzeug und das kleine Köfferchen von Dicki. Da Lenderson bereits damit beschäftigt ist, seine Malerutensilien aus dem Kofferraum zu laden, bleibt es Perry Clifton überlassen, seine großen Koffer selbst zu transportieren.
    Es ist ein seltsamer Zug, der sich durch die Halle über die Treppenstufen nach oben zum ersten Stock bewegt. Allen voran Jamesberry, genannt Paganini, der in der linken Hand Dickis Köfferchen trägt und mit der rechten Perrys Angelzeug wie einen Tambourstab schwingt. Dazu ruft er im Takt seiner Schritte: „Links… und rechts… links… und rechts…“
    Ihm folgen Dicki Miller und Perry Clifton. Während letzterer unter dem Gewicht der beiden großen Koffer ächzt, schleppt Dicki das letzte der fünf Gepäckstücke, eine Reisetasche.
    Vor einer breiten, zweiteiligen Flügeltür verhält Jamesberry den Schritt.
    „Hier ist es!“ ruft er und öffnet die nicht verschlossene Tür, die unter Quietschen und Kreischen nachgibt. Und zum zweitenmal an diesem Tag staunen die Neuankömmlinge. Diesmal ist es die fast fürstliche Einrichtung, die ihnen Bewunderung
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