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Perlensamt

Perlensamt

Titel: Perlensamt
Autoren: Barbara Bongartz
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offenes Feuer, seit ich ein Kind war.«
    »Er scheint heimlicher Pyromane zu sein, gnädige Frau.« Madame bringt es kaum fertig, Mona und mich aus den Augen lassen. »Sie sehen blaß aus, Monsieur.« Sie steht immer noch in der Küchentür. »Ich hätte da noch eine Frage, das Essen betreffend. Könnten Sie sich bitte ganz kurz zu mir in die Küche bemühen?« Sie klingt sehr wichtig. Ich folge ihr also in die Küche.
    »Es hat natürlich nichts mit dem Essen zu tun, das ist kein Problem. Ich konnte alles bekommen, was Ihre Gattin wünscht. Ich wollte Ihnen nur kurz sagen, daß ich Ihre Frau ganz reizend finde. Sie dürfen Sie nicht diesem Schwein überlassen. Sie müssen alles tun, um sie zurückzugewinnen. Ich helfe Ihnen gerne dabei. Ihre Frau scheint sehr überarbeitet zu sein. Sie muß ausspannen. Sie ist ein so zartes Geschöpf. Sie hat sich gewiß nur in etwas verrannt. Sie sollten sie nicht mehr alleine lassen, auch nicht hier in Brüssel, vielleicht läuft dieses Schwein irgendwo herum, um sie zu entführen.«
    Ich nicke beflissen und lasse mich ostentativ von ihr zurück in den Garten bringen. Was für eine idiotische Idee, ihr diese Ehegeschichte aufzubinden. Aber wer hätte ahnen können, daß Mona hier auftaucht?
    »Monsieur, Sie waren wie immer eine große Hilfe.«
    »Seit wann kannst du kochen?«
    »Kochen? Wieso?«
    Wir sehen uns eine Weile etwas befremdet an. Ich suche nach Worten. Nein, nicht nach Worten. Ich suche nach einem Ausweg, Mona so schnell wie möglich wieder loszuwerden.
    »Wo warst du?«
    »Keine Ahnung. Ich habe mitten in der Stadt in einer hysterischen Menge das Bewußtsein verloren. David – laß uns zur Sache kommen. Was wolltest du mir über David und die Sammlung sagen? Deswegen bist du doch hier, nicht wahr?«
    Wieder unterbrach uns Madame. Ich sah um Monas Mund einen ironischen Zug spielen, sie schien die Situation zu genießen.
    »Sie sind in die Plantation du Meiboom geraten. Das gibt es jedes Jahr im August, Monsieur. Ich habe ein Hühnchen mit Gemüse im Ofen. Vorher gibt es Frisée mit Garnelen, danach eine Crème brulée. Ich hoffe, Sie haben sich nicht an den Buden in der Stadt schon den Bauch voll geschlagen.«
    »Vielen Dank, Madame, das ist wunderbar. Wenn Sie uns dann jetzt allein lassen würden? Wir haben etwas zu besprechen.«
    Madame verschwindet endlich in der Küche.
    »D.D. will mich zurück.«
    »Nicht nur er.«
    Ich wage nicht, sie anzusehen. Was soll das heißen, nicht nur er? Ich muß ihr klarmachen, daß sie sich hier nicht einnisten kann.
    »Du hast Perlensamt gesehen?«
    »Das letzte Mal hast du ihn »diesen Typen« genannt.«
    Ich werde feindselig. Als wollte ich – unsinnigerweise – David vor Mona schützen. Jetzt. Aber hatten David und ich uns nicht entfremdet, weil ich sie vor ihm hatte schützen wollen? Hat mich nicht sein Gerede über sie angeekelt? Und wieso ist es jetzt umgekehrt? Als sei immer derjenige der zu schützende Part, der abwesend ist. Als läge in der Abwesenheit eines anderen meine einzige Chance.
    »Hey, Martini, du hast einen Gast! Hallo, was ist mit dir? Du wirkst vollkommen abwesend.«
    Ich wünschte, sie würde wieder abreisen. Jetzt. Sofort. Mona steht auf und geht tiefer in den Garten hinein. Ich merke, wie die Wut in mir hochsteigt.
    »Warum, verdammt, bist du mit ihm ins Bett?«
    Sie dreht sich um. Ich bin nicht mehr ganz gescheit. Ich mache mich hier zum Trottel. Wie komme ich dazu, ihr eine Szene zu machen? Mona hüpft durchs Gras. Bricht in schallendes Gelächter aus. Sie hält sich den Bauch. Tränen treten ihr in die Augen. Sie rauft sich die Haare. Madame erscheint mit dem Kochlöffel auf der Terrasse. Sie fühlt sich aus ihrer seligen Verliebtheit gerissen, versteht nichts mehr, dreht sich um, schüttelt den Kopf, geht in die Küche zurück. Es dauert einige Minuten, bis Mona sich wieder gefaßt hat. Sie wischt sich die Wangen, bittet mich um ein Taschentuch.
    »Ich wünschte, du könntest dich sehen, Martin Saunders, die Jungfrau von der Brighton Beach Avenue!«
    »Humboldt Street«, murmle ich und merke, daß ich ruhiger werde.
    »Ich mit Perlensamt ins Bett, bist du toll? Ich mit dieser verhinderten Schwuchtel? Ich bin doch keine Masochistin.«
    Dann wird sie ernst.
    »Ich habe die ganze Zeit versucht, dir von meinem Verdacht zu erzählen. Aber du warst so abweisend. Ich hatte keine Chance. Nie habe ich einen Menschen so verschlossen gesehen.«
    »Wo möchten Sie essen, Monsieur, ist es recht, wenn ich im
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