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Per Saldo Mord

Per Saldo Mord

Titel: Per Saldo Mord
Autoren: A. A. Fair
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eigenen Fett schmoren lassen und überlegte es sich dann anders, als er an der Tankstelle vorbeikam. Bis dahin wußte er ja noch nicht, daß wir ihm auf den Fersen waren.«
    »Aber beim Telefonieren entdeckte er Sie dann?«
    »Ich bildete es mir jedenfalls ein.«
    »Und daraufhin bekam er’s mit der Angst zu tun und wollte auskneifen?«
    »Ja. Ich hab’ einen Fehler gemacht«, gab Sellers zu. »Ich hätte warten sollen. Vielleicht hatte er uns gar nicht gesehen, und erwischt hätten wir ihn auf jeden Fall. Ich war zu hastig.«
    »Also, ich weiß nicht recht, Sergeant. Mir kommt das Ganze faul vor. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß sich ein so gerissener Kunde wie Baxley beim Telefonieren hätte beobachten lassen, falls...«
    »Schon gut, Lam«, unterbrach mich Sellers. »Sie sind ein schlauer Vogel; aber auf Ihre Ratschläge pfeife ich. Stimmt, ich sitze in der Klemme. Ich bin nicht so blöd, das zu leugnen. Aber deshalb bin ich noch lange nicht auf Ihre Hilfe angewiesen. Ich warne Sie, halbe Portion. Mischen Sie sich nicht in meine Angelegenheiten, oder Sie werden Ihr blaues Wunder erleben. Kapiert?«
    »Sie brauchen nicht gleich grob zu werden, Frank«, rügte Bertha.
    »Und ob ich grob werden muß! Mit dem Burschen muß man deutlich reden. Er ist für meinen Geschmack ohnedies zu schlau. Er ist so verdammt schlau, daß er eines Tages im Kittchen landen wird.«
    »Soviel ich weiß, hab’ ich Sie nicht um ein Leumundszeugnis gebeten.« Ich erhob mich. »Sie müssen mich jetzt entschuldigen, ich hab zu tun. Wir arbeiten hier für unseren Lebensunterhalt. Ihre versteckten Drohungen bringen uns keinen Cent ein.«
    Ich machte kehrt, sauste hinaus und hinüber in mein Büro.
    Elsie zeigte mit dem Daumen auf das Nebenzimmer. »Sie sitzt da drin. Ogottogottogott! Donald, sie ist eine Wucht! Ihnen werden die Augen übergehen.«
    »Möglich.« Ich reichte ihr einen Schlüssel.
    »Was soll ich damit?« erkundigte sie sich.
    »Das ist der Schlüssel zum Herrenwaschraum im Korridor. Klemmen Sie sich Hazel Downer unter den Arm, bugsieren Sie sie dort und verriegeln Sie die Tür von innen.«
    »Wieso? Warum können wir nicht auf >Damen< gehen?«
    »Darum. Und machen Sie ein bißchen fix.«
    Ich betrat mein Privatbüro. Hazel Downer saß mit übereinandergeschlagenen Beinen neben meinem Schreibtisch und wippte mit dem rechten Fuß. Die Pose war sorgfältig einstudiert und sehr geschickt auf Wirkung berechnet. Der Gesamteindruck war überwältigend. Elsie hatte recht. Die Dame war eine Wucht.
    »Hallo, Hazel. Ich bin Donald Lam. Das ist meine Sekretärin Elsie Brand. Es ist hier zu brenzlig für Sie. Elsie wird Sie an einen sicheren Ort bringen. Gehen Sie mit und warten Sie. Ich komme nach.« ich drehte mich zu Elsie um. »Machen Sie erst auf, wenn Sie mein Klopfzeichen hören.«
    Sie nickte. »Wollen Sie bitte mitkommen, Hazel?«
    »Wohin?« erkundigte sich Hazel mißtrauisch.
    »In den Waschraum«, erwiderte Elsie.
    »Nein, so was!« Hazel riß erstaunt die Augen auf, erhob sich und wippte hüftschwenkend hinter Elsie her. Sie sah sich nicht um, und das hatte sie auch nicht nötig. Ihr Kleid war so eng, daß es ein Ding der Unmöglichkeit gewesen wäre, ihr nicht nachzustarren.
    Ich setzte mich auf meinen Drehsessel, zeichnete Männchen auf ein Blatt Papier und wartete. Zwei Minuten später stieß Sergeant Sellers die Tür auf und warf einen Blick in die Runde. Bertha sah ihm besorgt über die Schulter.
    »Wo ist der Mann?« fragte Sellers.
    »Welcher Mann?«
    »Ihr Klient.«
    »Oh, ich hab’ seinen Auftrag abgelehnt. Wir sollten Schulden für ihn eintreiben; aber die Sache reizte mich nicht.«
    »Also wirklich, Donald«, sagte Bertha vorwurfsvoll, »du bist zu extravagant. Ich hab’ dir oft genug gesagt, daß Kleinvieh auch Mist macht.«
    »Mag sein; aber bei dem Auftrag war nichts zu verdienen. Es ging um einen Betrag von hundertfünfundzwanzig Dollar, und die Adresse des Schuldners wußte er nicht einmal. Um die Moneten einzukassieren, hätten wir zuvor den Schuldner ausfindig machen müssen.«
    »Na, deshalb hättest du den Kerl nicht gleich wegzuschicken brauchen. Manchmal kann man bei solchen Aufträgen eine Provision von fünfzig Prozent herausschinden und...«
    »Bei dem nicht. Er sagte, fünfundzwanzig Prozent sei das Äußerste; höher könne er nicht gehen. Daraufhin hab’ ich ihn verabschiedet.«
    Bertha stieß einen tiefen Seufzer aus. »Es ist einfach nicht zu fassen, wie knickrig die Leute
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