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Per Saldo Mord

Per Saldo Mord

Titel: Per Saldo Mord
Autoren: A. A. Fair
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ihren Drehsessel, der unter ihrem Gewicht beängstigend quietschte. Sie musterte mich argwöhnisch mit ihren gierigen kleinen grauen Augen. Die Brillanten an ihren fetten Fingern funkelten. Im Besuchersessel hockte Polizeisergeant Frank Sellers. Er kaute auf einer nicht angebrannten Zigarre herum wie ein Hund an einem Knochen und hatte kriegerisch den Unterkiefer vorgeschoben.
    »Guten Morgen, meine Lieben!« rief ich munter.
    Bertha schnarrte grämlich: »Guten Morgen; daß ich nicht lache! Wo, zum Henker, hast du dich so lange herumgetrieben? Du kommst jeden Tag später. Es ist eine Schande!«
    Frank Sellers nahm die Zigarre aus dem Mund. »Mit dem Burschen muß man anders reden, Bertha. Hören Sie zu, halbe Portion! Falls Sie sich einbilden, Sie könnten uns an der Nase rumführen, dann schlagen Sie sich das lieber gleich aus dem Kopf. Ich reiß’ Sie in Stücke, wenn Sie Ihre Mätzchen bei mir probieren. Und sagen Sie später nicht, ich hätt’ Sie nicht gewarnt. Wenn ich mit Ihnen fertig bin, können Sie sich Ihre Knochen einzeln zusammenklauben.«
    »Was ist denn in Sie gefahren?« erkundigte ich mich erstaunt.
    »Hazel Downer. Sagt Ihnen der Name was?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Spielen Sie nicht den Ahnungslosen. Die Masche zieht bei mir nicht.« Sellers nahm die Zigarre in die linke Hand, kramte mit der rechten in seiner Rocktasche herum, fischte einen Zettel heraus und hielt ihn mir vor die Nase. Auf dem Wisch waren in weiblicher Handschrift die Worte >Cool & Lam< notiert sowie unsere Büroadresse und die Telefonnummer. Einen Moment lang glaubte ich den Duft eines schweren, süßlichen Parfüms wahrzunehmen. Aber als ich an dem Zettel schnupperte, roch er nur noch nach feuchtem Tabak.
    »Na?« fragte Sellers.
    »Na was?« fragte ich zurück.
    »Auf eins können Sie sich verlassen, Frank«, erklärte Bertha nachdrücklich. »Wenn eine Klientin jung und hübsch ist, dann wird Donald weich. Er fällt auf jede glatte Larve rein; und wenn sie dazu noch ein paar Kurven aufzuweisen hat, verliert er völlig den Kopf.«
    Sellers nickte, verstaute den Zettel wieder in der Rocktasche, kaute eine Minute lang auf seiner Zigarre herum, nahm sie aus dem Mund und betrachtete mich mit düsterer Miene. »Hazel Downer ist jung, hübsch, und Kurven hat sie auch. Und jetzt erzählen Sie uns mal ein bißchen was von ihr, halbe Portion.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Soll das heißen, daß Sie nicht mit Hazel Downer gesprochen haben?« erkundigte er sich verblüfft.
    »Allerdings. Ich hab’ ihren Namen in meinem ganzen Leben noch nie gehört. Hat sie was auf dem Kerbholz?«
    »Wenn ich das bloß genau wüßte! Ich dachte, Sie könnten mir’s sagen. Okay, ich werd’ Ihnen erzählen, worum es sich handelt. Bertha weiß Bescheid. Aber daß Sie mir die Klappe halten! Falls ich die Geschichte morgen in der Zeitung lese, weiß ich, woher die Burschen den Hinweis haben, und dann zieh’ ich Ihnen die Ohren lang, merken Sie sich das! Von dem Geldtransport, der beraubt wurde, haben Sie vermutlich gehört. Die Schufte erwischten hunderttausend Dollar, und zwar in Eintausenddollarscheinen. Ein Pfadfinder gab uns einen Tip, und danach schien ein rothaariger Schieber namens Herbert Baxley mit dem Diebstahl irgendwas zu tun zu haben. Am liebsten würde ich den verdammten Kerl mit meinen eigenen zwei Händen in der Luft zerreißen!« Sellers lief rot an und holte tief Luft. »Wenn ich nur an den gottverdammten Schuft denke, könnte ich vor Wut platzen!«
    »Was ist mit diesem Baxley?« fragte ich.
    Sellers schnaubte. »Wir haben ihn hops genommen. Der Kerl kam uns verdächtig vor, und wir beschatteten ihn, weil wir dachten, er würde uns vielleicht auf die Spur seines Komplicen führen. Zuerst machte der Bursche in der >Futterschüssel< Station. Das ist ein Drive- in, wo ein paar tolle Puppen als Serviermädchen herumtanzen. Wenn’s heiß ist, tragen sie Shorts, die so kurz sind, daß sie ebensogut ohne was rumlaufen könnten. Und wenn’s kalt ist, haben sie lange Hosen und Pullover an, aber das Zeug ist so eng, daß man sich fragt, wie sie da überhaupt reinkommen. Das Geschäft floriert natürlich. Wir werden uns die Bude wahrscheinlich demnächst vornehmen und den Inhaber wegen Kuppelei belangen. Aber das nur nebenbei.
    Der springende Punkt bei der Sache ist, daß das Lokal einen Haufen Stammkunden hat, die den Mädchen schöne Augen machen. Die beiden Männer vom Geldtransport legten fast einen Monat lang dort ihre Kaffeepause
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