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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
Autoren: Guillem Balagué
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formale Entscheidung, aber er teilte seine Gefühle mit. Der Klub reagierte umgehend: Man werde ihm Zeit lassen, es gebe keinen Grund zur Eile.
    Zubizarreta, ein lebenslanger Freund und Kollege, kannte Peps Charakter und wusste, dass man ihn am besten nicht unter Druck setzte. Der Sportdirektor hoffte, dass Peps Bekenntnis einer gewissen Müdigkeit und einer verständlichen Bedrücktheit zuzuschreiben war, einer Art emotionaler Achterbahnfahrt, die er bei Guardiola einige Male beobachtet hatte, als sie noch Teamkollegen gewesen waren.
    Doch Zubizarreta entsann sich auch eines gemeinsamen Essens mit Pep in dessen erster Saison als Trainer des Profiteams. Es war ein Treffen unter Freunden gewesen. Zubizarreta arbeitete damals nicht für Barcelona, und Pep berichtete ihm voller Begeisterung über seine Arbeit mit der Mannschaft und wie gut alles aufgenommen wurde. Sein Enthusiasmus war ansteckend. Dennoch erinnerte er Zubizarreta bei dieser Gelegenheit daran, dass sein Job bei Barcelona mit einem Verfallsdatum versehen war. Für Pep war das seine Art von Selbstschutz, weil er so gut wie alle anderen Menschen wusste, dass dieser Klub seine Trainer aussaugen und gnadenlos wieder ausspucken konnte. Pep war von dem Gedanken besessen, dass er eines Tages den Draht zu seinen Spielern einbüßen, dass er mit seinen Verlautbarungen nicht mehr den gleichen Stellenwert haben und dass das gesamte Umfeld (die Medien, die Gegner des Klubpräsidenten, die Talkshowrunden, die ehemaligen Trainer und Spieler) auf lange Sicht unmöglich zu kontrollieren sein würde.
    Charly Rexach, ein Freund von Pep – ehemaliger Spieler, Assistenztrainer von Johan Cruyff und Trainer des Profiteams des FC Barcelona, eine Ikone des katalanischen Klubs und legendärer Alltagsphilosoph –, sagte immer, ein Barcelona-Trainer widme höchstens 30 Prozent seiner Arbeit der Mannschaft: Die restlichen 70 Prozent würden für die übrigen Belastungen verbraucht, die in einer derart riesigen Institution auf einen zukämen. Pep spürte das schon in seiner aktiven Zeit als Spieler, aber als Trainer erlebte er sofort diesen niemals endenden Druck – und dass Charlys Einschätzung der Zeitaufteilung zutraf.
    Johan Cruyff, der mit Guardiola regelmäßig lange bei Tisch saß, war ebenfalls im Bild und hatte Pep bereits gewarnt, das zweite Jahr sei schwerer als das erste und das dritte schwerer als das zweite. Und wenn er noch einmal Cheftrainer des Dream Teams sein könnte, würde er den Klub zwei Jahre früher verlassen. »Bleib nicht länger, als du solltest«, sagte Cruyff einmal zu Pep.
    Zubizarreta wusste also, dass es schwierig sein würde, Pep zum Bleiben zu bewegen, aber er wollte sein Bestes versuchen. Der Sportdirektor verband Schutzmaßnahmen mit Schweigen, und manchmal übte er, auf der Suche nach einer Antwort, auch ein bisschen Druck aus, doch die Antwort kam nie. Guardiolas Antworten auf Zubis Fragen nach seiner Zukunft fielen immer gleich aus: »Du weißt doch, was ich gerade durchmache, es ist schwierig«, und: »Wir reden noch, wir reden noch.«
    Zu Beginn der Saison 2011/12, nach den Titelerfolgen in der spanischen Liga und in der Champions League, berief Guardiola eine Spielerversammlung ein, bei der er die Anwesenden daran erinnerte, was noch jeder Trainer seit Erfindung des Fußballs einer erfolgreichen Mannschaft gesagt hat: »Ihr solltet wissen, dass die Geschichte hier noch nicht zu Ende ist. Ihr müsst weitersiegen.« Und das Team gewann weiterhin Silbertrophäen: den spanischen Supercup, den europäischen Supercup und schließlich, im Dezember, auch noch die Klubweltmeisterschaft.
    Barcelona zahlte, in seiner Durchschlagskraft durch die Abwesenheit von Villa und Abidal geschwächt und mit einem verkleinerten Kader versehen, in der Primera División einen hohen Preis für die Energie, die es in den Pokalwettbewerb und den Supercup gesteckt hatte (in Spiele, bei denen die Mannschaft Siege über Real Madrid gefeiert hatte). Barcelonas Fans unterstützten Pep, alle waren sie besessen vom Wunsch, dem Wiedererstarken des erbitterten Rivalen Einhalt zu gebieten.
    Das Spiel gegen den AC Mailand im September, in der Gruppenphase der Champions League, markierte den Wendepunkt und war ein Omen für die bevorstehende Saison. Die Italiener glichen in den Schlussminuten des Spiels im Camp Nou zum 2:2 aus – das Ausgleichstor war das Produkt einer unaufmerksamen Abwehr bei einem Eckball –, und Guardiola zog daraus den Schluss, dass seine Mannschaft
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