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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
Autoren: Guillem Balagué
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ihren Wettkampfvorteil eingebüßt hatte und dass sich bei den Feinheiten des Spiels, die seine Mannschaft so ausgezeichnet hatten, Konzentrationsmängel eingeschlichen hatten. Es folgte eine Reihe von relativ schlechten Auswärtsspielen in der spanischen Liga, zu denen auch jene 0:1-Niederlage gegen Getafe im November zählte.
    Pep fragte sich immer wieder, ob die Spieler seine Botschaft noch so gut verstanden wie vor ein paar Jahren. Er erörterte die Gründe dafür, warum das 3-4-3-System, das er in jenem Jahr spielen ließ, nicht wie geplant funktionierte. Mit dieser Formation ging er Risiken ein, ganz so, als wüsste er, dass es keine fünfte Saison geben würde. Er spürte, dass es ihm immer schwerer fiel, seine Spieler unter Kontrolle zu halten, von denen einige in der Welt des Fußballs aus der Spur zu geraten drohten, wenn sie ihre schlechten Angewohnheiten nicht abstellten. Dani Alves, der sich im Sommer von seiner Frau getrennt hatte und dann den Fehler beging, verspätet aus dem Weihnachtsurlaub zurückzukehren, erlebte die unerwartete Überraschung, mitten in der Saison eine Woche suspendiert zu werden, um seine Gedanken zu ordnen. Das war, zumindest in dieser Offenheit, eine beispiellose Maßnahme in der Geschichte der spanischen Liga.
    Der Verteidiger wurde außerdem vor seinen Mannschaftskollegen mehrfach gerügt, weil er die taktischen Vorgaben nicht beachtet hatte – ein Disziplinierungsmittel, das Pep selten einsetzte. »Ein Verteidiger, zuallererst bist du ein Verteidiger«, tadelte er Alves nach einem Spiel, in dem er sich mehr in den Angriff eingeschaltet hatte, als er das hätte tun sollen. Der Brasilianer gab sich allerdings ungerührt, als er auf der Bank schmoren musste. Und er war nicht der Einzige. Es nahm Pep mit, wenn er während eines Spiels in diese teilnahmslosen Gesichter schaute. Er sprach die Spieler, die wütend waren, weil sie nicht zum Einsatz kamen, indirekt an, indem er das Verhalten von Mitspielern wie Puyol und Keita bei Spielen lobte, in denen diese nicht zur Startformation gehört hatten. »Ich bin sicher, dass mich die beiden alles Mögliche genannt haben, aber das Allererste, was sie taten, als sie es erfuhren, war, dass sie die Mannschaft unterstützten«, sagte er den Reservisten.
    Diese Probleme vervielfachten sich im Lauf der Saison logischerweise, wie das in allen Mannschaften der Fall ist. Doch jeder Konflikt, auch der trivialste, nagte an den filigran konstruierten Brücken, die Pep zu seinem Team gebaut hatte.
    Nach wie vor gab es aber auch Höhepunkte. Barcelona warf Real Madrid im Viertelfinale aus dem nationalen Pokalwettbewerb, und Guardiola schien wieder der alte Pep der vergangenen Spielzeiten zu sein: energiegeladen, fordernd, unermüdlich. Die Mannschaft war noch in allen Wettbewerben vertreten, und der Vorstand meinte, der Erfolg werde Pep zum Bleiben bewegen, auch wenn sein Schweigen über seine Zukunftspläne bei einigen Vorstandsmitgliedern allmählich auf Kritik stieß, die Pep schon als »Dalai Lama« oder als »Mystiker« bezeichneten. Der Klub war auf gewisse Weise die Geisel von Guardiolas Entscheidung.
    Zubizarreta versuchte nach und nach, eine gemeinsame Basis zu schaffen, um Pep zu einer Unterschrift unter einen neuen Vertrag zu veranlassen. Und dann, im November, schlug der Sportdirektor Tito Vilanova als Peps Nachfolger vor. Das war einerseits vielleicht ein nahezu logischer Plan B, aber andererseits auch eine Taktik, die Pep dazu bewegen sollte, sich seinen Abschied bildhaft vorzustellen und vielleicht noch einmal darüber nachzudenken.
    Der Verein rechnete insgeheim damit, dass Peps Geburtstag der Wendepunkt werden könnte. Zwei Jahre zuvor, an seinem 39. Geburtstag, hatte Pep mit seiner Lebensgefährtin Cris ein Konzert der katalanischen Band Manel besucht. Die fehlende Unterschrift unter einem neuen Vertrag war ein Thema von nationalem Interesse, und die Band und das Publikum änderten den Text eines Liedes, gratulierten ihm auf diese Weise zum Geburtstag und forderten ihn zugleich auf zu unterschreiben. Am folgenden Tag gab Pep bekannt, dass er ein weiteres Jahr bleiben werde.
    Am 18. Januar 2012, Peps 41. Geburtstag, war Vilanova wieder zum Team zurückgekehrt. Barcelona hatte den FC Santos am 18. Dezember 2011 im Endspiel der FIFA -Klubweltmeisterschaft in Tokio mit 4:0 abgefertigt, und der Klub war der Ansicht, die äußeren Bedingungen seien jetzt günstig, um bei Pep einen Sinneswandel zu bewirken. Aber die Bestätigung blieb
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