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Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)

Titel: Pep Guardiola: Die Biografie (German Edition)
Autoren: Guillem Balagué
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liegen hat, wie man ihn sich für das weitere Spiel zurechtlegt oder ihn genau zum Mitspieler bringt.) Man brauchte dafür Spieler, die imstande waren, die beste Position für die Ballannahme einzunehmen, die ständig zuspielten, Doppelpässe beherrschten, den Kopf oben hatten, sich den nächsten Pass überlegten, noch bevor sie den Ball annahmen, das Spiel im Kopf vorwegnahmen. Am allerwichtigsten war aber, dass man Fußballer hatte, die das Spiel verstanden. Wenn die Spieler mitdachten, konnte Cruyff ihnen nicht nur erklären, wie bestimmte Dinge zu tun waren, sondern auch, warum das so sein sollte. Ab dem Augenblick, ab dem der holländische Trainer Einfluss auf die Arbeit und die Methoden der Akademie hatte, gab es einen definitiven Wandel bei der Auswahl junger Spieler.
    »Warum öffnen wir das Spielfeld?«, pflegte Cruyff zu fragen. »Weil es für den Gegner schwerer ist zu verteidigen, wenn wir den Ball haben und das Spielfeld öffnen.« Oder: »Manche Leute kritisierten mich, weil ich mit drei Verteidigern spielte, aber diese Kritik war wirklich lächerlich: Wir füllten die einzelnen Zonen des Spielfeldes dort aus, wo das Spiel es verlangte. Wenn der Gegner mit zwei Sturmspitzen spielte, was damals üblich war, und mein Team mit vier Verteidigern antrat, hatte ich einen zu viel [es wurde noch mit Libero gespielt, G. B.], also verschob ich ihn nach vorn, ins Mittelfeld.« Oder folgende Erkenntnis: »Es gibt Leute, die sagen, es sei sehr gefährlich, wenn der Gegner einen Eckball bekommt. Ich glaube, die Lösung besteht darin, erst gar keinen Eckball zu verursachen.« Gehobener praktischer Fußballverstand.
    Cruyff verlangte Änderungen in der Arbeit der Akademie, und La Masía brachte jetzt regelmäßig die Spieler hervor, die er haben wollte. Außerdem erhielten die Jungen eine gute Ausbildung, was dem holländischen Trainer wie auch dem Klub am Herzen lag. »Der Spieler, der La Masía durchlaufen hat, hat etwas, was ihn von allen anderen unterscheidet. Es ist ein Plus, das man sich nur erwirbt, wenn man ab dem Kindesalter im Barcelona-Trikot Wettkämpfe absolviert hat«, sagt Pep. Er meint damit nicht nur das Spielverständnis und die spielerischen Fähigkeiten, sondern auch die menschlichen Qualitäten. Die Spieler, die La Masía durchlaufen, lernen auch, höflich und bescheiden aufzutreten. Die dahintersteckende Theorie lautet, dass es nicht nur als angenehm empfunden wird, wenn man bescheiden ist, sondern dass man als bescheidener Mensch auch lernfähig ist, und Lernfähigkeit schließt die Fähigkeit ein, sich zu verbessern. Wer nicht lernfähig ist, wird sich auch nicht verbessern.
    Cruyff hatte sich seit seinem Arbeitsbeginn in Barcelona mit Erfolg darum bemüht, den Klub davon zu überzeugen, dass alle Jugendmannschaften nach denselben Grundsätzen trainiert werden sollten wie die erste Mannschaft – Talent ist wichtiger als körperliche Überlegenheit. Natürlich gab es noch Überreste der althergebrachten Sicht auf den Jugendfußball, und gelegentlich setzten sich die alten Gewohnheiten auch noch durch. »Wir versuchten die Verhältnisse nach und nach zu verändern«, sagt Cruyff. »Wir wollten den Spieler in den Jugendmannschaften formen. Man musste wissen, wo seine Stärken und seine Schwächen liegen, an diesen Dingen arbeiten und sie verbessern. Je nach den persönlichen Fortschritten konnte ein Spieler seine Laufbahn im Klub auf einer bestimmten Position beginnen und letztlich woanders landen. Das Wichtigste ist die Bereitschaft, den Sprung zu machen und das Spiel zu verstehen. Auf halbem Weg bei diesem Prozess, der den Klub veränderte, tauchte Pep bei uns auf.« Cruyff holte ihn in die erste Mannschaft.
    Pep, Xavi, Puyol und Messi: Sie alle wissen, dass es einen Ruf zu wahren gilt und extrem hohe Erwartungen zu erfüllen sind. Sie wissen auch, dass sie eine Institution, ja sogar ein ganzes Land vertreten. Auch die allerjüngsten Spieler werden ab dem Tag, an dem sie La Masía zum ersten Mal betreten, ständig an solche Dinge erinnert. Wenn sie in eine andere Stadt fahren, wenn sie zum Abendessen eingeladen werden, wenn sie mit der Gruppe spazieren gehen, sagt man den Jungen, dass sie sich respektvoll verhalten und immer gute Manieren an den Tag legen sollen. Guardiola fasste diese Grundsätze für die Spieler der zweiten Mannschaft zusammen, als er im Mini Estadi seine Antrittsrede hielt: »Ich gewinne gern. Ich trainiere auch gern, aber in erster Linie möchte ich den Menschen beibringen,
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