Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
People Always Leave

People Always Leave

Titel: People Always Leave
Autoren: Alec Cedric Xander
Vom Netzwerk:
Augen. Mehr erkannte er nicht – außer, dass der Typ irgendetwas in seinen Händen hielt.
    Wieder blickte Nathan zu dem Älteren. „Wo bin ich?!“
    „Man hat Sie, nachdem Sie von der Intensivstation kamen, hierher verwiesen.“
    Verwiesen? Was meint er? „Was meinen Sie mit verwiesen? Wo bin ich?!“
    Der Mann verstummte kurz. „Terces.“
    „Terces?“, wiederholte Nathan fassungslos. „Sie meinen …?“
    Der Unbekannte nickte wortlos.
    „Eine Irrenanstalt“, wisperte Nathan entgeistert und warf dem Typen einen bösartigen Blick zu. „Irrenärzte.“
    „Nun ja“, lächelte der Mann versöhnlich, ohne näher darauf einzugehen. „Wenn Sie das so sehen. Ich bin der Chef dieser Klinik, Doktor Schlaus. Und zu Ihrer Linken sehen Sie Doktor Harris – Internist und Psychotherapeut.“
    Ist ja wie im Zoo hier. Und zu ihrer Linken sehen Sie den Tod auf Raten.
    „Sehr interessant“, nuschelte Nathan desinteressiert. „Seit wann dürfen Sie Leute hier ohne deren Erlaubnis reinstecken?“
    „Ihre Eltern gaben ihr Okay.“
    „Meine Eltern?!“, sagte er entsetzt.
    Verunsichert warf Doktor Schlaus seinem Kollegen einen Blick zu.
    „Wenn, dann meinen Sie meinen Vater und dessen Frau, und nicht meine Eltern“, zickte Nathan. „Sie ist nicht meine Mutter.“
    „Ich weiß“, gab der Arzt höflich zurück.
    Ein kalter Schauder lief Nathan über den Rücken.
    Teufel … ist dieser Ort, dieses Zimmer ... kalt. Richtig tot. Keine Farben. Alles steril, so grau.
    „Wissen Sie, wie Sie heißen?“, begann der Chefarzt erneut das Gespräch.
    „Eine noch dämlichere Frage hätten Sie mir jetzt nicht stellen können, oder? Sie haben mich doch schon beim Namen genannt.“
    „Ich würde das aber gerne von Ihnen wissen“, meinte der Arzt und griff unbeeindruckt von den Worten nach einem Klemmbrett, auf dem ein paar Blätter hafteten, sowie nach einem Stift. „Wie heißen Sie?“ Ein ernster Blick traf Nathan. Der Kugelschreiber war bereit, um benutzt zu werden.
    „Wie Sie schon sagten: Nathan.“
    Doktor Schlaus nickte verständnisvoll. „Und Ihr Nachname?“
    „Schuster. Nathan Schuster“, antwortete er genervt.
    „Okay, Nathan. Wann sind Sie geboren?“
    „Vielleicht würden Sie sich erst mal entscheiden, mich mit Nathan oder mit Herr Schuster anzusprechen?“
    „Wie Sie es wünschen.“
    „Ach – mir egal“, meinte Nathan mit einer abwertenden Handbewegung.
    „Also, Nathan?“
    „Was?!“
    „Wann bist du geboren?“
    Die Zahlen waren zum Greifen nah. „Ich, ähm“, überlegte er kurz. „1. Oktober 1982.“
    „Was machst du beruflich?“
    „Ich arbeite bei einem Verlag. Achtzehntausend im Jahr. Nicht die Welt, aber ich kann damit gerade so überleben.“
    „Krankenversichert?“
    „Ich liege doch schon in Ihrem Bett, nicht?“
    „Richtig.“
    „Aber ja – ich bin krankenversichert. Mein Vater hatte damals sogar mal eine Extraversicherung für mich abgeschlossen.“
    „Was für eine?“
    Peinlich berührt verzog Nathan das Gesicht. „Zahnversicherung.“
    „Gut, aber Zahnprobleme hast du ja jetzt nicht, oder?“
    „Nein“, stammelte er. „Aber ich kann ganz schnell welche bekommen. Ich brauche nur mit dem Kopf vor die Wand laufen oder die Treppe runterfallen, und schon sind die Zähne futsch.“ Dass Ärzte nichts mit Sarkasmus anfangen konnten, hätte er sich denken können.
    „Nur ein Scherz“, gab Nathan kleinlaut zurück. Was anderes blieb ihm bei dem finsteren Gesichtsausdruck auch gar nicht übrig.
    „Der Name deines Vaters?“, wollte der Arzt übergangslos wissen.
    „Hendrik“, seufzte er.
    „Welche Haarfarbe hat dein Vater?“
    „Er hat …“ Nathan stoppte, denn er wusste es nicht mehr.
    Fragend sah Doktor Schlaus ihn an. „Welche Haarfarbe?“, wiederholte er.
    Beschämt blickte Nathan zu Doktor Harris, der einen kleinen Schritt nach vorn machte und sich heimlich ins Haar griff.
    „Dunkelblond?“, grübelte Nathan.
    „Sicher?“, hakte Doktor Schlaus nach.
    „Ja, ganz sicher“, sagte Nathan, als der junge Mann ihm zuzwinkerte. Nathan nahm ihn etwas genauer unter die Lupe. Ein Dreitagebart, ein ansehnlicher rosa Kussmund und glänzende Augen, die trotz allem betrübt wirkten.
    „Genug der Fragen.“ Blitzartig riss er sich von dem Internisten los. „Was soll das Ganze hier?!“
    „Hier“, mischte sich nun Doktor Harris ein. Er trat näher und reichte Nathan einen langen, schmalen Zettel. Ahnungslos starrte Nathan auf das Papier.
    Er zuckte mit den Achseln.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher