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Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung

Titel: Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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ausgedehnten Sumpfgebiets auf der anderen Seite gegangen war.
    Er stieg den Hügel hinauf und erkundete rasch die Ruine. Die Hütte hatte kein Dach mehr, die Steinmauern waren teilweise eingestürzt und mit Flechten übersät, der Wind ächzte und pfiff durch das verfallene Gemäuer. Dahinter führte der Hügel hinab zu einem Sumpfgebiet, das unter einer Hülle aufsteigender Dunstschwaden versteckt lag.
    Die ganz oben auf dem Hügel stehende Schäferhütte stellte eine ideale Verteidigungsstellung dar und bot freien Blick in alle Richtungen. Der ideale Ort, um einen Angreifer in den Hinterhalt zu locken oder sich gegen einen Angriff zu verteidigen. Und genau deshalb ging Pendergast daran vorbei und weiter bergab in Richtung der Insh-Marsch. Erneut nahm er die Fährte des Hirschs auf – und war kurzzeitig verwirrt. Es schien, als ob das Tier in eine Sackgasse gegangen war. Es musste sich von Pendergasts Verfolgung bedrängt gefühlt haben.
    Pendergast ging am Rand der Marsch zurück und gelangte schließlich in eine Zone mit dichtem Reet, wo ein Wallberg aus Schmelzwasserkiesen ins Wasser ragte. Eine Gruppe von Felsen, von den Eiszeiten glattgeschliffen, bot wenig, aber zufriedenstellende Deckung. Er blieb stehen, holte ein weißes Taschentuch hervor, wickelte es um einen Stein und legte diesen an einen sorgfältig ausgewählten Platz hinter einen Felsen. Dann ging er daran vorbei. Hinter den Schmelzwasserkiesen fand er, wonach er gesucht hatte: einen recht flachen, unter der Wasseroberfläche liegenden Felsen, der von Schilf umgeben war. Er sah, dass der Hirsch ebenfalls hier entlanggegangen und anschließend auf die Marsch zugesteuert war.
    Es war unwahrscheinlich, dass man hier, hinter dieser Wand aus Reet, in Deckung ging, aber noch unwahrscheinlicher war es, sich hier verteidigen zu wollen. Und genau deshalb eignete sich dieser Ort dafür.
    Pendergast watete zu dem flachen Felsen, wobei er darauf achtete, den auf beiden Seiten befindlichen Sumpf zu meiden, und ging, gut versteckt vor allen Blicken, hinter dem Schilf in Stellung. Dort kniete er sich hin und wartete. Ein Blitz zuckte über den Himmel, gefolgt von krachendem Donner. Wieder zog von der Marsch her Nebel auf, wodurch die Ruinen auf der Anhöhe vorübergehend nicht mehr zu sehen waren. Kein Zweifel, Esterhazy würde bald eintreffen. Das Ende war in Sicht.
     
    Judson Esterhazy blieb stehen, um den Boden zu inspizieren. Er streckte die Hand aus und befingerte einige Kiesel, die der Hirsch auf seinem Weg beiseitegeschoben hatte. Pendergasts Fußabdrücke waren längst nicht mehr so deutlich zu erkennen, aber er sah sie trotzdem, denn in der Nähe war das Erdreich flachgedrückt, die Grashalme geknickt. Pendergast war keinerlei Risiko eingegangen, sondern war dem Hirsch weiter auf dessen gewundenem Weg durchs Foulmire gefolgt. Schlau. Kein Mensch würde es wagen, hier ohne Führer reinzugehen, aber ein Hirsch war ein exzellenter Führer. Während das Gewitter heranzog, wurde der Nebel dichter; es wurde so dunkel, dass er froh war, die – sorgsam abgedeckte – Taschenlampe dabeizuhaben, damit er den Weg vor sich sehen konnte.
    Pendergast hatte offensichtlich vor, ihn ins Foulmire zu locken und zu töten. Pendergast tat zwar immer wie ein vornehmer Südstaatler, aber er war der unerbittlichste Mensch, dem er je begegnet war, und ein dreckiger Mistkerl von einem Kämpfer noch dazu.
    Ein Blitz erhellte das menschenleere Moor, und da sah Esterhazy auf einer Anhöhe, gut vierhundert Meter entfernt, durch eine Lücke im Nebel den gezackten Umriss einer Ruine. Er blieb stehen. Es lag auf der Hand, dass Pendergast sich dort versteckte und seine Ankunft erwartete. Er würde sich dem verfallenen Gemäuer nähern, dem Lauerer auflauern … Aber noch während er seinen geübten Blick über den Ort schweifen ließ, kam ihm der Gedanke, dass Pendergast zu intelligent war, um die naheliegende Option zu wählen.
    Er konnte einfach nichts als gegeben voraussetzen.
    Es gab zwar kaum Deckung in dieser kargen Landschaft, aber wenn er seine Aktionen zeitlich präzise plante, konnte er sich den dichten Nebel zunutze machen, der von der Marsch her aufzog und den nötigen Schutz bot. Wie aufs Stichwort wälzte sich erneut eine Nebelbank heran, die ihn in ihre farblose Welt des Nichts hüllte. Er hastete den Hügel in Richtung der Ruine hinauf, wobei er auf dem festeren Boden schnell vorankam. Ungefähr hundert Meter unterhalb der Kuppe ging er um den Hügel herum, damit er
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