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Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung

Titel: Pendergast 11 - Revenge - Eiskalte Täuschung
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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eine Senke zu, wo er rasch von dichtem Nebel eingehüllt war.
    Dort, umgeben von einem Schwingrasenmoor, blieb er stehen. Der Grund unter seinen Füßen wackelte eigenartig, wie Pudding. Er tastete mit der Schuhspitze herum, stieß auf festeren Boden und begab sich tiefer ins Foulmire. Dabei trat er von Hügelchen zu Hügelchen, von Stein zu Stein und versuchte, sich von den sumpfigen Flächen fernzuhalten, während er gleichzeitig möglichst viele Meter zwischen sich und Esterhazy legte. Im Laufen hörte er mehrere Schüsse aus der Richtung des Tors, die ihr Ziel jedoch weit verfehlten: Esterhazy schoss auf Schemen.
    Pendergast bog in einem Dreißig-Grad-Winkel ab und verlangsamte seine Schritte. Das Moor bot kaum Deckung, nur hier und da waren Gruppen zerbrochener Felsen zu sehen; einzig der Nebel würde ihm Schutz bieten. Was bedeutete, dass er sich weiterhin im Moor versteckt halten musste.
    Er bewegte sich so schnell, wie es ihm klug erschien, und blieb häufig stehen, um mit der Fußspitze zu tasten. Esterhazy würde ihm mit Sicherheit folgen, ihm blieb ja auch nichts anderes übrig. Außerdem konnte er hervorragend Spuren lesen, vermutlich sogar noch besser als er. Im Gehen zog Pendergast ein Taschentuch hervor und drückte es sich gegen die Nase, um den Blutfluss zu stillen. Er spürte, wie die Enden einer gebrochenen Rippe aufeinanderrieben – Folge des wüsten Handgemenges. Insgeheim warf er sich vor, kurz vor Verlassen des Jagdhotels sein Gewehr nicht überprüft zu haben. Die Gewehre wurden im verschlossenen Waffenraum aufbewahrt, wie es den Vorschriften entsprach. Esterhazy musste mit irgendeiner List an die Waffe herangekommen sein. Ein, zwei Minuten, dann war der Schlagbolzen entfernt. Pendergast hatte seinen Gegner unterschätzt; das würde ihm nicht noch einmal passieren.
    Plötzlich blieb er stehen und inspizierte den Boden. Dort erblickte er auf einer Fläche mit Kiessand die Fährte des Hirschs, den sie aufgescheucht hatten. Pendergast horchte und spähte in die Richtung, aus der er gekommen war. Der Nebel hob sich in Fetzen aus dem Mire und gab kurz den Blick frei auf die endlose Moorlandschaft und die fernen Berge. Der Tor, auf dem er und Esterhazy miteinander gerungen hatten, lag in Nebel gehüllt, sein Verfolger war nirgends zu sehen. Über allem lag ein graues Licht, im Norden war der Himmel dunkel, hier und da zuckten Blitze – ein heraufziehendes Gewitter.
    Pendergast lud seinen Colt nach und begab sich noch weiter ins Moor. Dabei folgte er der kaum erkennbaren Fährte des Hirschs, der einen unsichtbaren, nur ihm bekannten Weg nahm, der sich sehr geschickt durch Schwingrasenmoore und Flächen mit Treibsand hindurchschlängelte.
    Es war noch nicht vorbei. Esterhazy war ihm dicht auf den Fersen. Aber es konnte nur ein Ende geben: Einer von ihnen würde nicht zurückkehren.

[home]
    3
    Pendergast folgte der zunehmend undeutlicheren Fährte des Hirschs, die sich durch die zitternden Farne des Mire schlängelte, wobei er darauf achtete, festen Grund unter den Füßen zu haben. Während das Gewitter näher kam, verdunkelte sich der Himmel, in der Ferne grollte Donner über der Moorlandschaft. Pendergast ging schnell und blieb nur stehen, um den Boden nach Anzeichen dafür abzusuchen, dass der Hirsch vorbeigekommen war. Vor allem in dieser Zeit des Jahres, nachdem im Sommer auf vielen Schwingrasenmooren frisches Gras gewachsen war und sich eine trügerische Kruste darauf gebildet hatte, die unter dem Gewicht eines Menschen einbrechen würde, war das Moor gefährlich.
    Blitze zuckten über den Himmel, und es begann zu regnen, schwere Tropfen, die wirbelnd aus den bleifarbenen Wolken fielen. Der Wind frischte auf, strich raschelnd über die Heide und trug von der westlich gelegenen Insh-Marsch – einer riesigen, glatten Wasserfläche mit kleinen Inselchen und im Wind schwankendem Schilf und Röhricht – einen modrigen Geruch herauf. Knapp zwei Meilen war Pendergast der Fährte gefolgt, die allmählich in höheres und festeres Gelände führte, als er durch eine Lücke im Nebel geradeaus eine Ruine sah. Scharf umrissen vor dem Himmel und auf einer Anhöhe stehend, zeichneten sich ein alter Pferch mit einer Steinmauer und eine Schäferhütte ab, die hin und wieder von Blitzen erhellt wurden. Hinter dem Hügel lag der gezackte Rand der Marsch. Pendergast inspizierte den niedergetrampelten Stechginster und stellte fest, dass der Hirsch durch die Ruinen hindurch und weiter in Richtung des
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