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Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Titel: Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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zeigten ihr erstes Grün, und das ganze Hochland trug das fedrige Kleid des Frühlings.
    Nora Kelly saß in einem Liegestuhl auf der breiten Veranda der Feversham-Klinik und schaute hinab über Cold Spring, den Hudson und die roten Backsteingebäude von West Point dahinter.
    Ihr Ehemann tigerte am Rand der Veranda hin und her, sah gelegentlich hinaus ins Tal, dann wieder warf er rasche Blicke zu der vornehmen Privatklinik hinauf.
    »Es macht mich nervös, wieder hier zu sein«, sagte er leise.
    »Weißt du, Nora, ich bin nicht mehr hier gewesen, seit ich selbst als Patient hier gelegen habe. O Gott. Ich weiß nicht, ob ich dir das je erzählt habe, aber bei einem Wetterumschwung spüre ich manchmal immer noch diesen Schmerz im Rücken, dort, wo der Chirurg …«
    »Das hast du mir erzählt, Bill«, sagte sie mit gespielter Müdigkeit. »Und zwar sehr oft.«
    Das Drehen eines Türknaufs, das leise Quietschen von Türangeln, und eine Tür zur Veranda ging auf. Eine Krankenschwester in gestärkter Tracht steckte den Kopf durch die Tür.
    »Sie können jetzt reingehen«, sagte sie. »Sie wartet auf Sie im Besucherraum im Westflügel.«
    Nora und Smithback folgten der Schwester ins Gebäude und einen langen Flur entlang. »Wie geht’s ihr?«, fragte Smithback die Krankenschwester.
    »Sehr viel besser, Gott sei Dank. Wir hatten uns alle große Sorgen um sie gemacht – so ein liebes kleines Ding. Aber es geht ihr mit jedem Tag besser. Trotzdem, sie ermüdet schnell. Sie müssen Ihren Besuch auf eine Viertelstunde beschränken.«
    »Das liebe kleine Ding«, flüsterte Smithback Nora ins Ohr.
    Sie versetzte ihm einen spielerischen Rippenstoß.
    Das Empfangszimmer war ein großer, halbrunder Raum, der Nora an eine Lodge in den Adirondack-Bergen erinnerte: glänzende Deckenbalken, Wandvertäfelungen aus Kiefer, Möbel aus Papierbirke. An den Wänden hingen Ölgemälde bewaldeter Landschaften. In dem mächtigen Kamin aus Naturstein prasselte ein gemütliches Feuer.
    »Margo«, sagte Nora und blieb stehen; sie hatte fast Angst, etwas zu sagen. Neben sich hörte sie, wie Smithback tief Luft holte.
    Die Margo Green, die vor ihnen saß, war ein bloßer Schatten ihrer selbst, sah so gar nicht aus wie die temperamentvolle Frau, die Noras akademische Rivalin wie auch Freundin am Museum gewesen war. Sie war erschreckend dünn, ihr heller Teint lag wie dünnes Papier über den Adern. Ihre Bewegungen waren langsam und überlegt, wie bei jemandem, der mit dem Gebrauch seiner Gliedmaßen lange nicht mehr vertraut war.
    Und doch war ihr kastanienbraunes Haar voll und glänzend, und in ihren Augen lag das gleiche Funkeln, an das sich Nora so gut erinnerte. Diogenes Pendergast hatte sie an einen düsteren, gefährlichen Ort geschickt, hatte fast ihr Leben beendet – aber jetzt war sie auf dem Wege der Besserung.
    »Hallo, ihr beiden«, sagte sie mit dünner, schläfriger Stimme.
    »Was für ein Tag ist heute?«
    »Samstag«, antwortete Nora. »Der 12. April.«
    »Oh, gut. Ich hatte gehofft, dass es noch Samstag wäre.« Margo lächelte.
    Die Krankenschwester kam herein, lief einen Augenblick geschäftig um Margo herum und half ihr, sich bequemer im Rollstuhl aufzusetzen. Dann ging sie in dem Raum umher, öffnete Vorhänge und schüttelte Kissen auf, ehe sie die drei wieder allein ließ. Das Licht strömte in das Empfangszimmer, fiel auf Margos Kopf und Schultern und tauchte sie in goldenen Schein, wie einen Engel. Was sie in gewisser Weise ja auch ist, dachte Nora, denn durch Diogenes’ Drogencocktail hatte sie am Rande des Todes gestanden.
    »Wir haben Ihnen etwas mitgebracht, Margo«, sagte Smithback und holte ein braunes Kuvert aus seiner Manteltasche.
    »Wir dachten uns, es könnte Sie ein bisschen auf andere Gedanken bringen.«
    Margo nahm den Umschlag entgegen und öffnete ihn langsam. »Das ist ja ein Exemplar meiner ersten Ausgabe von
Museo logy!
«
    »Werfen Sie mal einen Blick hinein, alle Kuratoren der Ethnologischen Abteilung haben unterschrieben.«
    »Sogar Charlie Prine?« Margos Augen blitzten.
    Nora lachte. »Selbst Prine.«
    Sie zogen zwei Stühle neben den Rollstuhl und setzten sich.
    »Der Laden ist einfach
langweilig
ohne Sie, Margo«, sagte Nora. »Sie müssen schleunigst wieder gesund werden.«
    »Stimmt«, sagte Smithback lächelnd, dessen unbezwingbare gute Laune zurückgekehrt war. »Der alte Schuppen braucht jemanden, der ihn von Zeit zu Zeit aufrüttelt und ein bisschen Fossilienstaub aufwirbelt.«
    Margo lachte
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