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Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit

Titel: Pendergast 07 - Maniac - Fluch der Vergangenheit
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston , Lincoln Child
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vulkanischem Felsen, die von kreischenden Möwen umkreist wurden. Jenseits davon erstreckte sich das blaue Meer, so weit das Auge reichte.
    Auf der Terrasse war ein Tisch aus wettergegerbtem Holz mit einfachen Speisen gedeckt: ein Laib kräftiges, dunkles Brot, ein Teller mit kleinen Salamiwürstchen, eine Flasche Olivenöl und ein Teller mit Oliven, Gläser mit Weißwein. Der Duft blühender Zitronen lag in der Luft und vermischte sich mit dem Wohlgeruch des wilden Rosmarins und des Meersalzes. Am Hang oberhalb der Terrasse standen Reihen von Reb stöcken mit grünen Weinranken. Die einzigen Laute waren der ferne Schrei der Möwen und die Brise, die in einem Rankgitter mit pupurfarbenen Bougainvilleen raschelte.
    Die beiden saßen da, tranken Wein und unterhielten sich leise. Die Kleider, die die Frau trug – abgetragene Leinenhose und ein altes Arbeitshemd –, standen im Kontrast zu ihren schöngeschnittenen Gesichtszügen und dem glänzenden, schwarzen Haar, das ihr bis auf den Rücken reichte. Die Kleidung des Man nes war ebenso formell wie die der Frau informell: schwarzer Anzug italienischen Schnitts, gebügeltes weißes Hemd, dezente Krawatte.
    Beide sahen einer dritten Person zu – einer schönen jungen Frau in einem blassgelben Kleid, die ziellos durch einen Olivenhain neben dem Weinberg schlenderte. Von Zeit zu Zeit blieb die junge Frau stehen, um eine Blume zu pflücken, dann ging sie weiter, drehte die Blume zwischen den Fingern und zerrupfte sie geistesabwesend.
    »Ich glaube, jetzt verstehe ich alles«, sagte die Frau auf der Terrasse, »nur eines hast du mir noch nicht erklärt: Wie um alles in der Welt hast du die GPS-Fußkette entfernt, ohne dadurch den Alarm auszulösen?«
    Der Mann machte eine abfällige Geste. »Kinderspiel. Die Plastikmanschette hatte auf der Innenseite einen Draht, der einen Stromkreis schloss. Die Idee dahinter war, dass man den Draht durchtrennen musste, wollte man die Manschette entfernen. Dadurch wäre der Stromkreis unterbrochen und ein Alarm ausgelöst worden.«
    »Was hast du also getan?«
    »Ich habe das Plastik an zwei Stellen des Schaltkreises abgekratzt, um den Draht freizulegen. Dann habe ich an beiden Stellen eine Drahtschlaufe angebracht, die Fußkette dazwischen durchtrennt – und sie abgenommen. Elementar, meine liebe Viola.«
    »Ah,
je vois!
Aber woher hast du die Drahtschlaufe bekommen?«
    »Die habe ich aus Kaugummipapier hergestellt. Leider war ich gezwungen, den Kaugummi zu kauen, denn ich musste ihn ja an dem Draht anbringen.«
    »Und den Kaugummi? Woher hast du den bekommen?«
    »Von meinem Bekannten in der Nachbarzelle, einem höchst talentierten Mann, der mir eine ganz neue Welt eröffnet hat – die des Rhythmus und der Perkussion. Er hat mir seine kostbaren Kaugummipackungen im Austausch gegen einen kleinen Gefallen überlassen.«
    »Und der war?«
    »Ich habe ihm zugehört.«
    Die Frau lächelte. »Jeder bekommt, was er verdient.«
    »Vielleicht.«
    »Apropos Gefängnis, ich kann dir gar nicht sagen, wie ich mich gefreut habe, als ich dein Telegramm erhalten habe. Ich hatte Angst, du würdest das Land ewig lange nicht verlassen dürfen.«
    »Diogenes hatte genügend Beweismittel in seiner Reisetasche zurückgelassen, dass ich von den Morden freigesprochen wurde. Damit blieben nur drei Straftaten von Bedeutung übrig: der Diebstahl von Luzifers Herz; die Entführung des Gemmologen Kaplan und der Ausbruch aus dem Gefängnis. Weder das Museum noch Kaplan haben Anzeige erstattet. Und in Herkmoor würde man am liebsten sofort vergessen, dass ihr Sicherheitssystem fehlerhaft war. Und so bin ich also hier.«
    Pendergast hielt inne, um einen Schluck Wein zu trinken.
    »Das führt auch mich zu einer Frage. Wie kommt es, dass du Menzies nicht als meinen Bruder erkannt hast? Du hattest ihn doch schon einmal in Verkleidung gesehen?«
    »Ich habe darüber nachgedacht«, antwortete Viola. »Ich hatte ihn in zwei Verkleidungen gesehen, aber weder bei der einen noch der anderen handelte es sich um Menzies.«
    Schweigen. Viola blickte wieder zur jungen Frau im Olivenhain hinüber. »Sie ist eine außergewöhnliche junge Frau.«
    »Ja«, antwortete der Mann. »Außergewöhnlicher, als man sich vorstellen kann.«
    Sie beobachteten weiter die junge Frau, die wie ein ruheloser Geist ziellos zwischen den knorrigen Bäumen umherging.
    »Wie wurde sie dein Mündel?«
    »Das ist eine lange und recht komplizierte Geschichte, Viola. Eines Tages werde ich sie dir erzählen
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