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Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd

Titel: Pendergast 06 - Dark Secret - Mörderische Jagd
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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leise. »Wir werden es nie wissen, nie die Chance haben, es herauszufinden?«
    »Nie. Diogenes ist immer noch da draußen. Wenn er glaubt, dass noch irgendeine Verbindung, überhaupt irgendetwas zwi schen uns besteht, wird er dich töten. Du musst sofort abreisen. Kehr zurück nach Capraia, mach weiter wie bisher, sag jedem – einschließlich deinem Herzen –, wie absolut gleichgültig ich dir bin.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Ich werde wissen, dass du lebst. Das ist genug.«
    Sie machte einen entschlossenen Schritt auf ihn zu. »Ich will nicht weitermachen wie bisher. Nicht mehr.« Sie zögerte, hob dann die Arme und legte die Hände auf seine Schultern. »Nicht, nachdem ich dich getroffen habe.«
    Pendergast rührte sich nicht. »Du musst mich vergessen«, erklärte er ruhig. »Diogenes wird zurückkommen. Und ich werde dich nicht beschützen können.«
    »Er… hat schreckliche Dinge zu mir gesagt«, begann sie mit stockender Stimme. »Es ist jetzt sechsunddreißig Stunden her, dass ich aus diesem Tunnel herausgekommen bin, und in diesen ganzen Stunden konnte ich an nichts anderes denken. Ich habe ein oberflächliches, sinnloses Leben ohne Liebe geführt. Und jetzt sagst du mir, dass ich das Einzige, was mir etwas bedeutet, aufgeben soll?«
    Pendergast legte die Arme behutsam um ihre Taille, sah ihr forschend in die Augen. »Diogenes macht sich einen Spaß daraus, die tiefsten Ängste eines Menschen zu ergründen. Dann holt er zu einem tödlichen, gut gezielten Schlag aus. Damit hat er einige schon in den Selbstmord getrieben. Aber seine Worte sind hohl. Lass es nicht zu, dass diese Worte dich verfolgen. Diogenes zu kennen heißt, von Dunkelheit umgeben zu sein. Du musst aus diesem Dunkel herauskommen, Viola. Zurück ins Licht. Und dazu gehört auch, dass du mich verlassen musst.«
    »Nein«, flüsterte sie.
    »Kehr zurück auf deine Insel und vergiss mich. Wenn nicht um deinetwillen, Viola, dann um meinetwillen.«
    Sie sahen sich einen Moment lang in die Augen, küssten sich dann im harten Licht der schmutzigen Zelle.
    Nach einer Weile löste sich Pendergast aus ihren Armen und trat zurück. Er war ungewöhnlich rot im Gesicht, und in seinen hellen Augen schimmerte es feucht. »Leb wohl, Viola.«
    Viola blieb wie angewurzelt stehen. Eine Minute verstrich. Unendlich langsam, unendlich widerstrebend drehte sie sich schließlich um und ging in Richtung Ausgang.
    An der Tür zögerte sie und sagte leise, ohne sich umzudrehen: »Ich werde tun, was du sagst. Ich kehre zurück auf meine Insel. Ich werde jedem sagen, dass du mir absolut gleichgültig bist. Ich werde weiterleben wie bisher. Und wenn du schließlich frei bist, weißt du, wo du mich findest.«
    Sie klopfte rasch gegen das Kontrollfenster, die Tür öffnete sich – und sie war fort.

Epilog
     
    Das Feuer im Kamin erlosch und hinterließ ein Häuflein Kohlenasche. In der Bibliothek herrschte gedämpftes Licht, und über allem lag der übliche Mantel des Schweigens: über den mit Baumwollflanell bezogenen Lesetischen mit den ordentlich gestapelten Büchern, den schlummernden Bänden in den Wandregalen und den dunkel getönten Lampen und Ledersesseln. Draußen war herrliches Wetter. Der letzte Januartag verabschiedete sich mit strahlendem Sonnenschein, aber in dem Haus am Riverside Drive 891 schien ewige Nacht zu herrschen.
    Constance, die einen schwarzen Petticoat mit weißem Spitzenbesatz trug, saß mit untergeschlagenen Beinen in einem Sessel und las eine aus dem 18. Jahrhundert stammende Abhandlung über die Vorzüge des Aderlasses. D’Agosta hatte es sich in einem Ohrensessel bequem gemacht. Neben ihm auf dem Tisch stand eine ungeöffnete Dose Budweiser auf einem Silbertablett, auf dem sich eine kleine Pfütze aus Kondenswasser gebildet hatte.
    D’Agosta sah zu Constance hinüber, auf ihr perfektes Profil, ihre glattes braunes Haar. Sie war bildschön, ohne Zweifel, und dazu noch von einer außergewöhnlichen, ja fast unheimlichen Intelligenz und Belesenheit für eine Frau ihres Alters. Aber irgendetwas war merkwürdig an ihr – sehr, sehr merkwürdig. Sie hatte nicht die geringste Gefühlsregung gezeigt, als sie erfuhr, dass man Pendergast verhaftet und eingesperrt hatte. Überhaupt keine Reaktion.
    Nach D’Agostas Erfahrung verbarg sich hinter diesem Nichtreagieren häufig die stärkste Reaktion von allen. Das bereitete ihm Sorge. Pendergast hatte ihn darauf hingewiesen, wie labil Constance zurzeit war, und Andeutungen über dunkle Geschehnisse
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