Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
Experimente originalgetreu nachzuahmen und so zu denselben Erkenntnissen zu kommen. Nur, seine Versuche waren die typische Pfuscharbeit eines Amateurs, der Lengs wahres Anliegen nie verstanden hatte.«
    Damit brach Pendergast seine Erzählung ab. Über das alte Haus schien sich eine bleischwere, förmlich mit Händen zu greifende Stille zu legen.
    Schließlich sagte Smithback: »Ich kann’s einfach nicht glauben. Als ich das Interview mit ihm gemacht habe, wirkte Fairhaven so ruhig und gefasst. So … so normal.«
    »Der Wahnsinn kommt in vielerlei Verkleidungen daher«, erwiderte Pendergast. »Fairhavens Besessenheit war so tief verwurzelt und so abartig, dass man sie nicht gleich erkennen konnte. Und wenn sich jemand erst einmal vorgenommen hat, die Schwelle der Hölle zu überschreiten, kann er das mit kleinen oder mit großen Schritten tun. Fairhaven hat sich wohl am Schluss eingeredet, die Formel für die Verlängerung des Lebens sei von Anfang an für ihn bestimmt gewesen. Nachdem er in den Besitz von Lengs Lebenselixier gekommen war, hat er sich eingebildet, so etwas wie eine Reinkarnation zu sein: der Leng, der Leng nie gewesen ist. Er ist in Lengs Persönlichkeit geschlüpft, hat sich wie er gekleidet und schließlich versucht, sich bei seinen Morden exakt an die von Leng vorgegebene Methode zu halten. Natürlich, in gewisser Weise war er ein Nachahmungstäter, aber in einem ganz anderen Sinn, als die Polizei vermutet hat. Und deshalb können Sie, Mr. Smithback, sicher sein, dass seine Morde nichts mit Ihrem Zeitungsartikel zu tun hatten.«
    »Aber warum hat er versucht, Sie zu töten?«, fragte Smithback. »Ich habe nie verstanden, warum er ein derart hohes Risiko eingegangen ist.«
    »Nun, Fairhaven war ein in jeder Beziehung weit vorausschauender Mann, das hat ihm einerseits seinen beruflichen Erfolg ermöglicht, andererseits aber auch die ständige Angst vor dem Tod in ihm geschürt. Als es mir gelungen war, Mary Greens Elternhaus zu finden, war ihm sofort klar, dass ich früher oder später auch Lengs Unterschlupf finden würde. Dabei spielte es keine Rolle, ob ich Leng für tot hielt oder ihn noch am Leben vermutete; er wusste, dass es mir irgendwann gelingen würde, Lengs Bleibe aufzuspüren, und dann wären all seine Bemühungen mit einem Schlag null und nichtig gewesen. Er traute mir zu, dass ich die Zusammenhänge zwischen den in jüngster Zeit verübten Morden des so genannten ›Chirurgen‹ und den lange zurückliegenden, von Leng begangenen Morden schnell durchschauen würde. So ähnlich ging es ihm mit Dr. Kelly. Sie war auf eine heiße Spur gestoßen, hatte McFaddens Tochter aufgesucht und war als Archäologin in der Spurendeutung weit besser geschult als ich. Also musste er davon ausgehen, dass wir früher oder später das alte Haus am Riverside Drive finden würden, und so weit durfte er es nicht kommen lassen.«
    »Und O’Shaugnessy? Warum hat er ihn umgebracht?«
    Ein Schatten fiel auf Pendergasts Gesicht, er senkte den Kopf.
    »Das ist etwas, was ich mir nie verzeihen werde. Ich hatte ihn mit einem Auftrag betraut, den ich fälschlicherweise für völlig gefahrlos hielt. Er sollte sich ein wenig in der New Amsterdam Drogerie umsehen, in der Leng sich viele Jahre zuvor mit Chemikalien eingedeckt hatte. Und dort ist O’Shaugnessy während seiner Recherchen offenbar auf alte Geschäftsbücher gestoßen, in denen die bis zum Jahr 1920 vorgenommenen Verkäufe von Chemikalien lückenlos aufgelistet waren – scheinbar ein unverhoffter Glückstreffer, aber für O’Shaugnessy wurde er zum Verhängnis. Ich hatte mir leider nichtklar gemacht, dass Fairhaven, durch unsere Aktivitäten bereits vorgewarnt, jeden unserer Schritte wie mit Argusaugen verfolgte. So kam er schnell dahinter, dass O’Shaugnessy nicht nur Lengs Einkaufsquelle kannte, sondern sogar die alten Verkaufsunterlagen mitgenommen hatte. Und damit stand für ihn fest, dass er den Sergeant töten musste, und zwar schnell.«
    »Armer Patrick«, sagte Smithback erschüttert, »auf so schreckliche Weise sterben zu müssen!«
    Pendergast nickte, seine Miene spiegelte die Trauer um O’Shaugnessy wider. »Und ich bin dafür verantwortlich, eine Last, die ich zeit meines Lebens mit mir herumschleppen werde. Er war ein guter Mensch und ein tüchtiger Officer.« Sie standen lange stumm da, keiner mochte den anderen ansehen. Nora schlang die Arme um ihre Schultern, als überlaufe sie ein Frösteln.
    Schließlich war es Smithback, der die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher