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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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ein unterirdischer Gang.« Er fuhr sich mit dem Handrücken übers Gesicht und verteilte den schmierigen Film aus Schweiß und Staub in die Breite. »Und da unten stinkt’s wie die Beulenpest.«
    »Haste irgendwo König Tut gesehen?«, rief jemand.
    Alle außer Boxer lachten. Wer, zum Teufel, war König Tut?
    »Ich hoffe, verdammt noch mal, dass das nicht so was Archäologisches ist«, knurrte der Polier und wandte sich zu Boxer um. »Pee-Wee, so ’n großer, kräftiger Kerl wie du sollte sich das mal aus der Nähe ansehen.«
    Boxer nahm die Stablampe, ignorierte die anderen, die sich neben ihm wie Winzlinge ausnahmen, und stemmte sich durch das Loch, das der Bagger geschlagen hatte. Er kauerte auf der Halde aus zertrümmerten Ziegelsteinen und glitt mit dem Lichtstrahl kreuz und quer durch die unterirdische Höhle. Es schien tatsächlich ein langer, niedriger, an den Seitenwänden und der Decke von bedrohlichen Rissen durchzogener Tunnel zu sein. Sah aus, als würde er jeden Moment einstürzen. Boxer zögerte unschlüssig.
    »Gehst du nun rein, oder was?«, drängte von oben die ungeduldige Stimme des Poliers.
    Einer der Arbeiter witzelte in weinerlichem Ton: »Davon steht nichts in meinem Gewerkschaftsvertrag!« Die anderen reagierten mit schallendem Gelächter.
    Boxer kroch über den Steinschutt weiter in den Stollen.
    Der Boden des unterirdischen Gangs war mit zerbrochenen oder zu Schutt zersplitterten Ziegelsteinen bedeckt. Boxer musste sich, von aufgewirbeltem Staub umwölkt, kriechend vorarbeiten, bis er einigermaßen festen Boden unter den Füßen hatte und sich aufrichten konnte. Er leuchtete mit der Stablampe ins Dunkel, aber der Staub, der in der Luft hing, verschluckte den Lichtstrahl schon nach wenigen Metern. Boxer wartete, bis der Dunst sich gesetzt hatte und seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt waren. Er hörte, dass die Männer oben sich lachend unterhielten, was seltsam gedämpft klang, wie aus weiter Ferne.
    Er ging ein paar Schritte weiter und schwenkte den Lichtstrahl hin und her. Von der Decke hingen Stalaktiten wie dünne Fäden. Ein Schwall übel riechender Luft schlug ihm entgegen. Tote Ratten, vermutlich.
    Der Tunnel schien leer zu sein, nur ein paar Brocken Kohle lagen herum. Links und rechts waren roh mit Ziegeln zugemauerte und oben abgerundete Nischen in die Wände eingelassen, etwa einen Meter breit und anderthalb hoch. An den Stollenwänden glitzerte Wasser, das monotone Tröpfeln erinnerte an gedämpften, eintönigen Chorgesang. Ansonsten herrschte Grabesstille, der unterirdische Gang verschluckte alle Geräusche aus der Welt, die irgendwo über ihm lag.
    Boxer wagte noch einen Schritt, den Lichtstrahl der Lampe abwechselnd auf die Wände und die Decke gerichtet. Das Netz aus Rissen schien dichter zu werden, immer wieder rieselte feiner Schutt auf ihn herab, stellenweise vermischt mit größeren Brocken. Er blieb stehen und suchtemit einem mulmigen Gefühl die zugemauerten Nischen ab.
    Schließlich ging er vorsichtig auf die nächstgelegene zu. Die Ziegelmauer machte keinen sonderlich Vertrauen erweckenden Eindruck, ein Stein war schon herausgebrochen, die übrigen sahen ebenfalls locker aus. Aber irgendwie ließ ihm die Frage keine Ruhe, was sich wohl dahinter in den Nischen verbergen mochte. Seitengänge? Oder hatte jemand etwas Wertvolles verstecken wollen?
    Er richtete die Stablampe auf die Stelle, an der der Stein herausgebrochen war, konnte aber außer nachtschwarzer Dunkelheit nichts ausmachen. Er schob die Hand in das Loch und fing an, den darunter liegenden Stein hin und her zu bewegen. Wie er sich’s gedacht hatte: Der war auch schon locker. Er brach ihn heraus, was prompt eine kleine Staublawine auslöste. Dann nahm er sich den nächsten vor – und noch einen. Der widerliche Gestank wurde stärker, er kam direkt aus dem Loch.
    Boxer leuchtete abermals in den Hohlraum. Noch eine Wand, etwa einen Meter hinter der ersten. Er richtete den Lichtstrahl auf den Boden. Da lag irgendetwas, eine Art Porzellanschüssel. Von dem widerlichen Gestank fingen ihm die Augen zu tränen an, er zog sich ein paar Schritte zurück, hin- und hergerissen zwischen Neugier und der vagen Ahnung, dass er sich womöglich einer unbestimmten Gefahr aussetzte. Irgendjemand hatte irgendetwas da drin verborgen, so viel stand fest. Vielleicht etwas Altes, Wertvolles. Warum hätte er sich sonst die Mühe gemacht, eine Mauer hochzuziehen?
    Boxer kannte einen, der hatte bei Abbrucharbeiten einen Beutel
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