Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
mit Silberdollars gefunden. Seltene Münzen, ein paar Riesen wert. Der Typ hatte sich von dem Erlös einen nagelneuen Mähtraktor kaufen können. Falls er hier tatsächlich auf etwas Wertvolles stieß – zum Teufel mit den anderen, was es auch war, er würde es für sich behalten.
    Er knöpfte den Overall auf, zog das Unterhemd hoch und stülpte es sich über Mund und Nase. Dann steckte er die Stablampe durch das Loch, gab sich einen Ruck und schob Kopf und Schultern hinterher.
    Ein paar Sekunden hing er reglos in der Öffnung, wie erstarrt. Dann zuckte sein Kopf unwillkürlich zurück und stieß hart gegen die oberen Ziegel. Die Lampe rutschte ihm aus der Hand, er taumelte rückwärts und holte sich prompt die nächste Schramme, diesmal an der Stirn. Er hetzte, die Hände als Fühler ausgestreckt, durch den dunklen Stollen, stolperte über Steine und fiel der Länge nach hin.
    Totenstille umgab ihn. Als der Staub sich etwas verzogen hatte, sah er in einiger Entfernung einen schwachen Lichtschimmer. Das musste der Ausgang sein. Der widerliche Gestank schwappte über ihn weg. Er raffte sich stöhnend auf, kroch auf allen vieren auf den Lichtschimmer zu, schaffte es bis zu dem Schutthaufen am Stollenende, wollte drüber klettern, stürzte, krallte sich mit beiden Händen fest und zog sich hoch. Und dann war er endlich draußen, zurück im Sonnenlicht und in der frischen Luft. Als er oben war, verließen ihn die Kräfte. Er zwängte sich durch das Loch und kippte vor Erschöpfung nach vorn. Gelächter wurde laut, das aber abrupt verstummte, als er sich auf den Rücken rollte. Alle kamen angerannt, wollten ihm auf die Beine helfen, redeten ohne Punkt und Komma auf ihn ein.
    »Mein Gott, was ist passiert?«
    »Er hat sich verletzt, ist ganz blutig.«
    »Nicht bewegen, lasst ihn liegen! Ruft mal einen Krankenwagen!«
    »Was war’s denn? Ein unterirdischer Gang?«
    Boxer starrte die Männer an, versuchte durchzuatmen und den rasenden Pulsschlag unter Kontrolle zu bringen. Und irgendwann brachte er stammelnd das Wort »Knochen« heraus.
    »Knochen? Was meinst du damit?«
    Boxer spürte warmes Blut über sein Gesicht rinnen. Aber wenigstens konnte er allmählich wieder klar denken. »Schädel«, sagte er. »Dutzende Schädel. Und viele Knochen. Alle aufeinander geschichtet.«
    Dann wurde ihm schwindelig. Er ließ sich nach hinten kippen und badete das zerschundene Gesicht im Sonnenlicht.

2
    Nora Kelly stand am Fenster ihres Büros im vierten Stock des New York Museum of Natural History. Sie sah auf das Kupferdach, die Kuppeln, die Minarette, die Fratzen der Wasserspeier auf den Türmen und die große grüne Lunge des Central Parks bis zu den vom Herbstlicht gelb gefärbten Silhouetten entlang der Fifth Avenue: aus der Ferne ein monolithischer Block, wie eine lang gestreckte Wehrmauer. Ein schöner Anblick, aber heute konnte sie ihm nichts abgewinnen.
    Der Besprechungstermin rückte näher und näher. Zorn stieg in ihr auf, und als sie darüber nachdachte, wurde ihr klar, dass es ein hilfreicher Zorn war. Seit achtzehn Monaten war ihr Budget für wissenschaftliche Arbeiten eingefroren. Und im selben Zeitraum war die Zahl der Vizepräsidenten von drei auf zwölf angeschwollen, und jeder kostete das Museum pro Jahr zweihunderttausend Dollar. Sie hatte miterlebt, wie sich die Public-Relations-Abteilung von einem kleinen Büro mit ideenreichen Exjournalisten in ein Studio voller junger Macher verwandelt hatte – alle todschick gekleidet, aber bar jeder Ahnung von Archäologie und wissenschaftlicher Methodik – und wie sich in den Führungspositionen, früher eine Domäne erfahrener Wissenschaftler, nun Anwälte und smarte Jungs breit machten, deren einzige Aufgabe es war, Spendengelder aufzutreiben, aber die dienten hauptsächlich dazu, noch mehr Spendenwerber einzustellen, sodass sich dieganze Energie letzten Endes in einem onanistischen Kreislauf erschöpfte.
    Dennoch blieb es das New York Museum, sagte sie sich, das größte naturgeschichtliche Museum der Welt. Und sie war froh, ihren Job zu haben. Nachdem in letzter Zeit all ihre Aktivitäten unter einem ungünstigen Stern gestanden hatten – die archäologische Expedition nach Utah ebenso wie das geplante Lloyd Museum, aus dem dann nichts geworden war –, brauchte sie ihn, um ihre Arbeit fortsetzen zu können. Und sie nahm sich fest vor, die Sache diesmal cool anzugehen, getreu den Spielregeln des Systems.
    Aber System hin oder her, ohne zusätzliches Geld konnte sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher