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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Nu auf den Beinen.
    »Diese schwachen Schrammen unten am Hinterkopf …« Sie nahm die Lupe zu Hilfe, die sie aus Gewohnheit ständig um den Hals trug, und sah sich die Kratzspuren genau an. »Die wurden dem Kind mit einem Messer beigebracht. Als hätte jemand Gewebe entnommen.«
    »Was für Gewebe?«
    Sie fühlte sich sehr erleichtert, als ihr klar wurde, was es war.
    »Solche Spuren hinterlässt ein Skalpell bei einer Leichenöffnung. An dem Kind wurde eine Autopsie vorgenommen. Die Schrammen stammen von einer Untersuchung, nachdem der obere Teil des Rückenmarks oder das Nachhirn freigelegt worden war.« Sie legte den Schädel auf den Schreibtisch. »Aber ich bin Archäologin, Mr. Pendergast. Sie sollten lieber die Expertise eines Spezialisten einholen. Wir haben in unserer Abteilung einen medizinisch ausgebildeten Anthropologen, Dr. Weidenreich.«
    Der Agent verstaute den Schädel in einem Beutel, den er verschloss und wie durch Magie in den Falten seines weit geschnittenen Anzugs verschwinden ließ, ohne dass irgendeine Ausbeulung zu sehen war. »Was ich brauche, sind
Ihre
archäologischen Erfahrungen.« Er bückte sich, schob den Telefonstecker in die Buchse, ging zur Tür und schloss sie wieder auf. »Und nun wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich ins Stadtzentrum begleiten würden.«
    »Sie meinen … ins FBI-Büro?«
    Pendergast schüttelte den Kopf.
    Nora zögerte. »Ich kann jetzt nicht einfach weg. Ich habe eine Menge zu tun.«
    »Es wird nicht lange dauern, Dr. Kelly. Aber wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    »Worum geht es denn überhaupt?«
    Aber er war schon vorausgegangen, sie hörte seine geschmeidigen Schritte auf dem Flur. Und da ihr plötzlich klar wurde, dass ihr kaum etwas anderes übrig blieb, eilte sie ihm nach. In der wie üblich von Stimmengewirr erfüllten Großen Rotunde holte sie ihn ein.
    »Sie kennen sich in unserem Museum gut aus.«
    »Ja.«
    Sie gingen durch die Bronzetüren und stiegen die marmornen Eingangsstufen hinunter. Auf der untersten blieb der Agent stehen und wandte sich zu ihr um. Seine Augen sahen im hellen Tageslicht nahezu weiß aus, die Farbe war zu einer Ahnung verkümmert. »Kennen Sie sich mit der New Yorker Verordnung zum Schutz archäologischer Funde aus?«
    »Natürlich.« Die Verordnung untersagte, sobald man auf historische Überreste stieß, alle Ausschachtungs- und Baumaßnahmen im Stadtgebiet bis zum Abschluss der Ausgrabungen und der Dokumentation der Funde.
    »In Lower Manhattan ist man auf eine vielversprechende Fundstelle gestoßen. Sie werden die Ausgrabungen als leitende Archäologin überwachen.«
    »Ich? Ich habe weder die Erfahrung noch die spezielle Befähigung …«
    »Keine Sorge, Dr. Kelly. Ihre spezielle Befähigung wird sich sehr schnell herausstellen.«
    Sie sah ihn fassungslos an. »Aber warum ich?«
    »Sie haben, was diese spezielle Art von archäologischen Fundstellen angeht, einige Erfahrung.«
    »Und um was für eine Fundstelle handelt es sich?«
    »Um eine Art Beinhaus.«
    Er deutete auf einen geparkten neunundfünfziger Silver Wraith. »Machen wir uns auf den Weg! Nach Ihnen, bitte.«

4
    Als Nora aus dem Rolls-Royce stieg, fühlte sie sich jäh in eine Welt aus Lärm und Staub versetzt. Fensterlose Skelette halb abgerissener Mietskasernen starrten sie an. Sie gingen auf den Zaun der Baustelle zu, weiter kamen sie nicht. Davor waren zwei Polizeifahrzeuge geparkt, bei einer Abrissruine standen einige uniformierte Cops, in ihrer Nähe beriet sich eine Gruppe Männer, die den Anzügen nach gewöhnlich in Büros zu Hause waren.
    »Die Moegen-Fairhaven-Gruppe errichtet hier einen fünfundsechzig Stockwerke hohen Apartmentturm«, erläuterte Pendergast. »Gestern Nachmittag, etwa um vier, haben sie dort unten ein Loch in die alte Mauer gebrochen. Kurz darauf hat ein Arbeiter den Schädel gefunden, den ich Ihnen gezeigt habe, und sehr viele weitere Knochen entdeckt.«
    Nora folgte seinem Blick. »Was stand hier früher?«
    »Wohnblöcke aus dem späten neunzehnten Jahrhundert. Der unterirdische Tunnel, aus dem der Schädel stammt, scheint jedoch älteren Datums zu sein.«
    Das Mauerstück, in das der Bagger das Loch geschlagen hatte, war offensichtlich das Überbleibsel eines der alten Wohnblöcke, bei dem dahinter gelegenen, von Schutt und verrotteten Balkenresten halb verdeckten Stollen schien es sich dagegen um ein noch älteres Bauwerk zu handeln.
    Sie gingen am Zaun entlang. »Ich fürchte, wir werden dort unten ein paar Probleme
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