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Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens

Titel: Pendergast 03 - Formula - Tunnel des Grauens
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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vor kurzem auf den Niederländischen Antillen gesehen haben, mit einem Daiquiri in der Hand und in die Lektüre des
Wall Street Journal
vertieft.
    Smithback hatte zwei Wochen in der Feversham-Klinik nördlich von Cold Spring verbracht, wo man ihn wieder zusammengeflickt und aufgepäppelt hatte. Die Spuren von Fairhavens schändlichem Eingriff waren erstaunlich schnell und gut verheilt. Pendergast hatte etliche Wochen in derselben Klinik gelegen, bei ihm waren Operationen am Ellbogen und im Bereich der Bauchhöhle notwendig. Nach seiner Genesung war er spurlos verschwunden, Nora und Smithback hatten bis zu der überraschenden Einladung an den Riverside Drive kein Sterbenswörtchen von ihm gehört.
    »Ich kann’s immer noch nicht fassen, dass wir noch mal freiwillig hierher zurückkehren«, fing Smithback plötzlich zu nörgeln an.
    »Ach komm, Bill«, winkte Nora ab, »gib’s zu, du bist doch genauso neugierig wie ich, was er von uns will.«
    »Das schon, aber wir hätten uns ja auch woanders treffen können, an einem angenehmeren Ort, sagen wir zum Beispielim Restaurant des
Carlyle
. Nur, eins sage ich dir gleich: Falls er auf die Idee kommt, mir einen Lengcocktail aus den verdammten Schraubdeckelgläsern in den Kellergewölben anzubieten, bin ich weg wie Schmitts Katze.«
    Das Haus tauchte in einiger Entfernung vor ihnen auf. Selbst an diesem sonnigen Tag sah es irgendwie düster, abweisend und gruselig aus, was zum Teil an den kahlen Bäumen und den wie blinde Augenhöhlen auf sie herunterstarrenden leeren Fenstern der oberen Stockwerke liegen mochte. Wie vom gleichen Gedanken geleitet, blieben sie beide stehen.
    »Weißt du«, murmelte Smithback, »wenn ich den alten Kasten auch nur sehe, läuft’s mir schon kalt den Rücken runter. Als Fairhaven mich auf den Operationstisch gelegt hat und ich gespürt habe, dass das Messer in mich eindringt – o Mann, ich kann dir sagen …«
    »Bill, bitte!«, fiel ihm Nora ins Wort. Smithback hatte sich angewöhnt, immer wieder in seinen schaurigen Erinnerungen zu baden, was bei ihm fast zur Manie geworden war.
    Als er reumütig den Arm um Nora legte, spürte sie deutlich, wie sehr der dunkelblaue Armani an ihm schlackerte. Er hatte stark abgenommen und sah immer noch ziemlich blass aus, aber in seinen Augen blitzte schon wieder der alte spitzbübisch makabere Humor.
    Sie überquerten die Hundertsiebenunddreißigste Straße, und plötzlich tauchte die Zufahrt zum Haus vor ihnen auf – so schmutzig und mit angewehten Abfällen übersät, wie sie ihnen in Erinnerung war. Unwillkürlich ging Noras Blick nach oben, zum eingeschlagenen Fenster im Obergeschoss. Auch Smithback, der sich so gern hinter der Fassade des durch nichts zu erschütternden Reporters verschanzte, war eine Spur blasser geworden. Nora ging voran, und als sie vor der Haustür standen, war sie es, die anklopfte.
    Fast eine Minute verging, bis die Tür in den Angeln ächzend aufschwang und Pendergast vor ihnen stand. Er trug dicke Gummihandschuhe, sein schwarzer Anzug war über und übermit Mörtelstaub bedeckt. Kein Wort der Begrüßung, er wandte sich stumm um und ging voraus, sodass Nora und Smithback nichts anderes übrig blieb, als ihm ein wenig verdutzt zu folgen. Auf den Fluren waren Halogenleuchten aufgestellt, deren grelles Licht das Haus ungewohnt hell ausleuchtete, was freilich Noras beklommenes Gefühl nur wenig milderte. Statt des altvertrauten Modergestanks schlug ihnen der frische, beißende Geruch irgendwelcher chemischer Reinigungsmittel entgegen. Das Innere des Hauses war kaum wieder zu erkennen, Wand- und Bodenverkleidungen waren abmontiert worden, überall ragten bloßgelegte Gas- und Wasserleitungen aus dem Boden – man hätte meinen können, das Haus werde auf eine gründliche Renovierung vorbereitet. Oder war vielleicht jemand wochenlang auf der Suche nach einem ausgeklügelten Versteck gewesen?
    Pendergast führte sie in die Bibliothek, wo es ähnlich aussah. Fast alle Regale waren leer geräumt, auf dem Boden reihten sich die penibel aufgestapelten Bücherstöße aneinander. Nora und Smithback schlängelten sich in Pendergasts Schlepptau zwischen ihnen durch und kamen schließlich zu der alten Kaminecke an der Rückwand der Bibliothek. Und dort wandte sich ihr Gastgeber endlich zu ihnen um.
    »Dr. Kelly …«, Pendergast neigte den Kopf wie zu einer angedeuteten Verbeugung. »… Mr. Smithback, es freut mich zu sehen, dass Sie sich offensichtlich gut erholt haben. Ich habe Sie zu mir
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