Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Titel: Pelbar 4 Der Fall der Muschel
Autoren: Paul Williams
Vom Netzwerk:
Er rührte keinen Finger. Mit einem gereizten Seufzer zählte sie die Zettel durch, legte zwei zurück in den Weidenkorb, in dem sie sie gefunden hatte, und ging dann, um gegen die übrigen sieben Tuniken einzutauschen.
    Als sie später mit den schweren Kleidungsstücken zurückkehrte, war weder Warret da, noch sein Klei-derbündel. Bival ließ sich nachdenklich auf ihr Bett fallen und strich mit der Hand über die Tuniken. Ihr Mann würde ihr schon noch rechtgeben. Sie sah voraus, daß sie durch die Muschel an Macht gewinnen würde. Davon würde auch er profitieren, ob er wollte oder nicht.
    Inzwischen ging auf der anderen Seite des Flusses ein Trupp Gardisten zu der von Ravell beschriebenen Stelle und fand das erloschene Feuer der Peshtak-Kundschafter. Bei Fackelschein suchten sie das Ge-lände ab, entdeckten aber nur ein paar vereinzelte Spuren, die ihnen nichts verrieten.
    Als sie abzogen, bemerkte mehrere hundert Armlängen entfernt in einem Dickicht Steelet, der Anführer der Peshtak: »Ich hatte recht. Der Alte hat doch etwas gesehen. Stiergedärm über ihn! Über dich auch, Durc! Morgen beobachten wir noch weiter, dann kehren wir an den Oh zurück. Diese Stadt könnte eine Lösung für uns sein, aber ich zweifle daran. Dieses schweinische Gelände ist viel zu flach und offen. Ich brauche Berge, wo ich mich verstecken kann.«
    Als Bival am Morgen erwachte, war ihr Gatte noch immer nicht zurückgekehrt. Sie nahm sich vor zu be-antragen, daß man ihn zum Wasserheben abstellte.
    Threerivers hob nämlich immer noch sein gesamtes Wasser von unterirdischen Quellen bis zum Spiralturm hoch über die Stadt hinauf. Von da floß es hinunter in alle Baderäume und Küchen wie auch in die geschwungenen Terrassengärten, die sich stufenförmig um die südliche Hälfte des Stadtdaches wölbten, in anmutigen Schwüngen nach unten abfielen und während der ganzen Wachstumssaison dicht be-pflanzt waren.
    Unten wartete Ravell ungeduldig auf Bival. Wegen der Fremden wollte er einen ganzen Tag und eine Nacht hindurch rudern, um möglichst viel Abstand zwischen sich und Threerivers zu legen. »Ich kehre nach Koorb zurück«, sagte er, als die Südrätin kam.
    »Ich habe für eine Weile genug vom Handeln, glaube ich, vielleicht sogar für immer.« Er lächelte zahnlos und reichte ihr das Kästchen. Sie war so begierig danach, daß sie sich kaum richtig von ihm verabschiedete.
    Als der Gardist Ravell hinausließ, grinste er. »Ich glaube, sie freut sich«, bemerkte er und schenkte dem Händler einen kleinen, für die Reise in Korb einge-flochtenen Keramikkrug mit Honig. Sie verabschiedeten sich durch Aneinanderdrücken der Handflä-
    chen, und der Gardist half dem Alten, sein Kanu in die Strömung zu schieben. Sie lächelten einander ein letztes Mal zu. Dann überflog Ravell mit den Augen das Westufer, tauchte sein Ruder mit tiefen, kräftigen Schlägen ins Wasser und fuhr in die Fahrrinne hinaus.
    Bival konnte ihre Ungeduld fast nicht bezähmen.
    Schließlich blieb sie hoch oben auf der Wendeltreppe zum Breiten Turm auf einem Absatz stehen. Sie wollte sich die Muschel einmal ganz genau ansehen, ehe sie sie der Protektorin zeigte. Sie stellte das Kästchen auf ein breites Fenstersims, wo die aufgehende Sonne es beleuchten konnte. Sie löste die Verschnürungen, legte die beiden Muschelhälften ausge-breitet hin und stand bald in die Betrachtung ihrer Form verloren da.
    Sie hörte nicht, wie Gamwyn und Brudoer, die Zwillinge, über ihr mit Säcken voller Müll und Wä-
    sche, die sie in den Räumen der Protektorin und im Gemeinschaftsraum des Rates gesammelt hatten, die Treppe heruntergepoltert kamen. Die Jungen waren vierzehn Jahre alt, unausgefüllt, voller Energie und damit beschäftigt, einander kichernd und Ärger vor-täuschend zu schubsen. Als sie um die Biegung zum Treppenabsatz kamen, schwang Brudoer seinen Sack, und Gamwyn, der ihm ausweichen wollte, sprang zurück und prallte gegen Bival. Sie taumelte. Mit einem heftigen Atemzug sah sie, wie die beiden Muschelhälften wie Flügel ohne Vogel vom Herbstwind erfaßt wurden, stürzten, sich drehten, schwebten, an der letzten Terrassenwand hängenblieben, zerbra-chen, als weiße Flocken über den Rand der hohen Stadtmauer weiterstürzten und immer kleiner wurden. Sie wirbelte herum.
    Die Jungen standen betäubt und stumm da. Mit einem unartikulierten Schrei schlug sie mit ihrer schweren, beringten Hand nach Gamwyn und riß ihm die rechte Backe auf. Sie prügelte weiter auf ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher