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Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Pelbar 4 Der Fall der Muschel

Titel: Pelbar 4 Der Fall der Muschel
Autoren: Paul Williams
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scharf an. »War der Junge nicht ein Gefangener? Warum durfte er ohne Abmeldung fort? Ist dir klar, was du getan hast?«
    »Gefangener? Das hat mir niemand gesagt. Was hat er denn getan, Protektorin, außer, daß er mit der Südrätin zusammengestoßen ist?«
    »Das reicht. Hat man es dir nicht gesagt? War das nicht klar?«
    »Bival hat es gesagt, ja, Protektorin. Aber sie war wütend. Es gab keine gesetzliche Entscheidung. Sie
    * Siehe 06/4153: »Die Kuppel im Walde«. In dieser Kuppel, einem Atomschutzbunker aus alter Zeit, fand man die Nachkommen von Menschen, die den Nuklearkrieg vor mehr als einem Jahrtau-send überlebt hatten. Die kleine Gruppe Menschen, in der Meinung die letzten Bewohner einer radioaktiv verseuchten Erde zu sein, hatten einen Teil der Kenntnisse aus unserem technisch-naturwissenschaftlichen Zeitalter bewahrt.
    hat den Jungen ja selbst so bestialisch verletzt, daß ...«
    »Schweig! Du bist kein Richter. Du bist Befehlsempfänger. Ich befehle dir hiermit, den Jungen zu arrestieren! Du wirst den Befehl ausführen. Laß Wim zu mir bringen! Jetzt geh!«
    Als sich die Leiterin der Garde zum Gehen wandte, stieß sie fast mit der Ursana zusammen, einer ziemlich kleinen, stämmigen Frau, die das Haar in zwei festgeschlungenen Knoten aufgesteckt trug. Die Protektorin blickte sie zornig an.
    Die alte Ärztin atmete schwer. »Du hast nach mir geschickt, Protektorin?« fragte sie sanftmütig.
    »Ich wünsche eine Erklärung, warum du deine Befugnisse überschritten und diesen Jungen nach Pelbarigan geschickt hast. Warum hast du nicht um Erlaubnis gefragt?«
    »Erlaubnis, Protektorin?«
    »Nun, antworte!«
    Die alte Frau seufzte. »Protektorin, gibst du mir Gelegenheit zu einer ausführlichen Antwort?«
    »Wenn es mir beliebt.«
    »Dann, Protektorin, wirst du überhaupt keine Antwort bekommen. Ich bin kein Mann, den man herumkommandieren kann! Meine Familie wird sich hinter mich stellen. So wollen es die Gesetze Craydors. Du bist es, die ihre Befugnisse überschreitet! Ich bin bereit, dem gesamten Rat zu antworten, den du so selten einberufst.«
    Udge schaute sich nach der Teetasse um, die sie auf den Boden geschmettert hatte. Sie hob die Arme, ließ sie wieder sinken. »Nun gut. Aber mach's kurz!«
    »Der Junge hat schreckliche Verletzungen. Sieh es einmal mit den Augen eines Arztes. Ich soll heilen.
    Ich konnte die Wunde nähen, versuchen, eine Entzündung zu verhindern und das Fieber des Jungen zu dämpfen, konnte vielleicht sogar die Heilung fördern – mit einer breiten Narbe auf seinem Gesicht. Es ist ein junges Gesicht, Protektorin, noch so glatt wie das eines Mädchens. Das war es jedenfalls. Jetzt ist es verschwollen und entstellt. Die Wunde ist entzündet.
    Es besteht die Möglichkeit, daß er stirbt. Wir wissen, daß das Können dieses alten Arztes Royal das meine weit übersteigt. Ich dachte ...«
    »Paaaah!« sagte Udge.
    Die Ursana hob einfach die Hand. »Bitte betrachte es doch noch von einem anderen Standpunkt, Protektorin! Von einem politischen! Was ist, wenn er sterben sollte? Die Männer sind schon jetzt befremdet. Was der Junge getan hat, war nur eine leichte Verfehlung, auch wenn sie für Bival schlimme Folgen hatte. Wenn die Männer und ihre Sympathisanten den Eindruck bekämen, wir enthielten dem Jungen wirksame Hilfe vor, und wenn er dann tatsächlich stürbe, würde uns das mehr Schwierigkeiten bereiten, als die Sache wert ist. Wenn er geheilt zurückkehrt und die Narbe kaum sichtbar ist, womit ich rechne, haben wir der Opposition Kraft entzogen, weil wir uns als weise und gerechte Herrscher erwiesen haben, wie Craydor es empfahl – und wie Pell selbst es verlangte.«
    »Bist du fertig?«
    »Ja, Protektorin.«
    »Ich glaube, es wäre nützlich, wenn du deinen Posten aufgibst. Ich werde dir gestatten, mir jemanden als Ersatz vorzuschlagen, den ich überprüfen werde.«
    »Einen Ersatz? Endlich. Jawohl, Protektorin! Ich werde über diese Angelegenheit eine Rolle zusam-menstellen. Vielleicht gehe ich dann selbst nach Pelbarigan, um mir diesen Royal anzusehen.« Die Ursana wandte sich zum Gehen.
    »Habe ich dich entlassen?«
    »Nur aus dem Amt, Protektorin, Aven sei Dank.
    Ich gehe. Das ist keine formelle Sitzung. Ich kenne das Protokoll.« Sie wandte sich erneut ab, zögerte dann, drehte sich noch einmal um und fügte hinzu: »Ausgerechnet du, Bival, solltest dich an Craydors Ausspruch erinnern: ›Eine Muschel ist ein Plan für Leben. Darüber hinaus hat sie trotz ihrer Schönheit
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