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Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Titel: Pelbar 2 Die Enden des Kreises
Autoren: Paul Williams
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über das freie Eis nahe am Ufer trabten, dann einen Bogen machten und die Eisbrücke überquerten. Hagen, der älteste, ein dünner Mann mit hellblondem, zu einem Zopf geflochtenen Haar ging mit dem Gardisten zu Stels Botschaft. Die beiden anderen untersuchten das Eis, einer nach Norden, der andere nach Süden hin, sie bewegten sich im typischen, in der Hüfte lockeren Gang gewohnheitsmäßiger Läufer, ließen ihre Augen um-herschweifen und bückten sich gelegentlich.
    Der Gardist las Hagen die Nachricht vor und der lächelte bei dem Gedanken, daß ein Mann sich so von einer Familie beherrschen ließ, daß er ihretwegen von zu Hause fortgehen mußte, ironisch. »Draußen auf den Prärien ist er vielleicht glücklicher«, sinnierte er.
    »Aber wir wollen uns die Spuren anschauen, wenn ihr Pelbar mit euren großen Füßen sie nicht völlig zertrampelt habt.« Er nahm die Spuren bei der Botschaft auf, trabte leichtfüßig hinaus zur Fahrrinne und sah dabei Stels Fußspuren zwischen den vielen ähnlichen so deutlich, als wären sie blau angemalt.
    Nach etwa drei Vierteln der Strecke nach draußen blieb er stehen und bückte sich. Hier war der Schnee wie ein leichter Schorf über das Eis geblasen, daneben war blankes Eis.
    »Von hier an ist er in seinen Spuren zurückgegan-gen«, sagte Hagen. »Ein einfacher Trick. Sogar die Füchse wenden ihn an. Schau! Siehst du, wie er die Ferse abrollt? Habt ihr das nicht gesehen?« Hagen schaute nach Süden zu Assek. Er legte die Hände an den Mund und pfiff. »Ist er da hinübergegangen?«
    rief er.
    Assek war mehrere hundert Spannen entfernt. Er schwenkte die Arme. »Da ist jemand gegangen. Ein Mann von mittlerer Größe«, rief er zurück. »Soll ich den Spuren folgen?«
    Hagen sah den Gardisten an, der bei ihm war. Der schüttelte den Kopf. »Nein. Aber bitte sieh dir die Spuren bis hinaus zur Fahrrinne an, damit wir dem Rat einen klaren Bericht geben können. Bitte ihn, der Spur noch einen halben Ayas zu folgen. Und komm bitte nach Pelbarigan, um etwas zu essen und zu trinken und die ausgepichten Körbe mitzunehmen, die wir euch versprochen haben.«
    Als der Rat wieder versammelt war, berichtete Leyye, der Hauptmann der Südgarde, was Hagen gefunden hatte. Die Protektorin nickte. »Nun«, sagte sie, »damit ist die Angelegenheit klar. Stel ist fortgegangen.
    Wenn er nicht zurückkehrt, ist Ahroe nach der vorgeschriebenen Zeit wieder frei. Wenn er zurückkehrt, kann ihn seine Familie – die Dahmens – bestrafen. Ich möchte jedoch darauf hinweisen, daß ich mich infor-miert habe, welche Strafmaßnahmen Stel schon hinter sich hatte, und daß ich ihn für sehr zäh halte, weil er das so lange durchgestanden hat. Ich nehme an, man kann bei einer bestimmten Denkweise verlangen, daß er sich jedesmal, wenn eine Dahmenfrau, einschließ-
    lich seiner eigenen oder eines fünfjährigen Kindes, den Raum betrat, hinkniete und die Stirn an den Boden drückte – auch wenn einige von uns dieses Verfahren höchst sonderbar finden mögen. Aber wenn man einem Menschen Essen vorenthält, ihn Sonder-aufgaben erfüllen läßt und ihn des Schlafs beraubt, so zehrt das im Laufe der Zeit an seinem Verständnis.
    Sollte er zurückkehren, und man würde noch strengere Maßnahmen ergreifen, bis hin zu ausgesprochener Folter ...« Ein Protestgemurmel der Nordrätin veranlaßte die Jestana, mit erhobener Hand Schweigen zu verlangen. »Sollte man noch strengere Maß-
    nahmen ergreifen, bis hin zu ausgesprochener Folter, wäre Stel in einer Lage, in der er seinerseits vom allgemeinen Rat Hilfe erbitten könnte. Ich glaube, er hätte das schon beim jetzigen Stand der Dinge tun können, hat es aber unterlassen. So wie er ist, glaube ich, daß er nicht zurückkehren wird. Man hat ihm gezeigt, daß es hier nichts für ihn gibt, nicht einmal Ahroe, die man ihm weggenommen hat. Sagan, du wirst es also ohne den Anblick deines Sohnes aushalten müssen. Ich war dazu ziemlich lange gezwungen, wie du weißt, und du hast mein Mitgefühl.« Lä-
    chelnd fügte sie hinzu: »Um unseretwillen hoffe ich jedoch, daß Stel, falls er zurückkehrt, dies etwas weniger auffallend tun wird als Jestak. Die Sitzung ist beendet.«
    Alle Mitglieder des Nordrats erhoben sich, um mit lauten Mißfallens-und Zornesrufen zu protestieren.
    Die Gardisten stellten sich vor sie und umringten die Protektorin, die nur wehmütig lächelte und wieder die Hände hob, um Schweigen zu gebieten. »Nun, Nordrätin, was ist der Wille deines
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