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Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Pelbar 2 Die Enden des Kreises

Titel: Pelbar 2 Die Enden des Kreises
Autoren: Paul Williams
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Schwärze deutlich zu sehen, wurde sie noch verwirrter. Außerdem war ihre letzte Regel ausgeblieben. Wenn sie nun schwanger war? Sie hatte nichts gesagt, aber ihr Leben würde unerträglich sein, wenn sie ein Kind hatte, ohne daß Stel da war. Der ganze Südrat würde sie meiden. Der Westen vielleicht genauso. Zorn über seine Widerspenstigkeit stieg in ihr auf, mischte sich mit Angst, Mitleid und allgemeinem Elend, so wie der Rauch mehrerer nahegelegener Feuer aufsteigt und sich zu etwas Treibendem, Grau-em, Unbestimmtem vermischt. Sie sah, wie Stels Feuer heller wurde. Endlich tastete sie sich die Wand entlang zur Treppe.

ZWEI
    Vor Tagesanbruch sahen die Gardisten auf den Türmen Stels Feuer aufflackern und erlöschen. Sie beobachteten es träge, weil das das einzige, einigermaßen interessante Objekt war, und stellten Spekulationen über Stels Zukunft an. Im frühen Morgenlicht sahen sie, wie Ruudi, Oleg und Rutch mit vier Gardisten ei-ne große, langgestreckte Eisbrücke zusammenbauten und sie auf den Fluß hinausschoben. Ruudi lag darauf und arbeitete sich über das dunkle Band der Fahrrinne vor. Sie sahen, wie er auf der anderen Seite stehenblieb, sich Spuren ansah und dann einen Blick auf den Trog im Eis warf, wo Stel eingebrochen war.
    Sie sahen, wie er sich bückte und etwas aufhob, und wie er dann auf den Fischschuppen zueilte, ohne die Eisbrücke über die Fahrrinne zu den Gardisten zu-rückzuschieben.
    Ruudi machte einen weiten Bogen um die Spuren, die zum Eis zurückführten, er rief aus Leibeskräften und brüllte nach Stel. Keine Antwort kam. Als er das Ufer erreichte, sah er das niedergebrannte Feuer, die Trümmer der Schuppenwand, eine dünne Rauchfah-ne vom Feuer, die sich in das frühe Sonnenlicht hin-aufkräuselte. Dann entdeckte er eine Botschaft im Schnee, tief eingegraben und in großen Lettern. Keuchend beschattete er seine Augen und las: Lebt wohl, Dahmens. Nun müßt ihr eure Spiele mit anderen spielen. Ich habe den Weg der Feiglinge gewählt, wie man so sagt. Lebt wohl, alle Ardens, auch du, Ardena, ich grüße dich. Möge es euch Wohlergehen, wie es sich geziemt. Ahme, du bist frei. Ich nehme alle Schande auf mich.
    Ein großer Pfeil wies auf den Fluß hinaus, Stels Spuren begannen an seiner Spitze und führten direkt zu dem Loch im Eis.
    »Große Aven«, keuchte Ruudi, dann drehte er sich wieder um und rannte schreiend auf das Eis hinaus.
    Nicht lange nach der Viertelsonne versammelte sich der ganze Rat unter dem Vorsitz der Jestana, der Protektorin. Im Ratszimmer herrschte eine gespannte Atmosphäre. Rago, die Dahmena, in diesem Zyklus wieder Nordrätin, war von einer kleinen Gruppe flü-
    sternder Familienmitglieder umgeben. Ahroe war anwesend, sie wirkte grimmig und leer. Sie schämte sich zutiefst, mußte aber wohl oder übel an dieser Untersuchung von Stels Selbstmord teilnehmen. Auf der anderen Seite des Raumes saß die Ardena, die Südrätin, bei Sagan und Rutch und einer kleinen Traube von anderen. Sie blickten grimmig und schweigend vor sich hin, auch sie schämten sich für Stels Tat. Ahroe bemerkte jedoch, daß Sagan sonderbar gefaßt war. Sie hatte nichts zu sagen.
    Man bat Ruudi, über alle Geschehnisse des vorangegangenen Nachmittags und dieses Morgens zu be-richten. Die Protektorin gestattete keine Anklagen, nur Tatsachen. Als Rago bemerkte, daß Ahroe unter ihrem Stand geheiratet habe, verurteilte die Protektorin die Nordrätin für den Rest der Verhandlung zum Schweigen. Nichts konnte bewiesen werden. Man behauptete, daß Sentani, die draußen lagerten, die Eisbrücke zu Feuerholz zerhackt hätten. Andere bestrit-ten das. Niemand wußte es sicher. Die Protektorin achtete darauf, daß die Versammlung sich nicht in ein allgemeines Gerangel auflöste.
    Es war fast Sonnenhochstand, als sie die Hand hob und für fünfzehn Sonnenspannen Schweigen im Ratszimmer verlangte. Diese Zeit, sagte sie, sei für ein Gebet zu Aven bestimmt, für Versöhnung und Trauer. Die meisten Leute schlossen jedoch weder die Augen, noch neigten sie den Kopf, sondern sie beobachteten, wie der Staub in den Lichtbahnen schwebte, die durch die hohen Fenster an der Südseite des Raumes hereinströmten. Die Jestana saß jedoch völlig reglos da, die Augen geschlossen, die Hände im Schoß.
    Niemand wagte es, sich viel zu bewegen.
    Schließlich öffnete sie die Augen. »Nun hört mir zu«, begann sie: »Ich bin im Geiste die Zeugenaussa-gen durchgegangen. Ich habe den Eindruck, daß Aparet Stels Leben mit
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