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Peetz, Monika

Peetz, Monika

Titel: Peetz, Monika
Autoren: Die Dienstagsfrauen
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ergreifen wollte.
    »Ich
möchte, dass du gehst«, erklärte sie hart.
    Philipp
konnte es nicht glauben: »Du willst fünfundzwanzig Jahre Ehe wegschmeißen?«
    »Das hast
du getan, Philipp. Mit deinen Affären.«
    »Das ist
Vergangenheit, Caroline«, versprach Philipp.
    Seine
Selbstgerechtigkeit traf sie bis ins Mark. Philipp war offensichtlich der
Meinung, dass die Ehe nach dem Rabattprinzip funktionierte. Nach der Anzahl
ihrer gemeinsamen Jahre stand ihm automatisch eine zweite Chance zu.
    »Ich
brauche Zeit zum Nachdenken. Und für meine Hobbys«, sagte sie leichthin.
    »Seit wann
hast du Hobbys, Line?«
    Nein, sie
würde nicht explodieren. Nein, nein, nein.
    »Seit
heute«, verkündete Caroline und kramte aus ihrem Rucksack ihr Telefon hervor.
Max hatte ihr im Zug via Bluetooth Nummern von seinem Handy überspielt. Musik
war noch besser als Knäckebrot. Man friemelte die Lautsprecher ins Ohr und
verabschiedete sich von allen unangenehmen Störgeräuschen. Caroline drehte die
Lautstärke hoch. Die Poppys übertönten mit ihren fröhlichen Jungenstimmen
alles, was Philipp zu sagen hatte.
    »Non, non, rien n'a change.«
    Von wegen:
Nichts hatte sich verändert. Nach Lourdes blieb kein Stein auf dem anderen. Sie
würde sich damit auseinandersetzen müssen. Morgen. Übermorgen. Aber nicht
heute. Heute sang sie mit den Poppys und behauptete, dass alles beim Alten war.
     
    Philipp
hatte schon die Klinke in der Hand, als Carolines Stimme durch die Kanzlei
tönte. Laut und sehr eigentümlich. Philipp wusste nicht einmal, dass seine Frau
singen konnte. Ihm dämmerte, dass er vieles nicht wusste.
    Caroline
tänzelte singend durch ihr Büro und suchte zwischen Gesetzestexten,
Aktenordnern und den gesammelten Ausgaben der Neuen Juristischen Wochenschrift
einen geeigneten Platz für das wichtigste Mitbringsel: eine hölzerne
Marienstatue, so wie sie in Lourdes tausendfach und billig zu kaufen war. Massenware
made in Fernost. Und doch ging ein magischer Glanz von ihr aus, der das dunkle
Zimmer erhellte. Beweisbar war das nicht. Aber das war Caroline denkbar egal.
Maria hatte sich in ihre Biografie eingeschrieben. Und dafür musste sie weder
glauben noch katholisch sein.
     
    79
     
    »Muss das sein?«, fragte sie kläglich.
    Max zog
Kiki einfach weiter. Kiki kannte die Thalbergs gut genug, um sich auszumalen,
wie sie reagieren würden, wenn Max sie gleich vorstellen würde. Mitten auf dem
Golfplatz. Im Internet hatte Kiki gelesen, schwedische Forscher hätten
ermittelt, dass Golfspieler fünf Jahre länger lebten als Nichtgolfspieler
gleichen Geschlechts und Alters. Kiki befürchtete, dass das nur auf schwedische
Golfspieler zutraf. Denn das, was dem distinguierten Ehepaar an Loch neun
bevorstand, würde sicher nicht zur Verlängerung ihres Lebens beitragen.
    Schon von
Weitem erkannte sie ihren Chef Johannes Thalberg trug eine karierte Hose, einen
weißen Pullunder mit blau abgesetztem V-Ausschnitt und eine hippe, weiß gerandete
Designerbrille, seine Frau daneben war ganz in Weiß gekleidet. Kiki war Frau
Thalberg erst einmal begegnet, als sie etwas in der noblen Marienburger Villa
abholen musste. Auch damals war sie ganz in helle Farben gekleidet. Sie passte
so harmonisch ins cremefarbene Designer-Interieur, dass Kiki sie fast übersehen
hätte.
    Kiki
merkte vor lauter Nervosität fast nichts, und es entging ihr, dass Max nicht
mehr an ihrer Seite war. Der Greenkeeper, seit der Episode am Ententeich ein
großer Fan von Max, hatte ihn entdeckt, umarmte ihn überschwänglich und wollte
ihn vor lauter Wiedersehensfreude nicht mehr loslassen.
     
    »Kiki«,
rief Thalberg. Ganz offensichtlich hatte ihr Entwurf sie in den Duzstand
erhoben. »Was für ein Zufall, Kiki«, verkündete Thalberg. »Die Vasen.
Großartige Entwürfe. Simpel, klar, überzeugend. Sie wollen nicht wissen,
welchen detailverliebten Mist ich von Ihren Kollegen bekommen habe.«
    Kiki
nickte stumm, suchte die Hand von Max und griff ins Leere. Jetzt erst merkte
sie, dass sie alleine mit den Thalbergs war.
    »Normalerweise
ist das ein Grund, miteinander anzustoßen«, fuhr Thalberg fort. »Aber leider
haben wir private Verpflichtungen.«
    Max war
noch immer mit dem Greenkeeper beschäftigt. Sie saß in der Falle.
    »Wir
erwarten unseren Sohn mit seiner neuen Freundin«, erklärte Frau Thalberg, die
von der Diskretion, die ihr Mann in privaten Dingen an den Tag legte, nicht
viel hielt. »Sie würden unseren Max nicht wiedererkennen. Er ist so
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