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Peetz, Monika

Peetz, Monika

Titel: Peetz, Monika
Autoren: Die Dienstagsfrauen
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Augen. Frido
war gekommen. Mit allen vier Kindern. Sie ließen es sich nicht nehmen, Eva
höchstpersönlich in den Schoß der Familie zurückzuholen. Gerührt umarmte Eva
alle fünf. Sie war so froh, ihre Familie wiederzusehen.
    »Sie sehen
heil und kein bisschen verhungert aus«, flüsterte Caroline Eva zu.
    »Anna ist
so groß. Als ob sie ein paar Zentimeter gewachsen ist«, bestätigte Eva und
verdrückte eine kleine Träne.
    Hinter
Fridos Auto bremste ein Taxi. Estelle kam aus dem Hotel. In Kostüm und auf
hohen Hacken. Wo sie die wohl herhatte?
    »Wohin
willst du?«, rief Caroline ihr zu.
    »Zum
Flughafen. Ich habe zwei Wochen Wellness im Süden gebucht. Das brauche ich, um
wieder zu mir selbst zu finden.«
    Zeit,
wirklich Abschied voneinander zu nehmen, gab es nicht. Das Hotel hatte keine
Zufahrt und die Avenue Bernadette Soubirous war so eng, dass Fridos Auto für
einen Stau sorgte. Hinter ihm hupte ein Lieferwagen, Rollstuhlfahrer
beschwerten sich, dass sie nicht vorbeikamen, der Besitzer der Horlogerie
informierte sie über das absolute Halteverbot. Nach zehn Tagen Entschleunigung
ging plötzlich alles drunter und drüber und viel zu schnell.
    Als Kiki
und Max frisch geduscht und Arm in Arm aus dem Hotel kamen, konnten sie Eva und
Estelle gerade noch hinterherwinken.
    Caroline
sah sich suchend um: »Wo ist Judith?«
    »Abgereist«,
sagte Kiki nüchtern. »Gestern schon.«
    Caroline
zuckte mit den Achseln: »Vielleicht besser so.«
    Schweren
Herzens machte sie sich auf den Weg nach Köln. Zu Philipp.
     
    76
     
    Zögerlich
betrat Judith die Krankenunterkunft, wo Dominique die Tische fürs Mittagessen
vorbereitete. Wenn er verblüfft war, Judith zu sehen, ließ er es sich nicht
anmerken. Er hatte kein Interesse daran, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Er
hatte Wichtigeres zu tun.
    »Ich würde
gerne mit Ihnen sprechen«, versuchte Judith es leise.
    Dominique
durchbohrte sie mit einem einzigen Blick. Unter seinen dichten Augenbrauen war
keine Spur von Verzeihen und Milde zu erkennen. »Sie haben ein unschlagbares
Talent, im unpassenden Moment aufzukreuzen«, brummte er barsch. Er ließ sie
stehen und ging seiner Arbeit nach.
    Judith
ließ sich nicht beeindrucken. Sie hatte so viele Fragen. Über Arne. Über die
Zeit, die er hier verbracht hatte. Vielleicht wollte sie auch nur Dominique
davon überzeugen, dass sie kein schlechter Mensch war.
    »Ich kann
warten, bis es Ihnen passt«, meinte sie vorsichtig. »Ich habe Zeit.«
    Statt
einer Antwort drückte Dominique ihr einen Stapel Teller in die Hand. Ohne Frage
und ohne Erläuterung.
     
    Einen
Moment zögerte Judith, dann nahm sie die Herausforderung an. Sie verteilte die
Teller auf die Achtertische. Und dann das Besteck, die Servietten und die
Brotkörbe. Es gab viel zu tun. Und jede Hand war hilfreich. Sie sah sich nicht
einmal nach Dominique und seiner Reaktion um. Es ging ihr nicht um den Beifall.
Und jetzt war es an Dominique, verblüfft zu sein.
     
    77
     
    Eva
verbrachte einen großartigen Tag mit ihrer Familie. Zum Abschied waren sie mit
der Zahnradbahn auf den Pic du Jer gefahren. Eva war wichtig, dass ihre Familie
wenigstens eine leise Ahnung bekam von der Großartigkeit der Landschaft und des
Weges, den sie zurückgelegt hatte. Sie hatten auf der Aussichtsterrasse auf dem
Berg Eis gegessen und Geschichten ausgetauscht. Eva erzählte von dem Schwein
Rosa, den Pilgern, die sie getroffen hatte, von dem Streit zwischen Judith und
Caroline, von Max und Kiki und vom Cassoulet. Selbst Jacques, der kochende Easy
Rider, kehrte in ihren Erzählungen zurück. Nur den Kuss verschwieg sie. Man
musste nicht alles wissen und schon gar nicht alles erzählen, hatte sie in den
letzten Tagen gelernt. Frido sah seine Frau neugierig an. Da war ein Glanz in
ihren Augen, ein Leuchten, das er lange nicht gesehen hatte. Er wusste wieder,
warum er sich in Eva verliebt hatte.
     
    Eine halbe
Stunde später saß Eva im Auto. Die Landschaft, die sie lieb gewonnen hatte, zog
in rasendem Tempo an ihr vorüber. Sie vermisste die Gerüche und das Gefühl, das
die warme Luft auf der Haut hinterließ. Die Klimaanlage filterte die
Eigentümlichkeit des Landes weg. Dörfer und Felder flogen schnell an ihrem
Fenster vorbei. Kein Detail blieb hängen. Fridos Hand ruhte in der ihren. Er
überschüttete sie mit verliebten Blicken und Komplimenten. »Es ist so gut, dass
du wieder da bist. Ich habe dich vermisst.«
    Eva nickte
glücklich. Von hinten redeten alle auf sie ein.
    »Weißt
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