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Peetz, Monika

Peetz, Monika

Titel: Peetz, Monika
Autoren: Die Dienstagsfrauen
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und das gute Golfhandicap ansah.
Luc vermutete, dass sie bereits im Chanelkostüm geboren war.
    »Die fünf
Frauen, die neulich hier waren.« Bei Tom war endlich der Groschen gefallen. Er
strahlte über das ganze Gesicht. »Kommt diese Kleine auch wieder? Die mit den
langen Beinen und dem kurzen Rock.«
    »Kiki?
Lass bloß die Finger von Kiki«, warnte Luc.
    »Aber sie
sieht nett aus.«
    Luc wusste
es besser. Kiki war nicht nett. Kiki war umwerfend. Fröhlich, wild, voller
Energie, chronisch gut gelaunt und gern verliebt. »Von Keuschheit kriegt man
Pickel«, behauptete sie. Französisch wollte sie lernen, weil sie sich auf ihrer
Interrailtour nach dem Abitur unsterblich in einen Matthieu aus Rouen verliebt
hatte. Sie hoffte, es würde ihrer Beziehung neue Impulse geben, wenn sie sich
auch mal unterhalten könnten. Leider stellte sie bereits nach vier Stunden
»Französisch für Anfänger« fest, dass Matthieu am liebsten über seine
Exfreundin redete. Sie ließ sich von Nick trösten. Und von Michael. Kiki
träumte von einer festen Beziehung, liebte den Sex jedoch mehr als die daran
beteiligten Männer.
    »Das Gute
am Singledasein ist, dass man sich ganz auf die Karriere konzentrieren kann«,
redete sie sich ein. Single war sie, nun fehlte ihr nur noch die passende
Karriere. Ihr jetziger Job als Kreative bei dem renommierten Design-Studio
Thalberg hatte ihr nicht den erhofften Durchbruch gebracht. Kiki war Teil eines
Designerteams, das Johannes Thalberg zuarbeitete. Der kreative Kopf und
Übervater des Unternehmens entwarf Möbel, Lampen, Wohn- und Küchenaccessoires,
bisweilen auch komplette Interieurs von Läden und Hotels. Noch hatte Kiki es
nicht geschafft, sich in der Gruppe der Designer besonders hervorzutun. Doch
Kiki glaubte an Morgen. Jeden Tag aufs Neue.
     
    »Jetzt
erzähl schon«, drängte der junge Kellner.
    Luc hätte
viel erzählen können. Er kannte nicht nur Kikis Männergeschichten. Die fünf
Frauen ahnten nicht einmal ansatzweise, wie viel Luc von ihren Leben mitbekam.
Der aufmerksame Lauscher wusste selbst über die traditionellen
Mehrtagesausflüge der Dienstagsfrauen Bescheid. Kein Wunder, schließlich wurden
die Anekdoten der jährlichen Reise regelmäßig bei den Dienstagsrunden
aufgewärmt und führten ebenso regelmäßig zu großen Heiterkeitsstürmen.
    Das erste
Mal fuhren sie weg, um sich in der Abgeschiedenheit des Bergischen Landes auf
die Französischprüfung vorzubereiten. Das gemeinsame Lernwochenende der Dienstagsfrauen
war ein großer Erfolg. Die Prüfung weit weniger. Kiki und Estelle erschienen
erst gar nicht. Kiki war zu der Zeit eher mit französischer Körpersprache
beschäftigt, und Estelle hatte festgestellt, dass ein Ferienhaus in Frankreich
out und die Algarve in war. Warum dann noch Französisch lernen? Der Jungärztin
Eva drehte sich vor lauter Aufregung der Magen um, sodass sie den Großteil der
Prüfungszeit auf der Toilette des Institut Francais verbrachte. Später stellte
sich heraus, dass sie die Aufregung weniger der Prüfung als ihrem neuen
Zykluscomputer zu verdanken hatte. Der war nicht ganz ausgereift. David, ihr
Erstgeborener, dafür umso mehr. Sieben Monate später kam er zur Welt. Über
viertausend Gramm schwer, siebenundfünfzig Zentimeter und der Grund, warum es
bei Eva nie mehr was wurde. Nicht mit dem Französischexamen und nicht mit der
Assistenzstelle am Herzzentrum in Paris. Den unterschriebenen Vertrag bewahrte
sie bis heute auf: »Als Symbol für das Leben, das ich beinahe geführt hätte«,
wie sie sagte.
    Judith
legte die Prüfung ordnungsgemäß ab und fiel durch. Die stolze Summe für die
systematische Desensibilisierung bei Prüfungsangst, die sie hinter Kais Rücken
vom Haushaltsgeld abgezwackt hatte, hätte sie sinnvoller verwenden können.
    Nur
Caroline, die Anwältin mit dem Prädikatsexamen, bestand. Natürlich als Beste.
Caroline brillierte mit perfektem Französisch. Obwohl Luc ihre Karriere
aufmerksam in der Zeitung verfolgte, wurde ihm nie klar, wofür sie die Sprache
brauchte: Keiner der Schwerverbrecher, mit denen sie als Strafanwältin zu tun
hatte, hatte jemals versucht, den Louvre auszurauben, eine Air-France-Maschine
zu kapern oder den Eiffelturm zu sprengen. Selbst Carolines Ehemann Philipp,
Allgemeinarzt in Lindenthal, fuhr am liebsten nach Italien in den Urlaub. Nicht
einmal die beiden Kinder von Caroline hatten Unterstützung bei den
Französischhausaufgaben nötig. Carolines Kinder hatten keine Schulprobleme so
wie die vier
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