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Pechvogel

Pechvogel

Titel: Pechvogel
Autoren: Alexander Fuchs
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bisschen mehr als die Hälfte davon schaffen würde.«
    »Wenn du weiter so viel qualmst und dich zudem schlecht ernährst, hast du gute Chancen noch unter die Hälfte zu kommen.«
    »Das war aber jetzt eine Ohrfeige für mich«, lächelte Gabi.
    »Nein, ich bin nur schonungsloser Realist.«
    Die ich-schlaf-gleich-ein-Bedienung stellte die Getränke auf dem Tischen ab.
    »Ichmussabkassierenweilwirgleichwechseln«, sagte sie plötzlich in einem Blitz-und-Donner-Tonfall.
    Richard kam die Wortfolge zu schnell. »Das hab ich jetzt nicht verstanden.«
    Sie wiederholte ihren Satz. Richard verstand nun immerhin das Wort abklassieren .
    »Ich mach das«, sagte Gabi.
    »Nein, das kann ich nicht annehmen.«
    »Komm, Richard, ich lad dich ein. Zier dich nicht so.«
    Richard ließ es geschehen. Er ergab sich Gabis Forschheit. Ein weiterer Schritt auf sie zu und nicht von ihr weg.
    »Danke, das ist echt lieb von dir«, sagte er.
    »Eine Cola kann ich mir gerade noch leisten.«
    Kurzes Schweigen.
    »Und, wie war dein Tag so?«, fragte Richard.
    Gabi erzählte von bösen Kunden in der Gärtnerei, die nur aufs Geld schauten, aber die schönsten Blumen nicht erkannten. Von ihrer Vorgesetzten, die sehr stimmungsanfällig war. Heute hatte sie einen ganz schlechten Tag. Und so ging das immer weiter. Richard erfuhr nahezu Gabis ganzen Tag.
    Nur eine Sache hatte sie noch nicht erzählt.
    »Bist du heute mit dem linken oder dem rechten Bein zuerst aus dem Bett gestiegen?«, fragte er.
    »Wieso?«, fragte sie mit gerunzelter Stirn.
    »Vergiss es. Ist mir nur gerade so in den Kopf gekommen.«
    Er musste schnell ein anderes Thema finden.
    »Hast du `ne eigene Wohnung?«
    »Nein, ich wohne noch bei meinen Eltern.«
    »Schön«, sagte Richard gedehnt.
    »Das hat echt viele Vorteile. Mami kocht immer das Essen, sie putzt auch, klar, und waschen muss ich auch nicht selbst. Es lebt sich gut so. Mir bleibt mehr Zeit für mich und meinen Sport.«
    »Ja, da hast du vollkommen recht.«
    Gabi Fleischmann, eine faule Neunundzwanzigjährige, die nach Strich und Faden verwöhnt werden wollte, dachte Richard. Die lasse ich nicht in meine Wohnung.
    »Wie sieht’s bei dir aus, hast du ne eigene Wohnung?«, fragte Gabi und trank dabei den letzen Schluck ihrer Heißen Schokolade.
    »Ja. Ich bin mein eigener Herr in der Wohnung. Mache alles selbst.«
    »Toll. Hast du am Samstag schon was vor?«
    »Ähm, na ja, so richtig nicht.«
    Er dachte an seinen männlichen besten Kumpel, Maximilian Hintergruber, mit dem er sich samstags im gemeinsamen Stammlokal traf. Wenn keiner von beiden gerade mit einer Frau zusammen war, also bei Max nie, trafen sie sich regelmäßig.
    »Wie wär’s, wenn ich zu dir komme und wir uns einen schönen Abend machen?«, sagte Gabi in einem plötzlich ganz weichen und verspielten Tonfall.
    »Das wäre schon schön«, sagte Richard und wollte eigentlich sagen, das wäre schön wenn du nicht kommen würdest.
    Gabi griff in ihren Shopping-Center und holte ein kleines Büchlein und einen Stift heraus. Sie bat um Richards Adresse und seine Telefonnummer. Richard gab sie ihr. Flugs verschwand Büchlein und Stift wieder im Shopping-Center.
    »Toll, das wird sicher ein schöner Abend. Um wie viel Uhr passt es dir denn?«, fragte Gabi.
    »So um zwanzig Uhr vielleicht.«
    »Wie wäre es um neunzehn Uhr dreißig?«
    »Wäre auch okay.«
    »Gut, dann haben wir mehr Zeit. Ich muss ja auch erst alles aufbauen bei dir.«
    »Wie aufbauen?«, fragte Richard.
    »Meine Staffelei und so.«
    »Ich dachte, wir wollen vielleicht zusammen kochen.«
    »Das können wir auch, aber hinterher.«
    »Hinter was denn?«, fragte Richard schon fast ängstlich.
    »Ich werde dich am Samstag nackt zeichnen«, sagte Gabi, stand auf, gab Richard ein Küsschen links, ein Küsschen rechts und verabschiedete sich.
    Richard brauchte zwei Minuten, bis er wieder Luft holen konnte.

KGB-Kleinschmidt
     
    Er hatte noch zehn Stunden Zeit, dann wollte Afro-Lockenmähne-Qualm-Gabi ihn nackt zeichnen. Das würde er nicht zulassen, aber er hatte noch keinen Plan, wie er das verhindern konnte.
    Auch wenn die Frau eine einzige Naturkatastrophe war, so war es eine fremde Person die in seine eigene Vatikanstadt zu Besuch kam. Alleine das reichte ihm, sich nun endlich zum Kauf eines neues Sofas aufzuraffen.
    Richard ging in ein großes Möbelhaus hier in München, das jeden Preis so durch die Mangel drehen wollte, das nur noch Schall und Rauch übrig blieb (derzeit gab es laut Werbung in
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