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Pearl Harbor

Pearl Harbor

Titel: Pearl Harbor
Autoren: Harry Thürk
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sprachen von der Besorgnis des Verfassers über den tobenden Sturm und die schmetternden Wellen, die Ruhe und Frieden der Meere störten. Jeder Anwohner eines Meeres sei ein Bruder des Verfassers, sein Frieden sei auch der Frieden des anderen.

    Als der Kaiser geendet hatte, legte er das Papier weg und blickte in die Runde. Ohne seine Stimme zu heben, sagte er: »Ich lese dieses Gedicht oft, um meine Friedensliebe zu stärken. Es ist gut, auch in dieser Stunde der Entscheidung zu wissen, daß wir bis zum letzten Augenblick nichts anderes wollen als den Frieden. «
    Tojo hielt es für Geschwafel, was der bebrillte Herrscher da von sich gab, aber er dachte nicht daran, eine Bemerkung zu machen. Schließlich trug die Regierungsperiode Hirohitos den anspruchsvollen Namen » Showa« - Leuchtender Friede. Das verpflichtete wohl zu solchen Reden. Außerdem war es immer gut, wenn das Staatsoberhaupt vom Frieden sprach. Es gab in der Weltgeschichte recht wenige Beispiele dafür, daß ein Krieg nicht mit der Beteuerung ausgelöst wurde, er solle nur der Erhaltung des Friedens dienen. Reden sind Reden, sagte sich der nüchtern denkende Tojo. Flugzeugträger, Bomber und U-Boote hingegen sind Realitäten.
    Der Kaiser hatte nicht die Absicht, seine Generale umzustimmen. Ebenso wußte er, daß durch seine nach außen hin stets versöhnliche Haltung die Amerikaner in den letzten Monaten erheblich über die wahren Absichten Japans getäuscht worden waren. Sie hatten über dem geschickt eingefädelten diplomatischen Tauziehen, das Nomura und Kurusu in Washington veranstalteten, stark in ihrer Aufmerksamkeit nachgelassen, sonst wären ihnen die immer mehr gesteigerten Kriegsvorbereitungen Japans nicht entgangen. Und selbst, wenn sie ihnen nicht entgangen sein sollten, so würden sie sie vermutlich für die Vorbereitungen zum Angriff auf die Sowjetunion halten. Man hatte Botschafter Grew geschickt in diesem Sinne irregeführt. Aber Japan dachte nicht daran, jetzt die Sowjetunion anzugreifen. Die Sowjetunion war ein harter Gegner, das spürte Deutschland gegenwärtig am besten. Japans dünne Reserven würden einen erfolgversprechenden Angriff auf die Sowjetunion einfach nicht zulassen. Nein, der Weg mußte ein anderer sein: Zuerst mit einem überraschenden Schlag die Streitkräfte der USA im Pazifik vernichten und dann den Marsch südwärts antreten. Das Öl und den Kautschuk Niederländisch-Indiens erobern, das Zinn Malayas und die vielen anderen Rohstoffe in jenen Gebieten. So gestärkt, würde der Endkampf gegen Amerika ein leichter Krieg sein. Dann erst könnte man sich der Sowjetunion zuwenden, die bis .
    dahin hoffentlich genug Blut im Kampf mit Deutschland verloren hatte.
    Gelassen hörte Hirohito zu, wie die Generale Einzelheiten über die Besetzung der zu erobernden Länder erörterten. Schließlich einigte man sich, daß die Armee über Hongkong, die Philippinen, Malaya, Sumatra,

    Java und Borneo regieren, während die Marine über alle übrigen Gebiete herrschen sollte.
    Noch war das Datum des Angriffs, der Tag X, nicht endgültig festgelegt. Erst am 1.
    Dezember, auf der nächsten kaiserlichen Konferenz, würde darüber zu entscheiden sein. Bis dahin vertagte man sich. Tojo hielt nach dem zeremoniellen Abgang des Kaisers noch eine kurze Beratung mit den Oberbefehlshabern von Armee und Marine ab. Für dieses Trio lag der Tag X bereits fest. Die Flotte war vor drei Tagen aus ihrem Bereitstellungshafen in den Kurilen ausgelaufen. Nagano erklärte lächelnd: »Wie könnten die schweren Schiffe sonst bis zu dem von uns festgesetzten Termin an Ort und Stelle sein?« Ja, Ort und Termin des Angriffs standen fest. Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren, während hier, in Anwesenheit des Kaisers, noch jenes Zeremonienspiel inszeniert wurde. Die Kaste der Militärs hatte gute Arbeit geleistet.
    Zur selben Zeit, als Hirohito noch sein Friedensgedicht deklamierte, stampften Flugzeugträger, Kreuzer und Zerstörer bereits durch das eisige Wasser des Nordpazifiks auf ihr Ziel zu, und die Flugzeugbesatzungen übten zum tausendsten Mal die Handgriffe, mit denen sie den Einsatz am Tage X beginnen würden.

Rote Sonne im Norden
    Es war Anfang des Jahres 1941 gewesen, als sich auf einer Abendgesellschaft in Tokio der Admiral Isoroku Yamamoto und der Luftwaffengeneral Takajiro Onishi trafen. Die beiden Männer wären nicht mehr jung. Aus wohlhabenden Familien stammend, hatten sie die Militärakademie absolviert und waren dann auf der
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