Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Paula Kussmaul laesst nicht locker

Paula Kussmaul laesst nicht locker

Titel: Paula Kussmaul laesst nicht locker
Autoren: Klaus Kordon
Vom Netzwerk:
musste diese Maria sein, Vaters Freundin, der Kaktus auf Stelzen. Aber weshalb hatte er sie denn mitgebracht? Das hatte er doch noch nie getan.
    »Guten Tag!«, sagte die fremde Frau und hielt Paula die Hand hin. Und vorsichtig fragte sie: »Du bist sicher die Paula, nicht wahr?«
    Paula nickte nur still und gab der Frau die Hand. Der Vater zog sie noch mal an sich und sagte stolz: »Ja, das ist mein Paulchen! Die jüngste meiner drei Töchter, aber ganz sicher nicht die dümmste.« Und bevor sie weiter so verlegen herumstehen konnten, nahm er Paulas Hand und betrat mit ihr das Haus. Seine Freundin folgte ihnen.
    Kurz darauf saßen sie zu sechst im Wohnzimmer, der Vater, seine Maria, Katja, Jenny, Paula und Linus.
    Lange wussten sie nicht, was sie sagen sollten. Katja und Jenny wunderten sich ebenfalls darüber, dass der Vater seine Freundin mitgebracht hatte. Und Linus, der ja immer noch hoffte, dass der Vater irgendwann zu ihnen zurückkehren würde, kuckte, als hätte er am liebsten ein bisschen geheult.
    Endlich sagte Maria: »Es tut mir Leid, dass wir euch so überrascht haben. Aber wir waren ganz in der Nähe – und ich wollte euch doch mal kennen lernen.« Und der Vater fügte mit ernstem Gesicht hinzu: »Vor allem aber sind wir gekommen, weil es wichtige Neuigkeiten zu bereden gibt.«
    Da blickten Katja, Jenny, Paula und Linus neugierig auf und der Vater fuhr zögernd fort: »Maria und ich, wir gehen ins Ausland ... Nach Mosambik. Maria wird dort in einer Krankenstation arbeiten – und ich auch.«
    »Mosambik?«, fragte Paula erschrocken. »Wo liegt denn das?«
    »In Afrika«, antwortete Jenny mit bösem Gesicht. Es war ihr deutlich anzusehen, was sie nun dachte: Jetzt hat uns diese Maria unseren Vater am Ende ganz weggenommen! Doch das stimmte gar nicht und das wussten sie alle. Der Vater hatte seine Maria ja erst kennen gelernt, als er schon längst bei ihnen ausgezogen war.
    »In Afrika!« Der Vater nickte und erzählte danach lang und breit, wie wichtig es wäre, dort zu arbeiten. Es gäbe dort so viele Kranke, die kein Geld für einen Arzt hatten – würde sich niemand um sie kümmern, müssten sie sterben.
    »Und wie lange bleibt ihr da?«, fragte Katja, kuckte aber nur den Vater an.
    »Erst mal zwei Jahre«, antwortete der Vater. »Dann sehen wir weiter.«
    Linus hörte es, sprang auf und flitzte aus der Tür. Vaters Maria wollte ihm nach, doch der Vater schüttelte den Kopf. »Nicht gleich. Lass ihn erst ein bisschen weinen. Er braucht das jetzt.«
    Paula wäre am liebsten auch rausgerannt. Nach Afrika ging der Vater? Und das für zwei Jahre oder noch länger? Dann war sie, wenn er wiederkam, ja schon in der 6. oder 7. Klasse? »Aber ... aber ... dann sehen wir dich ja gar nicht mehr«, protestierte sie und spürte schon, wie ihr die Tränen kamen.
    »Nicht doch!« Maria legte ihr die Hand auf den Arm. »Wir bekommen doch alle halbe Jahre Urlaub. Dann dürfen wir nach Deutschland reisen und euch besuchen.«
    »Weiß Mama schon davon?« Katja hatte mit einem Mal ein ganz fahles Gesicht.
    »Ich hab ihr am Telefon erzählt, dass wir uns bewerben«, antwortete der Vater. »Dass es geklappt hat, haben wir erst heute erfahren. Und da sind wir gleich vorbeigekommen. – Schade, dass Jäcki Spätdienst hat!«
    Nach Afrika, dachte Paula immer noch. Das war wie mit Enno und seinen Eltern, nur andersherum: Der Vater kam nicht zurück, sondern ging fort. Und seine Kinder mussten nicht mit, sondern blieben zurück.
    »Afrika hört sich so weit an.« Der Vater machte ein verlegenes Gesicht. »Doch wozu gibt's Flugzeuge? Nur ein paar Stunden Flug und schon stehen wir bei euch vor der Tür.«
    Katja, Jenny und Paula sahen sich an – und da sagte Paula auf einmal: »Ihr braucht mir das Geld nicht zurückzugeben. Jedenfalls nicht gleich.«
    Der Vater und seine Maria verstanden nicht, um was für Geld es sich denn handelte. Katja und Jenny aber hatten sofort begriffen. Traurig lächelten sie Paula zu.
    Und Paula lächelte zurück. Sie war ja so froh, dass sie wenigstens Katja, Jenny und Linus noch hatte. Und die Mutter. Natürlich: vor allem die Mutter! Aber die Mutter wollte den Vater ja sowieso nicht mehr so oft sehen. Katja, Jenny, Linus und Paula hingegen hatten sich über jeden Besuch von ihm gefreut. Und nun mussten sie jedes Mal ein halbes Jahr warten. Da mussten sie doch zusammenhalten.

Freunde
    Tags darauf kam Enno wieder zur Schule. Er sah sehr bleich aus, schaute niemanden an und sagte kein Wort. Er sah
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher